Boateng: "Ich bin unschuldig"

Von Interview: Jochen Tittmar
Kevin-Prince Boateng spielte in der Bundesliga bislang für Hertha BSC und Borussia Dortmund
© Getty

Kevin Prince Boateng ist ein Fußballer, der ungemein polarisiert. Der Spieler des FC Portsmouth wechselte vergangenen Sommer von Tottenham über Dortmund zu Pompey und war dort trotz enttäuschendem Saisonverlauf einer der besten Spieler.

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Im Interview spricht Boateng über das Verhältnis zu seinem Bruder Jerome, die sogenannte "Autospiegelaffäre" und eine mögliche Rückkehr nach Dortmund.

SPOX: Herr Boateng, trotz des FA-Cup-Finaleinzugs geht es in Portsmouth derzeit drunter und drüber. Der Verein ist bereits abgestiegen. Bei Ihnen läuft es jedoch richtig gut.

Kevin-Prince Boateng: Der Wechsel von Tottenham nach Portsmouth hat mir auf jeden Fall sehr gut getan. Hier konnte ich mich von Anfang an sportlich positiv in Szene setzen. Das Spiel in England ist schneller und körperbetonter, das kommt mir zugute. Wichtig ist für mich immer, dass ich das Vertrauen des Trainers genieße.

SPOX: Da möchte ich gleich einhaken. Was für ein Typ ist Avram Grant?

Boateng: Er ist ein Trainer mit großer Erfahrung. Von Ihm kann man in vielerlei Hinsicht lernen, ob taktisch oder trainingsspezifisch.

SPOX: Ihr Verein muss in die 2. Liga runter und ist zudem noch pleite. Wie ist aktuell die Stimmung im Klub?

Boateng: Wir haben trotz allem eine sehr gute Kameradschaft. Das ist besonders wichtig im heutigen Profifußball. Für die Insolvenz können die Spieler ja keine Verantwortung übernehmen.

SPOX: Dortmund hätte Sie gerne weiter behalten, doch konnte Sie nicht bezahlen.

Boateng: Ich wäre wirklich gerne beim BVB geblieben. Die haben dort eine richtig tolle Truppe. Und natürlich auch einen guten Trainer, bei dem ich mich immer sehr wohl gefühlt habe. Schade, dass nichts aus einer langfristigen Zusammenarbeit geworden ist.

SPOX: Wie groß ist vor diesem Hintergrund die Möglichkeit einer Rückkehr? Jürgen Klopp würde Sie wohl mit Kusshand nehmen.

Boateng: Das liegt leider nicht in meiner Hand, mehr kann ich nicht dazu sagen.

SPOX: Hadern Sie manchmal mit sich selbst, dass Sie die schlechten Nachrichten irgendwie auch etwas anzuziehen scheinen? Sie sind in Dortmund auch durch harte Fouls aufgefallen.

Boateng: Ich habe hier in England noch keine einzige Rote Karte bekommen. Ich würde auch niemals absichtlich oder vorsätzlich jemanden verletzen. Die Fouls beim BVB waren auch einfach unglückliche Situationen.

SPOX: Was ist denn eigentlich aus der sogenannten "Autospiegelaffäre" geworden?

Boateng: Im Sommer wird die Sache endgültig geklärt. Ich kann es nur erneut betonen: ich bin unschuldig.

SPOX: Sie betonen auch immer wieder, dass Ihnen ihr Image egal ist. Ist das wirklich so?

Boateng: Ich bin eben so wie ich bin. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich mich persönlich nicht verändern möchte. Ich war natürlich auch bei manchen Dingen in der Vergangenheit selbst schuld. Sobald ein Sportler allerdings seine Leistung bringt, ist alles in Ordnung.

SPOX: Wie leben Sie denn in England?

Boateng: Ich wohne in Southampton, weil wir hier unser Trainingsgelände haben. Ich habe eine Wohnung direkt am Hafen. Ich habe viel Kontakt mit Freunden von früher. Ich habe mittlerweile auch ein neues Management, das mir alles abnimmt. Ich muss aber schon zugeben, dass Portsmouth und Southampton nicht mit einer Stadt wie Hamburg vergleichbar sind.

SPOX: Inwiefern haben Sie denn generell noch Kontakt nach Deutschland?

Boateng: Die letzten Wochen war ich in Deutschland, da ich einen Syndesmoseriss im linken Sprunggelenk hatte. Daher habe ich meine Reha in Berlin gemacht. Nebenbei habe ich mich mit Freunden getroffen. Wenn ich in England bin, wird eben meistens telefoniert.

SPOX: Wie intensiv ist denn der Kontakt mit Ihrem Bruder Jerome? Es hieß, dass ihr Verhältnis zueinander gestört sei.

Boateng: Blödsinn. Wir haben ein gutes Verhältnis, alles andere wäre gelogen. Jerome war schon öfters bei mir in England. Wir waren zusammen italienisch essen. Ansonsten bleibt natürlich auch wenig Zeit, um seine Freizeit miteinander zu verbringen.

SPOX: Jerome wechselt wohl im Sommer zu Manchester City. Haben Sie ihm die Premier League schmackhaft gemacht?

Boateng: Es ist natürlich schon auch so, dass man sich über zukünftige Entscheidungen unterhält. Schlussendlich muss er sie aber selbst treffen. Ich kann nur sagen, dass die Stadien in England fast immer ausverkauft sind. Das hat schon seinen Reiz.

SPOX: Sie selbst wollen für die Nationalmannschaft Ghanas spielen. Wie lange dauert es noch, bis eine endgültige Entscheidung getroffen ist?

Boateng: Ich warte jeden Tag sehnsüchtig auf die Mitteilung, dass ich für Ghana spielen kann und darf. In England spielen einige ghanaische Nationalspieler, mit denen ich ständig in Kontakt stehe. Ich hoffe, es klappt bald.

SPOX: Letzte Frage: Hertha BSC liegt derzeit auf dem letzten Tabellenplatz. Steigt Ihr Ex-Verein ab?

Boateng: Ich fürchte, dass sie das selbe Schicksal erleiden wie wir.

Kevin-Prince Boateng im Steckbrief