"Die Konkurrenz wird schärfer"

Von Interview: Andreas Lehner
England, Premier League, Dietmar Hamann, Manchester City
© Getty

Irrsinnige Transfers, Übernahmen durch Großinvestoren: Die Premier League steht Kopf. Mittendrin Manchester City-Profi Dietmar Hamann, der mittlerweile seit zehn Jahren auf der Insel spielt und alles hautnah miterlebt.

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Im SPOX-Interview spricht der 35-Jährige über den "Transfer Deadline Day", den neuen Besitzer von ManCity Al Fahim und einen möglichen Wechsel von Cristiano Ronaldo zu den Citizens.

SPOX: Herr Hamann, haben Sie schon einen neuen Bentley?

Dietmar Hamann: Nein, wieso? Ich habe noch mein altes Auto.

SPOX: Also hatte die Übernahme von Manchester City durch die Abu Dhabi United Group noch keine Auswirkungen.

Hamann: Naja, für mich war das nicht besonders aufregend. Ich habe alles erst aus der Presse erfahren, wie die meisten anderen auch. Jetzt müssen wir abwarten, was kommt. An der täglichen Arbeit hat sich bisher nichts verändert und es wird sich wohl auch nicht viel ändern.

SPOX: Wurden Sie nicht persönlich vom Verein informiert?

Hamann: Nein. Wir hatten auch noch keinerlei Kontakt zu den neuen Besitzern.

SPOX: Sulaiman Al Fahim hat ja schon zugegeben, den Verein nicht wegen seiner Tradition gekauft zu haben, sondern zum Ruhme Abu Dhabis. Haben Sie keine Angst, zum Spielzeug eines Investors zu werden, der nur sein Prestige stärken will und sie deswegen schon nach kurzer Zeit wieder fallen lassen könnte?

Hamann: Wissen kann man es nie. Unser Investor hat immerhin versprochen, dass er länger bleiben will. Man muss jetzt erstmal die nächsten Monate abwarten und sehen, was passiert.

SPOX: Insgesamt herrscht in England große Unruhe. West Ham und Newcastle haben sich vom Trainer getrennt - unter anderem, weil sie mit den Investoren aneinander geraten sind...

Hamann: Bei Vereinen wie Manchester United oder Arsenal gibt es diese Probleme nicht. Da sind die Trainer schon viele Jahre im Amt. Bei anderen Vereinen läuft es nicht so ab - vor allem weil die Investoren utopische Ziele haben und zu ungeduldig sind. Die Beispiele zeigen aber, dass Stabilität und Konstanz enorm wichtig für die Arbeit sind und man damit großen Erfolg haben kann.

SPOX: Bei City begann die Arbeit mit hektischem Treiben. Der Transfer von Robinho kam erst kurz vor Mitternacht zustande. Wie haben Sie den letzten Tag vor Transferschluss erlebt? (Die verrückte Transfernacht im Zeitraffer)

Hamann: (lacht) Ich selbst war ja nicht auf dem Transfermarkt, deshalb geht man das alles ganz gelassen an. Aber man schaut schon gespannt auf die Transfers, die da in letzter Minute noch über die Bühne gehen und ist überrascht.

SPOX: Überrascht wahrscheinlich auch, wenn der eigene Verein kurz vor knapp noch Angebote für Mario Gomez, David Villa und Ruud van Nistelrooy raushaut.

Hamann: So weit ich weiß, haben sie nur für ein oder zwei Spieler geboten. Man darf auch nicht alles glauben, was da geschrieben wird.

SPOX: Sie glauben also nicht daran, dass in kürzester Zeit die Mannschaft komplett umgebaut wird?

Hamann: Nein. Wir werden sicherlich daran arbeiten, dass die Mannschaft immer mehr an den Standard der großen Vereine herankommt. Wie schnell das geht, weiß ich nicht. Das Wichtigste ist sowieso, dass man ein Team hat und wirklich alle an einem Strang ziehen.

SPOX: Nun hat Ihr neuer Besitzer vollmundig angekündigt, dass ManCity der größte Klub der Welt werden soll. Realistisch oder größenwahnsinnig?

Hamann: Das geht mit Sicherheit nicht von heute auf morgen. Das ambitionierte Ziel heißt, an die großen Vier heranzukommen und dauerhaft in der Champions League zu spielen. Und die Mittel, die uns jetzt wohl zur Verfügung stehen, machen das einfacher.

SPOX: Auch Cristiano Ronaldo soll für die unvorstellbare Summe von 165 Millionen Euro verpflichtet werden.

Hamann: Versuchen werden sie es. Ob er allerdings von United zu uns wechseln wird, wage ich zu bezweifeln. Das dürfte mit Sicherheit schwer werden.

SPOX: Im Fall Robinho hat City ja immerhin den FC Chelsea ausgestochen. Ein Fingerzeig an die Konkurrenz - und an Roman Abramowitsch.

Hamann: Ob das Herrn Abramowitsch nun besonders weh tut, weiß ich nicht. Aber er hat gemerkt, dass es nun einen Verein mehr im Topf gibt, der um die Topspieler mitbieten kann. Für United und Chelsea wird die Konkurrenz in den nächsten fünf bis zehn Jahren sicher schärfer.

SPOX: Am Samstag müssen Sie gegen Chelsea ran. Ist jetzt noch mehr Brisanz drin?

Hamann: Es wird das erste Spiel von Robinho sein, dadurch wird es natürlich interessant. Für ihn wird es bestimmt eine besondere Erfahrung.

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