Balo 2.0 und die trinkenden Teufel

Von Oliver Birkner/Dominik Stenzel/Oliver Wittenburg
Themen in Europa: Zidane und der Ronaldo-copter, Rooneys Ausflüge und ein Juve-Youngster
© getty

Während Juve Geschichte schreibt, erlebt Mailand endlich wieder ein cooles Derby und einen waschechten Berlusconi. England spricht das Saufen im Allgemeinen und Rooney im Speziellen heilig. In Spanien beschäftigt man sich mit Ronaldo, Ronaldo und Killer-Viren.

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Serie A

von Oliver Birkner

Angeber des Spieltags: Spektakulär startete das offizielle 217. Mailänder Derby bereits vor dem Anpfiff. Aus 5600 Quadratmetern Material hatte die Milan-Südkurve eine enorme Choreographie gebastelt. "Nehmt das, Bauscia" war zu lesen - Ihr Angeber, wie die Interisti traditionell im Mailänder Dialekt genannt werden.

Im Gegensatz zu den "Casciavit" (Schraubenzieher) des AC. Der Dualismus entstand vor etlichen Zeiten, als Milan noch als Arbeiterklub fungierte, die betuchteren Milanesi sich Inter verschrieben. Es war einmal. Den "Angebern" wurden die 28 Trophäen der 30 Jahre Silvio Berlusconi mit dessen Konterfei unter die Nase gerieben und dem Zusatz: "Solch einen Traum wird es wohl nie wieder geben, Grazie Presidente!"

Damit könnten die Milanisti durchaus richtigliegen. Onkel Silvio genoss das Banner sichtlich gerührt und sagte: "Das war sicher nicht mein letztes Derby als Präsident." Wie meinen? Eigentlich ist der Verkauf an China doch noch in diesem Jahr geplant, doch bei Berlusconi ist schließlich alles möglich, und der Calcio wäre ohne den Cavaliere freilich um einige Kalauer ärmer. Schaun mer mal.

Das letzte Wort besaßen allerdings doch die Bauscia. Ivan Perisic glich in der zweiten Minute der Nachspielzeit zum verdienten 2:2 aus und beendete das intensivste und beste Mailänder Derby seit Jahren. Die Madonnina auf dem Dom wird es wohlwollend betrachtet haben, sie verleiht dem Stadtvergleich schließlich seit Ewigkeiten ihren Namen.

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Balotelli 2.0 des Spieltags: In der 84. Minute war die Partie zwischen Juventus und Pescara wie erwartet längst entschieden. Trotzdem kam in Form von stehenden Ovationen noch einmal Leben in die Zuschauer. Schließlich erlebten sie mit der Einwechslung von Moise Kean Historisches: Der erste Spieler des neuen Millenniums in der Serie A avancierte parallel zum jüngsten Erstligadebütanten der Juve-Geschichte. 16 Jahre, acht Monate, 19 Tage übertrafen den bisherigen Rekordhalter Renato Buso (16 Jahre, neun Monate).

Die Liga, die ihre eigenen Kinder lange verschmähte, scheint sie verspätet langsam nun doch verstärkt anzuerkennen. Über den italienischen Stürmer ivorischer Eltern aus dem piemontesischen Vercelli war im Vorfeld Erstaunliches berichtet worden. Sukzessive hatte Kean ob seiner Physis, Tore und Technik die Altersklassen der Juve-Jugend übersprungen und bereits Späher aus der Premier League angelockt. Ein Mario Balotelli 2.0, wünschenswerter Weise auch in puncto Verstand.

Agent Mino Raiola (unter anderem auch Berater von Balotelli) schnappte sich letzten Sommer schnell die Zukunft des Youngsters und Juves Sportchef Beppe Marotta sagte: "Etwas Besseres als Juventus kann ihm sportlich doch nicht passieren. König Geld muss nicht immer Kriterium Nummer eins sein." Man befindet sich gerade in Vertragsgesprächen und Marottas Sorge ist durchaus berechtigt.

Er selbst ist natürlich kein Sportchef eines mittellosen Kleinklubs, der sich nicht auch schon bei anderen Teams bedient hätte. Bisweilen ist König Geld eben auch am Hofe Juventus willkommener Gast. Vielleicht sollte Kean zuvor in mehr als sechs Minuten seine Wertigkeit auf Profiniveau demonstrieren, denn zur Matura braucht es mehr als statistische Jugend-Rekorde.

Altro? Kommt ein Premier nach Foggia... Ist nicht der Beginn eines Witzes, sondern ereignete sich am Wochenende in Apulien. Dort wollte Ministerpräsident Matteo Renzi auf Wahlkampftour seine Parteifreunde besuchen, fand den Hauptsitz allerdings verlassen vor. Immerhin hatte man ihm eine Nachricht hinterlassen: "Falls Sie etwas brauchen, wir sind im Stadion." Dort kickte Foggia gegen Catanzaro, das war wirklich mal akkurat wichtiger, also bitte.