"Beschissenste Idee des Jahrhunderts"

Von Oliver Birkner / Oliver Wittenburg / Andreas Lehner
"Ja, Lothar. Ich du bleibst Rekordnationalspieler. Nördlich der Alpen"
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Primera Division

von Andreas Lehner

Geschichtsstunde des Spieltags: Dank Uli Hoeneß weiß jedes fußballinteressierte Kind wie der Nachthimmel von Belgrad aussieht. Außerdem weiß jedes fußballinteressierte Kind, dass jeder übers Tor gejagte Elfmeter nur eine billige Kopie des Hoeneß'schen Fehlschusses ist. Und außerdem weiß aus diesem EM-Finale 1976 auch jedes nicht-fußballinteressierte Kind, dass ein lässig in die Mitte gelupfter Elfmeter nach Antonin Panenka benannt ist. Die Videoplattformen im Netz sind voll von mehr oder weniger begabten Epigonen. Gemeinhin gilt der Panenka-Elfer als höchste Kunstform des Strafstoßes, als listigste Variante des einfachen Torschusses. Der Tscheche muss sich allerdings seit Sonntagabend mit dem Gedanken anfreunden, im Olymp des Elfmeterschießens Gesellschaft zu bekommen.

Nicht weil Lionel Messi und Luis Suarez den indirekt ausgeführten Elfmeter erfunden hätten, der seitdem die ganze Welt in Schnappatmung versetzt. Sondern weil sie diese Form des Strafstoßes erstmals auf der ganz großen Bühne der Neuzeit vorgeführt haben. Es war eine Hommage an die niederländische Legende Johan Cruyff, der gerade gegen seine Krebserkrankung kämpft und 1982 im Trikot von Ajax gegen Helmond Sport einen ähnlichen Trick vorführte. Allerdings spielte Cruyff damals mit seinem Kollegen Doppelpass - und war damit viel näher am Original, als Messi und Suarez. Denn tief in den Archiven des Schwarzweißfernsehens lässt sich der wahre Urheber dieses Elfmeters ausgegraben. Henri "Rik" Coppens erfand den Zwei-Mann-Elfmeter 1957 im WM-Qualifikationsspiel gegen Island. Das sollte zukünftig auch jedes Kind wissen.

Premiere des Spieltags: Denis Cheryshev wird seine ganze Karriere wohl für immer der Spieler bleiben, der Real Madrid das peinlichste Pokalaus seiner Geschichte bescherte. Obwohl der Russe nicht wirklich viel dafür konnte, ist Cheryshev-Gate schnell ein geflügeltes Wort geworden, als ihn sein damaliger Trainer Rafa Benitez trotz fehlender Spielberechtigung in Cadiz einsetzte. Real wurde aus dem Pokal geschmissen und Cheryshev nach Valencia abgegeben. Dort darf er jetzt unter Gary Neville trainieren.

Warum weiß eigentlich nur der singapurische Besitzer Peter Lim, der den Ex-United-Verteidiger als Coach aus dem Hut zauberte. Zehn Spiele musste Valencia bis zum ersten Sieg unter Neville warten. Gegen Espanyol gelang dann endlich ein mühevolles 2:1. Siegtorschütze: Denis Cheryshev. Der deutsche Nationalspieler Shkodran Mustafi war wegen einer Sperre übrigens nicht dabei. Er hat durch seine Rote Karte in der Copa gegen Barca das Kunststück fertiggebracht, in allen Wettbewerben (Liga, Pokal, Europa League) gleichzeitig gesperrt zu sein. Er darf also am Donnerstag gegen Rapid Wien NICHT eingesetzt werden, lieber Gary Neville.

Algo mas? Alle Jahre wieder das gleiche Spiel. Das Pokalfinale steht fest und wie immer gibt es Diskussionen, wo der Sieger ausgespielt werden soll. Denn nach wie vor hält es der spanische Verband für besser, den Finalort erst dann festzulegen, wenn die Teilnehmer feststehen. Und wie gewöhnlich stellt sich die Sache nicht ganz so einfach dar. Barca und Sevilla würden gerne in Madrid spielen, im Santiago Bernabeu. Das will aber Real Madrid nicht und auch der spanische Verband ist von den zu erwartenden Pfiffen der Katalanen gegen den König und die spanische Hymne nicht begeistert.

Als Kandidaten gelten das Vicente Calderon von Atletico und das San Mames in Bilbao. Aber auch das Camp Nou ist im Gespräch. Hier holte Barca schon im vergangenen Jahr die Copa gegen den Athletic Club. Von dieser Idee des erneuten Heimvorteils hält Sevilla-Trainer Unay Emery eher wenig: "Da würde ich lieber in China spielen."