"Eh, this does not fucking slip now"

SID
Liverpool, Anfield Road: Die Ruhe vor dem Sturm
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Primera Division

Von Frank Oschwald

Tsubasa des Spieltags: Von den meisten Spaniern ernteten Levantes Victor Casadesus und Ruben Garcia eine saftige Ladung Spott am Wochenende. Von der "größten Dummheit des Jahres" bis hin zu einem Live-Kommentator, der sich vor lauter Gelächter fast in die Hose gepieselt hätte, war alles dabei. Was war passiert?

Beim Stande von 0:0 bekam Levante in der 91. Minute aus fürchterlich aussichtsreicher Position einen direkten Freistoß zugesprochen. In der kurzen Lagebesprechung heckten die beiden Spieler in trauter Zweisamkeit einen niet- und nagelfesten Siegesplan aus und warteten auf das Signal des Schiedsrichters. Dieser gab das Freizeichen, woraufhin sowohl Casadesus als auch Ruben Garcia in Richtung des Balles stürmten.

Doch statt eines zigmal gesehenen und mehr als popligen Täuschungsmanövers, trafen die beiden den Ball exakt zur selben Zeit. Größte Dummheit des Jahres? Von wegen. Denn vielmehr haben sie es tatsächlich versucht, den Traum eines jeden heranwachsenden Fußballfans zu erfüllen: den Doppelschuss. Tsubasa wäre vor Stolz geplatzt. Dass die Kugel gut fünf Meter am Tor vorbeikullerte, erwähnen wir hier mal nur nebenbei. Wir freuen uns vielmehr schon wie ein Schnitzel auf nächste Woche. Ob dann der Teufelsdreier folgt?

Knuddeln des Spieltags: Die Woche für Barca hätte durchaus geiler laufen können. International gab es erst die Niederlage gegen Atletico, am Wochenende folgte dann zu allem Überfluss auch noch eine 0:1-Pleite gegen Underdog Granada und der Absturz in der Tabelle hinter den königlichen Erzfeind. Um es einfach auszudrücken: Die katalanische Hütte brennt. Lichterloh.

Um so höher ist es Andres Iniesta anzurechnen, dass er direkt nach dem Spiel mit der Ruhe eines tibetischen Zen-Mönchs Interviews gab. Denn während der Aufzeichnung rauschte ein wildfremdes Mädchen ins Bild, klammerte sich wie ein Äffchen an den Barca-Superstar und ließ diesen nicht mehr los. Statt panisch zu reagieren, zog Iniesta das Mädchen zu sich hin, streichelte ihr durch die Haare und machte mit dem Interview weiter.

Auch als wenig später eine dreiköpfige Security-Bande das gemeingefährliche Kind von Iniesta wegschweißte, schämte er sich ob der ruppigen Art fast fremd. Barca-Gegner Granada treibt die Freunde der Statistik indes weiter in den Wahnsinn. Während die Andalusier in der letzten Saison gegen Real Madrid ein Spiel ohne einen einzigen Torschuss gewannen (nach einem Eigentor von Cristiano Ronaldo), gab's gegen Barca am Wochenende einen Dreier mit sage und schreibe 18 Prozent Ballbesitz. Chapeau, meine Herren. Für eine solche Spielweise wurde das Wort Effizienz wohl erfunden.

Und sonst? Da wir in der Ausgabe bereits sämtliche Lanzen gebrochen haben, machen wir auch beim letzten Punkt damit weiter und applaudieren für eine Spezies, die in ihrer Klubgeschichte das ihnen entgegengebrachte Lob vermutlich an einer Hand abzählen kann. Denn anders als der mosernde Real-Fan auf der Gegengerade, machen die Madrilenen auf der Südtribüne direkt hinter dem Tor meistens mächtig Alarm, werden aber dennoch mit dem Operettenpublikum über einen Kamm geschert.

Am Wochenende blieben die Fans der Südtribüne bis weit nach Spielschluss im Stadion und feuerten das Team für den bevorstehenden Copa-Clasico weiter an. Die frisch geduschten Diego Lopez und Alvaro Morata sowie Trainer Carlo Ancelotti kamen erneut auf den Rasen und bedankten sich für die Unterstützung. Eine traute und familiäre Atmosphäre im sonst so sterilen Königshaus...

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