Legende im Münzenhagel

Von SPOX
Theo Walcott spielt Anzeigetafel: Wir 2, ihr 0!
© getty
Cookie-Einstellungen

Premier League

Von Raphael Honigstein

Geste des Spieltags: Die dritte Rundes des FA-Pokals bietet für gewöhnlich wenige Spitzenspiele, aber bei einem Nord-Londoner Derby (NLD) ist natürlich immer was los. Vor dem Stadion wurde ein bisschen geprügelt, im Stadion viel gesungen ("Tim Sherwood, he comes from Boreham Wood, he ain't got a fucking clue", grölten die Arsenal-Fans grammatikalisch nicht ganz einwandfrei in Richtung des Spurs-Trainers) und als Theo Walcott beim Spielstand von 2:0 mit einer Bahre vom Platz getragen wurde, prasselten Münzen und Feuerzeuge aus der Kurve von Tottenham auf ihn nieder. Walcott hielt den Spurs-Anhängern daraufhin grinsend eine Zwei und eine Null mit den Fingern entgegen, was die Reaktionen noch verschlimmerte. "Das macht Theo zur Legende", sagte Kollege Jack Wilshere begeistert. Selbst Sherwood nahm es gelassen ("ein bisschen Spaß"), hatte aber sowieso mehr damit zu tun, sich für seine eigenartig naive 4-4-2-Taktik zu rechtfertigen, mit der sein ersatzgeschwächtes Team im Mittelfeld ständig in Unterzahl agiert hatte. "Dafür waren wir auf den Flügeln in Überzahl", behauptete Sherwood. Nun ja. Die Vorstellung der Gäste im Emirates war letztlich so schwach, dass das Publikum Verrat witterte. "Sherwood is a Gooner", ein Arsenal-Fan, sangen sie, da der ehemalige Spurs-Spieler sich im Vorfeld als Anhänger der Gunners geoutet hatte.

Pleite des Spieltags: Es sollte eine Saison des Übergangs werden, aber David Moyes hat nicht lange gebraucht, um viele historische Rekorde zu brechen. Leider sind sie allesamt negativer Natur. Vier Niederlagen in der Liga nach 20 Spieltagen hatte es für Manchester United zuletzt vor 51 Jahren gegeben. Nun sind es schon fünf in der gesamten Saison: das 2:1 von Gerhard Tremmels Swansea City im Old Trafford war zugleich der erste Sieg überhaupt der Waliser bei den Reds Devils. Unter Alex Ferguson war United in 27 Jahren überhaupt nur einmal so früh im Pokal gescheitert. "Das Imperium bröckelt", schrieb der Daily Telegraph. Moyes hatte hinterher nicht einmal Lust, dem Schiedsrichter die Schuld zuzuschieben, zu ernüchternd fiel die Analyse aus. Der Zwang, im Januar nachzurüsten, wird nun noch größer. Ob Moyes und Geschäftsführer Ed Woodward nach ihrer dilettantischen Jagd nach Neuverpflichtungen im Sommer es im weitaus schwierigeren Januar-Transferfenster besser machen, muss bezweifelt werden.

Und sonst? Der zurzeit arbeitslose Trainer Martin Allen trägt, wie treue Leser der Blitzlichter wissen, den Spitznamen "Mad Dog". Am Samstag war der 48-Jährige als Fernsehexperte für ITV im Dienst und sah dabei eher wie ein anderer Vierbeiner aus: sein Cardigan erinnerte stark an Elefant Elmer aus der gleichnamigen Kinderbuchreihe. Damit aber noch nicht genug des Gruselns: während der Sendung krabbelte Allen eine - offensichtlich farbenblinde - Spinne über den Pulli. Ähnlich giftig erwies sich Schiedsrichter Mark Clattenburg. Der Unparteiische wurde von Southamptons Adam Lallana bei der Football Association wegen Beleidigung angezeigt. "Du hast dich verändert, seit du Nationalspieler geworden bist", soll Clattenburg gesagt haben. Das ist in der Tat ganz starker Tobak. Wer hätte gedacht, dass der Ton auf englischen Plätzen derart verletzend und rau ist? Gut, dass Lallana und Southampton die Sache publik machten, demnächst sagt sonst noch ein Schiedsrichter "du bist so distanziert" oder "du rufst mich seit deinem Hattrick nicht mehr an" zu einem Spieler. Die FA fand übrigens, Clattenburg habe sich nichts vorzuwerfen und schmetterte die Anklage ab.

Serie A: Der bescheidene König Artur und bittere Tränen

Premier League: Legende Walcott und Spinne vs. Mad Dog

Primera Division: Fortuna, das miese Stück und die Mutter aller Schwalben