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Irres Spiel! Hamburg steht im Achtelfinale

Von Stefan Moser / Markus Matjeschk
HSV-Keeper Frank Rost (r.) hatte in Eindhoven jede Menge zu tun
© Getty

Der Hamburger SV steht im Achtelfinale der Europa League. Die Mannschaft von Bruno Labbadia unterlag im Rückspiel der Zwischenrunde dem PSV Eindhoven zwar mit 2:3 (0:2), zieht aufgrund der auswärts erzielten Tore aber in die nächste Runde ein. Das Hinspiel hatte der HSV mit 1:0 gewonnen.

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Mladen Petric (46.) und Piotr Trochowski (79./Elfm.) trafen für den HSV, Ola Toivonen (2.), Balazs Dzsudzsak (44.) und Dany Kovermans (89.) für Eindhoven.

28.500 Zuschauer im Philips Stadion sahen vom Anpfiff weg eine rasante Partie, die neben fünf Toren auch zwei Rote Karten und jede Menge kniffliger Schiedsrichter-Entscheidungen beinhaltete. Bitter für Hamburg: Mladen Petric musste nach einem Foul von Orlando Engelaar mit einer Verletzung am Knöchel ausgewechselt werden. Sein Einsatz im Nord-Süd-Gipfel am Sonntag gegen Bayern steht nun auf der Kippe.

Gegner des HSV im Achtelfinale am 11. und 18. März ist nun der RSC Anderlecht, der sich gegen Athletic Bilbao durchgesetzt hat.

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Der HSV muss wie üblich auf wichtige Spieler verzichten. Jarolim ist gesperrt, van Nistelrooy an der Wade verletzt und kurzfristig meldete sich auch noch Jansen mit einem Magen-Darm-Infekt ab. Dafür kehren Elia und Aogo wieder in die Startelf zurück. Auf der Bank sitzt dafür überraschend Stürmer Berg. Trainer Labbadia stellt auf 4-2-3-1 um: Petric gibt die einzige Spitze, dahinter spielen Elia links, Ze Roberto zentral und Trochowski rechts. Die Doppel-Sechs bilden in der Grundformation Tesche und Rincon.

2., 1:0, Toivonen: Demel lässt Dzsudzsak im Rücken weglaufen, der ist über links durch und spielt die Kugel von der Grundlinie in den Rücken der Abwehr. Lazovic trifft den Ball am Elfmeterpunkt nicht richtig, doch Toivonen steht goldrichtig und staubt aus drei Metern ab.

15.: Doppelchance für den PSV! Rost muss zunächst gegen den heranrauschenden Toivonen Kopf und Kragen riskieren, um mit einer Faust klären zu können. Den Nachschuss von Afellay kann Hamburgs Keeper gerade noch zur Seite abklatschen.

36.: Überragender Reflex von Rost! Afellay flankt scharf von links nach innen. Aogo will per Grätsche klären, doch der Schuss geht nach hinten los. Rost klatscht die Kugel mit einer Hand aus der Gefahrenzone.

41.: Wieder völliges Durcheinander im Hamburger Strafraum! Afellay gibt den Ball vom rechten Flügel hoch auf den Elfmeterpunkt. Bakkal rauscht heran, drückt das Leder aber so stark, dass nicht mehr als ein harmloser Aufsetzer herauskommt. Rost packt sicher zu.

43., 2:0, Dzsudzsak! Was für ein Strich vom Ungar! Freistoß für den PSV, 25 Meter vor dem HSV-Gehäuse. Dzsudzsak hält mit links drauf, Petric fälscht in der Mauer noch ab und schon schlägt's halbhoch rechts ein. Rost sieht dabei nicht wirklich gut aus...

Halbzeit-Fazit: Hamburg ist bislang noch überhaupt nicht in der Partie, spielt viel zu passiv und lethargisch. Der PSV führt absolut verdient mit 2:0.

46., 1:2, Petric: Diesmal schlägt der HSV blitzschnell zu! Trochowski schickt Petric mit einem Traumpass auf die Reise. Isaksson stürzt aus seinem Kasten heraus, Petric hebt die Kugel über den Keeper in die Maschen.

56.: Durchatmen beim HSV! Aogo nimmt nach einem langen Ball vollkommen unbedrängt den Oberarm zu Hilfe, um die Kugel aus der Luft zu fischen. Eindhoven reklamiert und auch die Fans fordern vehement Elfmeter! Ganz knifflige Kiste...

57.: Platzverweis für Dzsudzsak! Der Torschütze zum zwischenzeitlichen 2:0 fordert nach der Aktion von Aogo lautstark Elfmeter und sieht dafür Gelb. Dzsudzsak beruhigt sich auch nach der Verwarnung nicht und gibt dem Schiedsrichter einen leichter Schubser - Gelb-Rot!

65.: Eindhoven kommt über rechts. Toivonen will sich in der Mitte in Position bringen und stürmt in Richtung Sechzehner. Demel zupft und zerrt am Trikot von Toivonen und beschert dem PSV so einen Freistoß von der Strafraumgrenze.

74.: Jetzt ist die Hamburger Überzahl dahin. Demel hat schon Gelb und gräscht Pieters mit Anlauf aus den Socken. Keine Diskussion, mit Gelb-Rot muss Demel zum Duschen.

78.: Elfmeter für den HSV! Boateng versetzt Salcido mit einem Haken, Eindhovens Innenverteidiger fährt das Bein aus und Boateng fällt.

79., 2:2, Trochowski (Elfmeter): Troche zimmert die Kugel halbhoch in die Mitte.

87.: Afellay wird 23 Meter vor dem Tor nicht entscheidend angegriffen. Eindhovens Kapitän fackelt nicht lange und zieht ab, der Schuss wird noch abgefälscht. Rost macht sich ganz lang und lenkt den Ball mit den Fingerspitzen gerade noch um den linken Pfosten.

90., 3:2, Koevermans: Nach einer Ecke von links rauscht Rost an der Kugel vorbei. Koevermans sagt Dankeschön und nickt aus kurzer Distanz ganz locker ein.

Fazit: Das war's! Was für eine irre zweite Hälfte. Hamburg hielt kämpferisch gut dagegen, zieht aber letztlich eher glücklich ins Achtelfinale ein.

Star des Spiels: Piotr Trochowoski. Der 26-Jährige machte sicher nicht sein bestes Spiel im HSV-Trikot. Am Ende aber war er für das Weiterkommen verantwortlich: Bärenstarke Vorarbeit zum 1:2 und das 2:2 selbst erzielt.

Gurke des Spiels: Guy Demel. Der Ivorer stand in den letzten Wochen schon neben der Spur - und kostete den HSV auch gegen Eindhoven beinahe das Achtelfinale. Ließ sich vor dem 0:1 anfängerhaft übertölpeln und leistete sich immer wieder Stellungsfehler und schlampige Abspiele. Die unnötige Gelb-Rote Karte war die Krönung eines absolut gebrauchten Tages.

Pfeife des Spiels: Michael Dean. Der Engländer hatte große Mühe mit der phasenweise ziemlich hektischen Partie. Ließ in der ersten Hälfte noch erfreulich viele Zweikämpfe laufen, verlor mit seiner leicht fahrigen Körpersprache in der zweiten Halbzeit aber zunehmend die Kontrolle über das Spiel. Die Gelb-Rote Karte gegen Dzsudzsak war zumindest kleinlich.

Lehren des Spiels: Der Defensive mit einem Fünfer-Mittelfeld mehr Stabilität verleihen: Das war die Idee von HSV-Trainer Labbadia. Nach gut 90 Sekunden war sie Makulatur, und Hamburg schon mit 0:1 im Rückstand.

Das Gegentor war ein echter HSV-Klassiker: Rechtsverteidiger Demel verpennte einen simplen langen Pass aus der gegnerischen Hälfte, ließ seinen Gegenspieler im Rücken weglaufen und ihn in aller Seelenruhe den Treffer vorbereiten. Toivonen verwandelte aus kurzer Distanz und egalisierte damit nicht nur das Ergebnis aus dem Hinspiel, sondern raubte den Hamburgern auch noch den letzten Rest an Selbstvertrauen.

Im Spiel nach vorne agierte der HSV anschließend zunächst umständlich und harmlos: Immer wieder suchten die verunsicherten Kollegen Ze Roberto im Zentrum, doch der Brasilianer wirkte nach seiner Verletzung noch überfordert - mit seiner Verantwortung sowie mit dem Tempo und der Wettkampfhärte des Gegners.

Und auch in der Defensive war Hamburg zu passiv. Im neuen System stand das Mittelfeld zwar nominell kompakter, trotzdem bekam es keinen echten Zugriff auf den Gegner. Immer wieder kam Eindhoven in der ersten Hälfte über wenige Stationen gefährlich vors Tor, weil der HSV nicht rechtzeitig in die Zweikämpfe kam. Zur Pause musste sich Hamburg bei Frank Rost bedanken, dass es "nur" 0:2 stand.

Der Blitzstart des HSV in die zweite Halbzeit durch Mladen Petric veränderte das Spiel freilich komplett. Es entwickelte sich ein intensiver und packender Pokalfight - in dem beide Teams zusehends die spielerische Linie verloren. Das hektische Spiel lebte fast nur noch von den Emotionen - dabei aber hielt Hamburg gut dagegen.

Das letztlich wohl eher glückliche Endergebnis verdankt sich, neben der individuellen Klasse von Trochowski und Petric, jedoch auch der Naivität des PSV Eindhoven, der völlig unnötig die Kontrolle über das Spiel aus der Hand gab.

PSV Eindhoven - Hamburger SV