Michel Platini feiert Geburtstag

SID
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© DPA

Wien - Als begnadeter Spielmacher stand Michel Platini auf dem Platz immer im Mittelpunkt des Geschehens, als UEFA-Chef hält er sich bei seinem ersten großen Turnier dagegen dezent im Hintergrund.

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Europas Fußball-Präsident gibt sich bei der Europameisterschaft gern als Privatier und meidet überraschend konsequent die Öffentlichkeit. Auch an seinem 53. Geburtstag zieht er sich an diesem Samstag in Wien zurück.

"Der Präsident wird sich mit seiner Familie und Freunden zum Lunch treffen. Weitere Termine sind nicht geplant", verlautete es kurz und knapp aus der UEFA-Administration.

Unerwartet zurückhaltend

Während sich andere Spitzenfunktionäre wie Weltverbandschef Joseph Blatter, bekennender Freund und Förderer Platinis, zu gerne im Blitzlichtgewitter präsentieren, sucht "Monsieur Michel" etwas unerwartet den Rückzug. Empfänge, Partys, große Worte - beim Turnier in Österreich und der Schweiz alles Fehlanzeige.

Einen einzigen öffentlichen Auftritt vor der versammelten Weltpresse am Vortag des Eröffnungsspiels lieferte Platini ab und zeigte sich dabei gewohnt launig, aber wie so oft auch bei Fragen zu ernsten Themen wie Doping oder dem Erdbeben in China unangemessen um Pointen bemüht.

Auf des Kaisers Spuren 

Auch nach 18 Monaten im Amt als höchster Fußball-Funktionär Europas kommt bei Platini manchmal noch der ballverliebte Ex-Profi durch. Absolut glaubwürdig wirkt dadurch aber sein Bekenntnis zum Sport. "Das Wichtigste sind die Spiele. Wir wollen schönen Fußball sehen", verkündete er vor Turnierbeginn und tauchte anschließend ab.

22 der 31 EM-Partien schaut sich Platini in den Stadien an und wird dabei fast zum Fußball-Dauerreisenden wie Franz Beckenbauer vor zwei Jahren bei der Heim-WM. Die Pokalübergabe beim Finale in Wien will er dann zelebrieren - das EM-OK ließ dafür eine Drehbühne im Ernst- Happel-Stadion installieren.

Zeit für wichtige Gespräche

Hinter den Kulissen ist der vom großartigen Spielmacher zum gewieften Polit-Taktiker umgeschulte Platini aber auch während der Turniertage in Österreich und der Schweiz permanent im Einsatz. Und zu tun gibt es genug.

Die Dauer-Verhandlungen mit der EU-Bürokratie um den besonderen Stellenwert des Fußballs sind mittlerweile zu einer "Lieblingsbeschäftigung" des Europameisters von 1984 geworden.

"Ich kann die Zeit sehr gut nutzen, um wichtige Gespräche mit wichtigen politischen Größen zu führen", sagte der in Lothringen geborene Sohn italienischer Einwanderer.

Der Fall "EM 2012"

Und trotz präsidialen Maulkorb-Erlasses: Der Schatten der EM 2012 ist einfach nicht zu verdrängen.

Sich immer wiederholende Meldungen über eine angeblich bevorstehende Neuvergabe der Gastgeberrolle von Polen und der Ukraine an Spanien wurmen den Präsidenten, der Osteuropa auf die kontinentale Landkarte holen mag.

Ein Scheitern der vorgesehenen EM-Ausrichter würde der Präsidenten-Bilanz einen erheblichen Kratzer zufügen.

Eine Entscheidung wird nach der laufenden EM erwartet, dann muss auch Platini aus der Deckung kommen.

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