Das Ende einer Tradition

Von SPOX
lehmann, adler, dfb,
© Getty

München - Bitte vervollständigen Sie die folgende Reihe! Nach Illgner kommt Köpke, nach Köpke kommt Kahn, nach Kahn kommt Lehmann...

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Die konsequente Antwort würde lauten: Nach Lehmann kommt Enke. Seit fast 20 Jahren beerbt in der deutschen Nationalmannschaft jeweils die Nummer zwei die vorherige Nummer eins im Tor.

Doch mit dieser Tradition will Jogi Löw nun brechen. "Es wird keine klassische Wachablösung geben. Nach Jens Lehmann haben wir keinen Torwart mit großer internationaler Erfahrung. Und so werden wir uns nicht sofort auf eine Nummer eins festlegen", so der Bundestrainer am Donnerstag zur "Bild".

Noch hat Lehmann seinen Rücktritt nicht offiziell erklärt, Löw will noch "in Ruhe mit ihm besprechen, wie er sich seine Zukunft vorstellt." Vieles deutet aber darauf hin, dass der 38-Jährige in absehbarer Zeit seinen Abschied verkündet.

Löw heizt Konkurrenzkampf an

Und damit wäre der Kampf ums deutsche Tor bis zur WM 2010 in Südafrika eingeläutet - eine Situation, die Löw bewusst in Kauf nimmt und sogar schürt: "Wir wollen einen Konkurrenzkampf", so der 48-Jährige.

Als heißeste Anwärter auf die Nummer eins gelten derzeit Robert Enke und Rene Adler. Enke war bei der EM Nummer zwei hinter Lehmann, ist unspektakulär aber solide: Ein reifer Charakter mit Ausstrahlung und Souveränität.

Adler dagegen ist mit 23 Jahren das größte deutsche Torwarttalent, spielte in der vergangenen Spielzeit eine überragende, und vor allem konstante, Saison in Leverkusen und wurde zum besten Torhüter der Bundesliga gekürt.

Mangel an internationaler Erfahrung

Und sein Vereinstrainer Bruno Labbadia weiß: "Durch die WM ist er noch ein Stück motivierter geworden. Er überlegt sogar, früher aus dem Urlaub zu kommen, um ins Training einzusteigen."

Gegen Adler aber spricht: Er spielt in Leverkusen in der kommenden Saison nicht international. Damit bleibt ihm ein Erfahrungsschatz verwehrt, den einige seiner Konkurrenten sammeln können.

Für ihn spricht: Er ist Option Nummer eins für die langfristige Perspektive im DFB-Tor. Und während der WM-Quali könnte er immerhin im Nationaldress internationale Erfahrung sammeln.

Enke dagegen wird 2010 knapp 33 sein. Kein biblisches Alter für einen Torwart, den Talentstatus aber hat er längst überschritten. Langfristig ist er also eher eine Übergangslösung. Außerdem wird auch Enke in Hannover nicht europäisch spielen - jedenfalls nicht in der kommenden Saison.

Ex-Nationalkeeper Uli Stein legte sich im "Kicker" bereits auf seine Wunsch-Nummer-eins fest: "Langfristig läuft doch ohnehin alles auf Adler hinaus - wozu dann mit Enke jetzt noch einen Platzhalter installieren? Zwei Jahre bleiben bis zum nächsten Turnier, eine ideale Anlaufphase für Adler."

Köpke glaubt an Neuer

Mit Manuel Neuer ist ein weiterer Name fürs Erste außen vor. Der Schalker muss nach seinem Mittelfußbruch mindestens für zwei Monate pausieren. Köpke aber macht dem 22-Jährigen Mut: "Wenn er wieder fit ist, gehört er zum Kreis der Kandidaten."

Einer seiner Konkurrenten wird dann wohl Michael Rensing sein. Der 24-Jährige ist vorerst als Nummer eins im Tor der Bayern gesetzt. Und er weiß selbst: "Wenn man Stammtorhüter beim FC Bayern ist und gute Leistungen abliefert, wird das Thema Nationalmannschaft zwangsläufig kommen." Sein großes Plus: In München kann Rensing international auf allerhöchstem Niveau spielen.

Bleibt noch Hildebrand

Bleibt als fünfter Kandidat noch Timo Hildebrand. Für ihn allerdings spricht derzeit recht wenig.

Löw strich ihn vor der EM kurzfristig aus dem Kader - zugunsten von Rene Adler. Der Bundestrainer wird seine Gründe gehabt haben.

Auch die kritischen Töne, mit der Hildebrand seine Ausbootung kommentierte, dürften die Ausgangslage beim sensiblen DFB-Trainer-Stab nicht verbessert haben.

Dennoch: Auch für den 29-Jährigen vom FC Valencia ist die Türe noch nicht zu. Das jedenfalls versicherten Löw und Köpke.

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