Todesfall bei Boulahrouz

SID
boulahrouz
© Getty

Lausanne - Große Trauer bei Khalid Boulahrouz und seiner Frau, Bestürzung und Mitgefühl im EM-Lager des niederländischen Teams: Nach dem Tod der zu früh zur Welt gekommenen Tochter des 26-Jährigen steht das Oranje-Team unter Schock.

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"Spieler und Betreuerstab sind betroffen vom Tod von Anissa, der am Mittwoch zu früh geborenen Tochter von Khalid Boulahrouz und seiner Frau Sabia", teilte der Niederländische Fußball-Verband (KNVB) die traurige Nachricht mit.

Boulahrouz sei am Mittwoch "unter Polizeischutz" vom Training der Niederländer ins Krankenhaus von Lausanne geeilt, nachdem seine Frau Sabia wegen "Schwangerschaftskomplikationen" dort eingeliefert worden war.

Viertelfinal-Einsatz fraglich

In den Morgenstunden war das Mädchen dann verstorben. Boulahrouz wurde zunächst von den Aktivitäten der Mannschaft freigestellt. Die Elftal reduzierte alle Maßnahmen auf ein Minimum. Termine der Spieler mit niederländischen Medienvertretern wurden abgesagt. Nur Bondscoach Marco van Basten und Torwart Edwin van der Sar standen in einer kurzen Pressekonferenz im Olympia-Museum zur Verfügung.

Der Einsatz von Boulahrouz im EM-Viertelfinale am Samstag in Basel gegen Russland ist wegen der Familientragödie nun fraglich. Nach bisher unbestätigten Medienberichten soll er van Basten aber gebeten haben, spielen zu dürfen. Der ehemalige Profi des Hamburger SV hatte bei allen drei Vorrundensiegen gegen Italien (3:0), Frankreich (4:1) und Rumänien (2:0) in der Anfangsformation gestanden.

Wechselbad der Gefühle

Mit der ausgelassenen und positiven Stimmung der Niederländer nach der überragenden Gruppenphase war es nach dem Schicksalschlag schlagartig vorbei. Fast brutal wurde allen vor Augen geführt, dass es weit wichtigere Dinge im Leben gibt als Fußball. Bislang hatten Sabia Boulahrouz und die übrigen Ehefrauen und Freundinnen sowie die Kinder die Erfolge ihrer Männer nach den Spielen in Bern wie ein großes Familienfest gefeiert.

Insbesondere bei Boulahrouz verliefen die vergangenen Wochen fast wie im Märchen. Zwar war er kurz vor EM-Beginn von van Basten als letzter Spieler aus dem vorläufigen Kader gestrichen worden. Doch als sich Stürmer Ryan Babel verletzte, sprang der vom FC Chelsea an den FC Sevilla ausgeliehene Abwehrspieler doch noch auf den EM-Zug auf. In der Schweiz erkämpfte sich Boulahrouz dank seiner Leistungen einen Stammplatz. Als Rechtsverteidiger überzeugte er in allen drei EM-Partien der bisher beeindruckend auftrumpfenden Elftal. 

"Ich hoffe, dass ich mich nun festgespielt habe und auch im Viertelfinale auflaufen darf", hatte Boulahrouz am Dienstag nach dem 2:0 gegen Rumänien zuversichtlich erklärt. "Ich hatte eigentlich gar nicht damit gerechnet, dass ich bei der EM so viel zum Einsatz kommen würde. Aber natürlich habe ich auch von den Verletzungen meiner Mitspieler profitiert."

Rückkehr nach Hamburg?

Von 2004 bis 2006 trug Boulahrouz das HSV-Trikot (52 Spiele/1 Tor). Dort erkämpfte sich der Sohn einer marokkanischen Berber-Familie schnell einen Stammplatz.

Allerdings warf man ihm vor, dass er beim Champions-League-Qualifikationsspiel des HSV gegen Osasuna eine Verletzung vorgetäuscht habe, um kein Europapokalspiel des HSV zu absolvieren und nach dem Wechsel (für rund 13 Millionen Euro) zu Saisonbeginn 2006/2007 für Chelsea international spielberechtigt zu sein. Im Vorjahr wurde er nach Sevilla ausgeliehen, doch auch dort konnte er sich nie so recht durchsetzen.

Zuletzt wurde deshalb in Hamburg über eine Rückkehr spekuliert. Boulahrouz scheint nicht abgeneigt. "Der HSV kann mich jederzeit anrufen. Ich telefoniere oft mit Dietmar Beiersdorfer. Hamburg ist eine wunderschöne Stadt. Ich habe viele gute Erinnerungen, viele Bekannte dort. Und den HSV habe ich immer in meinem Herzen."

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