Balsam für die Stürmerseele

Von Florian Bogner
Im zwölften Pflichtspieleinsatz der Saison erzielte Miro Klose seine ersten Tore für die Bayern
© Getty

Bayern-Stürmer Miroslav Klose nutzte das 4:0 (3:0) im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Eintracht Frankfurt als Therapiestunde. Weil auch Luca Toni erneut überzeugte, brechen für Mario Gomez wohl harte Zeiten an.

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Miroslav Klose ist ein empfindlicher Spieler. Keiner weiß das so gut wie Miroslav Klose. Empfindlich sollte hier nicht mit mimosenhaft verwechselt werden, das ist Klose nicht. Nur eben ein "Stimmungsspieler", wie es Ottmar Hitzfeld einst nannte, ein bekanntes Syndrom bei Stürmern. Wenn es läuft, dann läuft's. Wenn nicht, dann nicht.

Da ein Stürmer immer an Toren gemessen wird, lief es bei Klose zuletzt nicht so gut. Richtig schlecht sogar, hatte seine Torflaute beim FC Bayern München ja fast schon epochale Züge angenommen: Seit dem 10. März (7:1 gegen Sporting Lissabon) war der 31-Jährige ohne Torerfolg in einem Bayern-Pflichtspiel geblieben.

Van Gaal lobt Kloses Charakter

Wie gut, dass es die Eintracht gibt. In der vergangenen Saison hatte ein 4:0 der Bayern über Frankfurt Jürgen Klinsmann eine Fristverlängerung gewährt. Diesmal war ein 4:0 des FCB Balsam für Kloses verstimmte Seele. Zwei Tore, ein Assist - Klose feierte die längst fällige Auferstehung.

Mit Toren in der 14. und 19. Minute brachte er Bayern im DFB-Pokal-Achtelfinale am Mittwoch auf Kurs. Und als er ein drittes Mal allein vor Eintracht-Keeper Oka Nikolov auftauchte, verzichtete er uneigennützig auf den Hattrick und legte für Thomas Müller quer.

"Ich habe ihn im Augenwinkel gesehen und Nikolov stand zwischen mir und dem Tor. Den musste ich abspielen", sagte Klose. Ein feiner Zug, dem ihn Trainer Louis van Gaal hoch anrechnete. "So ist er, der Miro", sagte der 58-Jährige: "Er ist ein sozialer Mensch und so ist er auch als Fußballer. Das schätze ich sehr hoch ein."

Klose-Tore als Konsequenz

Was van Gaal ebenso zur Kenntnis genommen haben wird: In den Zeiten, in denen es nicht so lief, hielt Klose brav die Klappe und hatte damit seiner Konkurrenz was voraus. Van Gaal belohnte ihn mit einer Einsatzgarantie - am Donnerstag hatte er gesagt, dass Luca Toni und Mario Gomez unter ihm nie zusammen im Sturm beginnen würden.

Klose dankte es ihm mit Laufbereitschaft, Agilität und Toren. Es scheint fast so, als habe van Gaal Klose nach behutsamem Aufbau nun genau da, wo er ihn haben wollte. Klose zu Beginn der Saison nicht vollends zu berücksichtigen, soll sich nun auszahlen, im Herbst, wo die ersten wichtigen Spiele gewonnen werden.

Der Nationalspieler selbst betont immer, dass er für sein Spiel einhundert Prozent fit sein muss. Das ist er nun. Tore sind daraus nur die Konsequenz - wie gegen Frankfurt.

Toni therapiert sich selbst

Überhaupt: Im ehemaligen Waldstadion hing der Patient Bayern-Sturm erstmals in dieser Saison nicht mehr am Tropf, sondern tollte übermütig auf dem Rasen herum. Ein Grund: Wie einst unter Hitzfeld spielte Klose mehr eine hängende Spitze, immer um Prellbock Luca Toni herum. "Klose war nicht zu nah an Toni, sondern dahinter. Dann kommen die Tore wie von selbst", sagte van Gaal.

Und anders als im Bundesliga-Spiel am Samstag überboten sich Klose und Toni diesmal nicht im Auslassen großer Torchancen. "Es war wichtig, mal früh ein Tor zu machen", sagte Klose. "Wir haben den Ball gut laufen lassen und damit auch den Gegner."

Da Frankfurt - vor allem in persona Maik Franz - mehr mit sich selbst zu tun hatte, durfte sich im zweiten Durchgang dann auch Toni therapieren: Nach schöner Müller-Flanke kam auch der Italiener per Kopf zu seinem ersten Saisontor.

Müllers eindrucksvolle Antwort

Apropos Müller: Der 20-Jährige war in Frankfurt so was wie der heimliche Star des Spiels gewesen. Eben jener junge Mann, dem man nach seinem Platzverweis in Bordeaux nachsagte, die ganze Diskussion um ihn und eine vermeintliche DFB-Nominierung habe ihm den Kopf verdreht.

Er antwortete mit zwei bärenstarken Partien gegen Frankfurt. Am Samstag leistete er Vorarbeit zu beiden Toren, am Mittwoch nahm er Kloses Tor-Geschenk an und bereitete zwei weitere Treffer vor. In den letzten elf Pflichtspielen war der 20-Jährige damit an elf Toren direkt beteiligt. Wer es noch nicht gemerkt hat: Mit Druck kann der Junge umgehen.

Maik Franz' Beschwerde, Müller würde zu viele Schwalben produzieren, konterte er mit Leistung. Müller ließ den armen Franz mehrfach ins Leere laufen. Auch eine Frust-Grätsche von Patrick Ochs brachte Müller nicht aus dem Konzept. Später vor dem Mikrofon berichtete er dann, dass er sowieso nie an der Konkurrenzfähigkeit seines Teams gezweifelt habe: "Potenzial hat die Mannschaft. Wir sind ja der FC Bayern."

Gomez: Keine Einsatzgarantie für Stuttgart

Potential hat auch Mario Gomez, mit sechs Pflichtspieltoren immer noch zweitbester Torschütze hinter Müller. Dennoch reichte es gegen Frankfurt zweimal nur zu Kurzeinsätzen. Und während Klose und Toni weiter Fleißpünktchen sammelten, schmorte der 24-Jährige am Mittwoch erneut 69 Minuten auf der Bank und konnte sich anschließend nicht mehr hervorheben.

Dass van Gaal, der Gomez zuletzt lobte, zehn Minuten zuvor Danijel Pranjic für Klose brachte, dürfte dem Stürmer den nächsten Nackenschlag versetzt haben.

Während Gomez' Selbstvertrauen - vor allem wegen der fehlenden Einsatzzeit - schwindet, haben ihn die zu Beginn verletzten Klose und Toni in der Gunst des Trainers überholt.

Selbst für das Spiel am Samstag beim VfB wollte der Trainer dem Ex-Stuttgarter keine Einsatzgarantie ausstellen. Und wenn van Gaal bald wieder einen linken Flügel zur Verfügung hat (Franck Ribery oder Ivica Olic) und auf 4-3-3 umstellt, dürfte es für Gomez noch düsterer aussehen.

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