"So groß sind meine Fußstapfen nicht"

Von Für SPOX in Berlin: Stefan Moser
Ehrfürchtig übernimmt Mesut Özil (r.) den Pokal von Frank Baumann
© Getty

Ein Feuerwerk, Lametta-Regen, stehende Ovationen und ein großer goldener Pott. Der 1:0-Sieg von Werder Bremen im DFB-Pokal-Finale gegen Bayer Leverkusen war nicht nur der versöhnliche Abschluss einer kontrastreichen Saison der Hanseaten, sondern auch eine pompöse Abschiedsparty.

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Mit Spielmacher Diego und Kapitän Frank Baumann beendeten am Samstag gegen 22 Uhr zwei prägende Gestalten der jüngeren Bremer Vergangenheit ihre Dienstzeit für Werder. Diego geht nach Turin, Baumann in Rente.

Und beide feierten gebührend ihren Abschied. Als Frank Baumann kurz nach dem Führungstreffer von Mesut Özil (58.) ausgewechselt wurde, bewies selbst der sonst leicht penible Schiedsrichter Helmut Fleischer etwas Feingefühl für den Moment und ließ zu, dass sich etliche Mannschaftskollegen einzeln und mit herzlichen Umarmungen von ihrem Kapitän verabschiedeten.

Und Diego? Der Brasilianer bereitete das Tor des Tages vor, spielte sonst aber eine eher unspektakuläre Partie - was wohl vermutlich an der Gänsehaut lag, die ihm die Bremer Kurve mit Sprechchören fast über die komplette Spielzeit verpasste.

Diego: "Waren drei wunderbare Jahre"

"Das waren die emotionalsten 90 Minuten meines Lebens", sagte der 24-Jährige, der in seinem allerletzten Spiel für Werder nun endlich einen Titel holen konnte. "Der Pokal war das Mindeste, was ich den tollen Fans zum Abschied schenken konnte. Er waren drei wunderbare Jahre", bedankte sich Diego anschließend und verschwand - sichtlich angefasst - im Mannschaftsbus.

Etwas auskunftsfreudiger war dagegen Frank Baumann. Zusammen mit Torsten Frings stand er nach dem Spiel Rede und Antwort - wobei Frings sichtliche Mühe hatte, den knapp sechs Kilo schweren Pokal zu halten. Hergeben wollte er ihn aber auch nicht - vorerst.

Frage: Herr Frings, Sie scheinen ja schon richtig an dem Pokal zu hängen?

Torsten Frings: Wir haben ihn ja auch verdient gewonnen. Wir wussten, dass es heute unsere letzte Chance war, etwas zu erreichen - und genau so sind wir auch aufgetreten. Wir hatten in der einen oder andern Situation zwar etwas Glück, aber vor allem in der ersten Hälfte waren wir die überlegene Mannschaft.

Frage: Herr Baumann, für Sie war es das letzte Spiel als Profi. Hören Sie nach diesem Triumph nun mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf?

Frank Baumann: Sogar mit zwei lachenden: Endlich ist der Mist vorbei! (lacht) Nein, im Ernst: Es ist natürlich schön, wenn der Abschluss meiner Karriere mit einem Pokalsieg in Berlin gekrönt wird.

Frage: Ihre Auswechslung war sehr emotional - war das vorher abgesprochen?

Baumann: Nein, die Auswechslung war nicht abgesprochen. Aber es war natürlich ein bewegender Moment für mich. Unter soviel Applaus abzutreten, kann man sich nur wünschen.

Frage: Und wie sehr schmerzt die Mannschaft dieser Verlust?

Frings: Es ist immer so, dass Spieler gehen und neue kommen. Natürlich sind das herbe Verluste: Baumi mit seiner Erfahrung und Diego mit seiner Klasse. Aber wir werden trotzdem weiter oben mitspielen.

Frage: Mesut Özil hat heute den entscheidenden Treffer gemacht - kann er schon in Diegos Fußstapfen treten?

Frings: Das ist heute nicht das Thema. Aber es freut mich natürlich für ihn, dass gerade er das Tor geschossen hat, er war ja zuletzt auch in der Kritik. Und jetzt muss ich erstmal den Pokal abgeben. Das Ding ist vielleicht schwer! (Zum Glück kommt Claudio Pizarro vorbei, der den Pokal strahlend in Empfang nimmt.)

Frage: Und wer wird in Ihre Fußstapfen treten, Herr Baumann?

Baumann: Naja, so groß sind die Fußstapfen ja nun auch nicht. Da bin ich Realist...

Frage: Und wie fällt Ihr Saisonfazit aus, Herr Frings - unter Realisten?

Frings: Wir wollten vor der Saison erreichen, international dabei zu sein, sicherlich über die Bundesliga. Aber wenn man dann in zwei Endspielen steht und einen Titel von dieser Bedeutung holt, haben wir doch noch einigermaßen die Kurve gekriegt. Gerade in den Pokalwettbewerben waren wir eigentlich immer auf den Punkt da. Und wir waren auch heute wieder da.

Frage: Herr Baumann, würden Sie nach diesem Triumph nicht doch gerne noch ein Jahr dran hängen?

Baumann: Ich habe meine Entscheidung nicht von einem Spiel oder einem Titelgewinn abhängig gemacht. Ich hatte das Gefühl, dass jetzt der richtige Moment ist, um aufzuhören. Und diese Entscheidung steht.

Frage: Und wie sieht nun ein Leben ohne Fußball aus?

Baumann: Das wird sich zeigen. Aber ich gehe stark davon aus, dass ich mein Leben schon auf die Reihe bekommen werde. Auch ohne Fußball.

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