Werder holt den Pott!

Von Stefan Moser / Stefan Rommel
Die Entscheidung: Özil (M., im Fallen) trifft zum 1:0 für Bremen
© Getty

Werder Bremen hat mit einem 1:0 (0:0)-Erfolg gegen Bayer Leverkusen zum sechsten Mal den DFB-Pokal gewonnen.

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Vor 72.954 Zuschauern im ausverkauften Berliner Olympiastadion erzielte Mesut Özil in der 58. Minute das Tor des Tages. Für Diego, der zu Juventus Turin wechselt, und den zurücktretenden Frank Baumann war es das letzte Spiel für Werder.

Bei Leverkusen bahnt sich nach der neuerlichen Enttäuschung eine Trennung von Trainer Bruno Labbadia an. "Nach einer Final-Niederlage ist es nicht schön, über die Zukunft zu reden", sagte Labbadia, der sich am Dienstag mit der Bayer-Führung zu einem Krisengespräch treffen wird.

Der SPOX-Spielfilm:

5.: Freistoß Bremen aus dem Halbfeld durch Diego. 8 Meter vor dem Tor ist Prödl im Abseits. Die Fahne bleibt unten. Satter Kopfball, aber Adler ist unten.

22.: Augusto läuft Boenisch über rechts davon. Rückpass von der Torauslinie auf Helmes. Der steht acht Meter vor dem Tor total blank, trifft den Ball aber nicht sauber. Das Ding kullert rechts am Tor vorbei.

25.: Freistoß Bremen aus 34 Metern. Adler lässt den Aufsetzer nach vorne abprallen. Diego nimmt Frings den Ball quasi vom Fuß und scheitert beim Nachschuss aus acht Metern.

43.: Flanke Boenisch von links, Almeida ist mit dem Kopf dran, setzt den Ball aber aus acht Metern knapp links vorbei.

45.: Diego per Freistoß aus 35 Metern. Naldo mit dem Kopf aus sieben Metern. Aber Adler reißt die Fäuste hoch und rettet.

Halbzeit-Fazit: Bremen war das aktivere und bessere Team mit den klareren Torchancen. Leverkusen nur mit einer Möglichkeit durch Helmes, ansonsten ohne jegliche Kreativität. Werder vor allem bei Standards brandgefährlich.

51.: Freistoß Augusto aus dem linken Halbfeld. Fritz verlängert aufs eigene Tor. Wiese schon geschlagen, der Ball fliegt hauchdünn vorbei.

58., 0:1, Özil: Diego mit Zug zum Tor, geht an zwei Mann vorbei. Pass auf links zu Özil, der geht noch ein paar Schritte und zieht dann ab. Friedrich fälscht unglücklich ab, weshalb der Ball an Adler vorbei halbhoch ins kurze Eck rauscht.

60.: Niemeyer wird für Baumann eingewechselt, der damit seine Karriere beendet hat.

67.: Helmes über rechts. Scharfe Flanke, die Boenisch beinahe ins eigene Netz abfälscht.

77.: Augusto vernascht Boenisch wie nix, flankt flach an den Fünfer. Kießling rutscht um Zentimeter am Ball vorbei.

Fazit: Die zweite Hälfte war ausgeglichener, doch Leverkusen fehlten die Ideen, um Bremen dauerhaft unter Druck zu setzen. Verdienter Sieg für Werder.

Der Star des Spiels: Naldo. Stellungsspiel top, Zweikampfführung top, Kopfballspiel top, Spielaufbau top, Naldo top. Oder kurz: Weltklasse. Der Brasilianer meldete Helmes komplett ab, kurbelte sogar das Offensivspiel an und hatte zwei gefährliche Freistöße. Und: Babysitter Naldo nahm seinen unsicheren Innenverteidiger-Partner Prödl sinnbildlich an die Hand, als dieser am Druck zu zerbrechen drohte. Einfach stark.

Die Gurke des Spiels: Michal Kadlec. Sonst die personifizierte Zuverlässigkeit, stand der Tscheche vor allem in Hälfte eins neben sich. Schlug Luftlöcher statt den Ball zu treffen, verlor wichtige Zweikämpfe umd saß reihenweise auf dem Hosenboden, wenn Özil die Seite wechselte und gegen Kadlec das Dribbling suchte. In der zweiten Hälfte verbessert, vergab in der 74. Minute aber die große Chance auf den Ausgleich, als sein Schuss weit vorbei ging.

Die Pfeife des Spiels: Dr. Helmut Fleischer. In einer zugegeben leicht zu führenden Partie fand er das richtige Maß. Manko: In der ersten Halbzeit verließ er sich bei einigen Abseitssituationen auf seine Assistenten - und entschied deswegen einige Male falsch.

Die Lehren des Spiels: Bremen konnte anders als beim UEFA-Cup-Finale auf seine Wunschelf bauen - und bewies, dass es in Bestbesetzung einfach die Winner-Mentalität hat, die Leverkusen abgeht.

Vor dem Spiel sagte Manager Klaus Allofs, dass ein Verpassen der Europa League Stillstand bedeuten würde. Dies wurde verhindert. Mehr noch: Mit dem internationalen Wettbewerb im Rücken wird es leichter, hochkarätige Neuzugänge für den Neuaufbau in der Post-Diego-Ära.

Eine optimistische Perspektive bei Werder - und bei Bayer? Die Aussichten sind düster - trotz des spielerisch so herausragenden Kaders. Talent und gute Ansätze sind das eine, fehlender Biss und nicht erkennbares Aufbäumen in einem derart wichtigen Spiel das andere. Erst in den letzten fünf Minuten wurde es etwas besser.

Labbadia verpasste der Mannschaft eine Handschrift, dafür aber kein Charakter. Dies zeigte der Verlauf der gesamten Rückrunde. Zudem fragwürdig, warum er erst in der 85. Minute neue Spieler von der Bank brachte. Alle Anzeichen deuten daraufhin, dass Labbadia und Leverkusen getrennte Wege gehen.

Daten & Fakten: Leverkusen - Bremen