Müller: "Wir sind keine Lobhudler"

Thomas Müller erzielte im ersten WM-Quali-Spiel gegen Norwegen zwei Tore
© getty

Thomas Müller führte das DFB-Team in Oslo mit seinen beiden Toren zum Auftaktsieg in der WM-Quali und beendete ganz nebenbei auch noch seine Torflaute im Nationaldress. Nach dem Spiel sprach der Torjäger über seine Zeit ohne Tor, die Abschlussschwäche des Teams und den Auftritt von Mario Götze.

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Frage: Herr Müller, nach der Torflaute bei der EM gab's im ersten Pflichtspiel danach direkt einen Doppelpack. Waren diese Tore für Sie persönlich wichtig?

Müller: So ein Törchen fühlt sich meistens ganz gut an, ja. Mein letztes Tor liegt doch etwas zurück. Es bringt mir generell einfach ein bisschen Ruhe und ich muss nicht ständig beantworten, warum es derzeit mit dem Toreschießen nicht so klappt. Ich kann diese Frage ja auch nicht beantworten. Manchmal habe ich einfach die gewisse Portion Glück, der Pass kommt genau im richtigen Moment und ich selbst treffe auch noch die richtige Entscheidung. Es ist bei Torjägern ganz normal, dass man mal eine Phase hat, in der es nicht so gut läuft. An der grundsätzlichen Qualität meines Abschlusses habe ich dennoch nicht gezweifelt.

Frage: Was war heute anders als bei der EM?

Müller: Das ist schwierig zu sagen. Manchmal klappt es halt und manchmal nicht. Ich wollte heute und die Mannschaft auch. Aber das war vor acht Wochen bei der EURO nicht anders. Man muss einfach an sich selbst und seine Mitspieler glauben und es weiter versuchen. Wenn du dann gierig bist, gehen die Dinger auch wieder rein.

Frage: Sie fahren nun mit drei Punkten im Gepäck nach Hause. Wie zufrieden sind Sie mit dem Start in die WM-Quali?

Müller: Das war absolut ordentlich. Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass wir 3:0 in Norwegen gewinnen, hätte ich das unterschrieben. Wir wussten vor allem auch nicht genau, wo wir stehen. Deshalb war es ein sehr souveräner Auftritt. Wir haben überhaupt nicht viel anbrennen lassen und haben das von A bis Z gut durchgezogen. Natürlich gibt es in einigen Passagen auch noch Luft nach oben, aber die Richtung stimmt.

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Frage: Welche wären das?

Müller: Das ist jetzt vielleicht ein blödes Beispiel, aber selbst beim 7:1 gegen Brasilien war nicht über 90 Minuten alles perfekt. Es gibt immer Phasen oder Aktionen, die du besser machen kannst. Wir werden mit dem Trainerteam aber an der Feinabstimmung weiterhin arbeiten. Wir sind keine Lobhudler, die sich jeden Monat treffen, sich gegenseitig ein wenig auf die Schulter klopfen und sagen: 'Es ist alles gut'. Wir versuchen schon auch immer, den Einzelspieler und die Mannschaft nach vorne zu bringen.

Frage: Bei der EM-Quali stolperte Deutschland zuletzt etwas. Mit welchen Zielen ist das Team die Aufgabe nun angegangen?

Müller: Wir wollten ganz souverän auftreten und auch deutlich gewinnen. Dementsprechend zufrieden sind wir auch. Unser Ziel war, vom ersten Spiel Richtung Gruppenplatz eins zu marschieren. Mit dem Auswärtssieg hier in Norwegen haben wir da schon mal ein Zeichen gesetzt. Ein Dreier hier war nicht selbstverständlich. Vor allem dafür, dass es das erste Spiel war, haben wir das gut gelöst.

Frage: Joachim Löw sagte im Vorfeld, dass die Chancenauswertung verbessert werden muss. Haben Sie einen Fortschritt gesehen?

Müller: Ich hatte nie das Gefühl, dass wir vor dem Tor nachlässig gehandelt haben. Wir haben nun mal viele Spieler, die vor dem Tor gerne noch mal querlegen. Echte Torjäger hingegen haben wir eher wenige. Das ist natürlich auch ein Stück weit eine Typfrage. Aber da haben wir vielleicht ein kleines Problem. Wir müssen die Spieler, die gerne mal noch abspielen, dazu bringen, selbst mal abzuschließen.

Leichteste Gruppe? Schwerste Gruppe? Die wichtigsten Fragen vor dem Quali-Start

Frage: Inwiefern liefert das heutige Spiel Erkenntnisse zum Thema echte und falsche Neun?

Müller: Klar, die Frage kommt wieder hoch, weil ich als Außenspieler jetzt wieder zwei Tore gemacht habt. Aber es geht doch um etwas Grundsätzliches. Da gibt es auch keine Ad-hoc-Lösung. Wir haben mit Mario Gomez einen ganz bestimmten Stürmertypen, der einmalig in unserer Mannschaft ist. So lange er fit ist, reicht das auch aus. Denn mehr als einen Stürmer kann man sowieso nicht gebrauchen. Aber natürlich ist es als Trainer gut, wenn man Alternativen hat. Auch Mario Götze macht seine Sache da vorne drin gut. Aber eben auf eine andere Art und Weise. Wir werden diese Diskussion aber noch ein paar Jahre haben, denn ich sehe da keinen nachkommen, der diese klassischen Mittelstürmerattribute mitbringt.

Frage: Mario Götze wurde im TV für sein Spiel kritisiert. Wie sehen Sie seinen Auftritt?

Müller: Er ackert sehr viel für die Mannschaft. Als Mittelstürmer bist du gegen Mannschaften, die tief hinten stehen, wenig am Spiel beteiligt. Das ist einfach so. Aber das bedeutet ja nicht, dass er uns nichts bringt. Einer muss hoch stehen, um die Verteidiger zu binden. Das ist nötig, um für die Halbpositionen die Räume zu schaffen. Wenn Mario jetzt auch noch kurz kommt, dann kann er sich für die Statistik zwar ein paar Ballaktionen mehr abholen, aber das bringt der Mannschaft nicht viel. Er hat einen undankbaren Job. Aber in der Mannschaft steht er nicht zur Diskussion.

Frage: In der Bundesliga geht es am Freitag bereits gegen Schalke 04. Haben Sie Benedikt Höwedes während der Zeit hier schon einen Spruch reingedrückt?

Müller: Ich drücke andauernd jemandem Sprüche rein. Aber jetzt warten wir erst mal das Spiel ab. Vorgenommen haben wir uns natürlich einiges.

Norwegen - Deutschland: Daten zum Spiel