Mit blauem Auge davongekommen

Von SPOX
Robert Labus verpasste bei der erfolgreichen U-17-Europameisterschaft in diesem Jahr keine Minute
© Getty

Kein Star-Regisseur der Welt hätte ein besseres Drehbuch für das Eröffnungsspiel der U-17-WM in Nigeria schreiben können. Dominanz, Frust, Enttäuschung und Zufriedenheit machten die Partie zwischen Deutschland und Nigeria zu einem wahren Spektakel.

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Bis zur 53. Minute lief für Trainer Marco Pezzaiuoli und seine Jungs alles nach Plan. Die DFB-Bubis ließen sich nicht davon aus der Ruhe bringen, dass die Partie wegen starker Regenfälle in Abuja mit 30 Minuten Verspätung begonnen hatte.

Von der ersten Minute an nahmen Yabo und Co. das Heft in die Hand, dominierten die Gastgeber nach Belieben, spielten Nigeria bisweilen an die Wand und führten nach den Toren von Lennart Thy (21.), Shkodran Mustafi (39.) und Mario Götze (47.) bereits mit 3:0. Das Spiel schien so gut wie gelaufen.

Schock für DFB-Team: Rot für Labus

Doch dann der Schock: Innenverteidiger Robert Labus holte seinen Gegenspieler im Strafraum von den Beinen. Elfmeter, Rot für den Hamburger. Anschlusstreffer Nigeria. Deutschland in Unterzahl. Der Platzverweis brachte das DFB-Team völlig aus dem Konzept.

"Wir haben sehr gut ins Spiel gefunden und in der ersten Halbzeit das Spiel bestimmt", meinte Pezzaiuoli: "Nach der Roten Karte hatten wir einen Bruch im Spiel und sind nicht mehr zurück gekommen."

Vor allem der Platzverweis für Labus beschäftigte Pezzaiuoli nach dem Abpfiff. "Ich weiß nicht, ob das eine Rote Karte war. Das muss ich noch mal im TV sehen. Danach haben wir die Ordnung verloren, darüber müssen wir mit der Mannschaft sprechen", sagte der DFB-Trainer.

Furiose Aufholjagd von Nigeria

Die Gastgeber waren wach geküsst und machten fortan mächtig Druck auf das Gehäuse von DFB-Keeper Marc-Andre ter Stegen. Nur fünf Minuten nach dem Elfmetertreffer köpfte Kenneth Omeruo zum 2:3 ein.

Was danach folgte, riss die nigerianischen Fans in Abuja endgültig von den Sitzen. Zwei weitere Minuten später versuchte Ramon Azeez mit einem Distanzschuss sein Glück, der Ball wurde unglücklich abgefälscht und der eingewechselte Edafe Egbedi stand goldrichtig, um aus kurzer Distanz volley zum umjubelten 3:3-Ausgleichstreffer einzunetzen. Das torreichste Eröffnungsspiel in der Geschichte der U-17-WM war perfekt.

Pezzaiuoli: "Am Ende können wir zufrieden sein"

Den Schock des Sieben-Minuten-Blackouts und der verspielten 3:0-Führung verdauten die deutschen U-17-Youngster recht schnell und retteten zumindest noch den Punkt über die Zeit. "Am Ende können wir zufrieden sein", sagte Pezzaiuoli doch etwas überraschend.

Nigerias Stürmer Stanley Okoro erklärte die beiden völlig unterschiedlichen Halbzeiten seines Teams folgendermaßen: "In der ersten Halbzeit wurden wir dafür bestraft, dass wir uns nicht an die Anweisungen unseres Trainers gehalten haben. In der zweiten Halbzeit hatten wir uns vorgenommen, nicht mehr an das Ergebnis zu denken und einfach ein gutes Spiel zu zeigen - und dabei die Anweisungen zu befolgen."

Yabo ermuntert seine Teamkollegen

Bei den deutschen Spielern wich die Enttäuschung nach dem kuriosen Spiel schnell dem Blick in die Zukunft. Reinhold Yabo munterte seine Kollegen auf: "Wir dürfen jetzt aber nicht die Köpfe hängen lassen und müssen weiter an unsere Stärke glauben", meinte der Kapitän vom 1. FC Köln: "Wenn wir unsere Stärken abrufen, wird es schwer gegen uns. Das haben wir in der ersten Halbzeit gesehen."

Für Bienvenue Basala-Mazana war die Herausstellung ebenfalls der Knackpunkt: "In der ersten Halbzeit haben wir das Spiel kontrolliert und verdient geführt. Leider haben wir nach der Roten Karte kurzzeitig die Ordnung verloren und den Ausgleich bekommen. Danach haben wir aber mit zehn Mann gut verteidigt. Jetzt versuchen wir natürlich die nächsten beiden Spiele zu gewinnen".

Rot für Labus! Nigeria mit furioser Aufholjagd