"Lahm ist überall eine Waffe"

Von Andreas Lehner, Thomas Gaber und Daniel Reimann
DFB-Kapitän Philipp Lahm spielt bei der WM in Brasilien im Mittelfeld
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Braucht Deutschland offensivere Außenverteidiger?

Andreas Lehner (SPOX-Reporter in Brasilien): Hier unterscheidet sich Löws 4-3-3 elementar von Guardiolas Ausrichtung, wobei auch Boateng und Höwedes nicht extrem defensiv agieren. Höwedes hat zwar im Turnier noch keine Flanke geschlagen und Boateng erst zwei, aber das ist bei der offensiven Dreierreihe auch nicht zwingend nötig. Wichtiger ist, dass Götze und Özil auf Außen gut abgesichert sind. Und zwei Tore nach Ecken sprechen dafür, dass zwei kopfballstarke Spieler mehr bei Standards eine Waffe sind.

Thomas Gaber (SPOX): Jein. Boateng hat seine Offensivqualitäten schon oft genug bewiesen, beispielsweise im letzten Pokalfinale, als er Robbens Führungstor mit einem Ballgewinn tief in der Dortmunder Hälfte vorbereitete. In Löws 4-3-3 sind seine Vorstöße weniger gefragt als im Guardiola-System und mit Höwedes setzt Löw per se auf mehr Absicherung als auf Offensivdrang seiner Außenverteidiger. Ein bisschen mehr Mut könnte den deutschen Außenverteidigern aber nicht schaden, allein schon, um für Überraschungsmomente zu sorgen.

Daniel Reimann (SPOX): Definitiv! Die Idee, gegen Ghana die Innenverteidiger Höwedes und Boateng auf den Flügeln einzusetzen, brachte weder das erhoffte Plus an Zweikampfstärke auf den Außenpositionen noch ein Plus an Stabilität. Löw könnte alternativ auf die offensiver orientierten Durm und Großkreutz setzen. Sie verstehen es besser, auf den Flügeln Räume für Özil und Götze zu schaffen und sich ihnen als zusätzliche Anspielstation anzubieten. Das Mittelfeld-Dreieck Lahm/Khedira/Kroos bietet für etwaige Ausflüge der Außenverteidiger im Zweifel die nötige Absicherung.

mySPOX-User KingCantona: Mir gefällt Löws Idee. Das laufintensive Spiel das offensive Außenverteidiger pflegen, stößt in Brasilien in vielen Fällen an seine Grenzen. Immer wieder kommt es in den letzten 20 Minuten zu Toren, weil die meisten Außenverteidiger nicht mehr in der Lage sind, mit den anrennenden Flügelstürmern Schritt zu halten. Diesem Problem geht Löw aus dem Weg, indem er die Außenverteidiger Boateng und Höwedes nach hinten zieht und die Flügelläufe erst tiefer in der eigenen Hälfte unterbindet. Diese tiefen Läufe kosten die gegnerische Offensive wiederum unnötig Kraft und prallen in der Theorie an der Zweikampfhärte der gelernten Innenverteidiger ab. Alles in allem minimiert Löw das Risiko ausgekontert zu werden. Auch wenn ich zugeben muss, dass es vor allem Höwedes noch etwas an Balance in seinem Spiel fehlt.

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