Hollands Leno, Bastian Özil und der Anti-Sneijder

Von Stefan Rommel
Die Niederlande versucht es Richtung WM 2014 mit zahlreichen neuen Gesichtern
© Imago

Nach dem blamablen Aus bei der EM hat sich die Elftal einen radikalen Umbruch verordnet, den Louis van Gaal jetzt konsequent durchzieht. Gleich sechs Spieler im aktuellen Kader für das Spiel gegen Deutschland (Mi, ab 20.15 Uhr im LIVE-Ticker) wären noch für die U 21 spielberechtigt. Aber wer sind die neuen Oranje Young Guns eigentlich?

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Jeroen Zoet (21, Torhüter, RKC Waalwijk, kein Länderspiel): Der Torhüter der niederländischen U 21 erinnert in seinem Bewegungsablauf und Torwartspiel sehr an Legende Edwin van der Sar. Trotz 1,86 Metern Körpergröße verfügt Zoet über eine enorme Beweglichkeit und starke Reflexe auf der Linie. Dazu kommt eine exzellente Technik, die ihn auch fußballerisch anspruchsvolle Situationen meistern lässt.

Mit der U 21 absolvierte er neun Spiele in der EM-Qualifikation und kassierte dabei nur einen einzigen Gegentreffer. Bei seinem Ausbildungsverein PSV Eindhoven hat Zoet noch keine Minute im Profibereich bestritten - nach seinem Wechsel auf Leihbasis zum RKC Waalwijk aber hat er sich in den Fokus nicht nur von Eindhoven gespielt.

Ein wenig ist Zoets Situation mit der von Bernd Leno beim VfB Stuttgart vor anderthalb Jahren vergleichbar: Im eigenen Klub ohne Chance auf die Nummer eins, wagte Zoet den Tapetenwechsel und wurde dafür voll belohnt. Als die U 21 ihre Playoff-Spiele gegen die Slowakei absolvierte, saßen auf der Tribüne unter anderem Graham Carr und Andy Woodman. Der eine ist Chefscout, der andere Torwarttrainer bei Newcastle United.

Die Berufung zur Elftal ist natürlich in erster Linie auf die Absage von Maarten Stekelenburg zurückzuführen. Trotzdem ist Zoet zusammen mit Kenneth Vermeer und Tim Krul die Zukunft im holländischen Tor.

Stefan de Vrij (20, Rechtsverteidiger, Feyenoord Rotterdam, 1 Länderspiel): Entdeckt beim Feyenoord Talent Day vor zehn Jahren. Mit 17 das Debüt in der Eredivisie. Mit 20 (Ersatz-)Kapitän von Feyenoord, nahezu 100 Pflichtspiele auf dem Buckel und das "größte Abwehrtalent des Landes" (Johan Cruyff). Stefan de Vrijs Karriere verlief bisher wie auf dem Reißbrett. Seit der U 16 durchläuft de Vrij die Jugendmannschaften in seiner Heimat. Wenige Wochen nach seinem Debüt bei den Profis wurde er mit dem Thorbecke-Sporttalent-Award ausgezeichnet. Ein Preis, der in den Niederlanden für den besten Schüler des Jahres aller Fußballinternate vergeben wird.

Seit rund einem Jahr wird de Vrij von Arsenals Chefscout Steve Rowley in unregelmäßigen Abständen beobachtet. Trotz seiner Größe von 1,88 Meter hat sich der 20-Jährige bei Feyenoord auf der Position rechts in der Viererkette nach oben gearbeitet, spielt mittlerweile aber auch zentral in der Innenverteidigung. Nachdem er vor der EM noch im vorläufigen 36-Mann-Kader stand, wurde de Vrij vom damaligen Bondscoach Bert van Marwijk doch noch aussortiert. Stattdessen durfte Eindhoven-Talent Jetro Willems mit.

Louis van Gaal aber verschaffte de Vrij gleich im ersten Spiel nach dem Turnier gegen Belgien zu seinem Debüt in der Elftal. Eine Verletzung verhinderte bisher weitere Einsätze. Jetzt darf de Vrij aber dank einiger anderer Ausfälle nachrücken.

Ricardo van Rhijn (21, Rechtsverteidiger, Ajax Amsterdam, 4 Länderspiele): Ricardo van Rhijn erlangte als Kind ein wenig zweifelhafte Berühmtheit, als zwischen ADO Den Haag, Feyenoord Rotterdam und Ajax Amsterdam ein Streit über den Transfer des damals Zwölfjährigen entbrannte. Am Ende setzte sich Ajax mit seiner Talentschmiede "De Toekomst" (Die Zukunft) durch.

Mit 17 übersprang van Rhijn das zweite Jahr in der B-Jugend und wurde sofort in die U 19 des Klubs eingegliedert. Hier traf er auf seinen heutigen Cheftrainer Frank de Boer. Drei Jahre später beförderte de Boer seinen Zögling zum Stammspieler bei den Profis. Gregory van der Wiels Drängen nach einer Vertragsauflösung wollte de Boer nicht länger akzeptieren, also setzte er einen gestandenen Nationalspieler auf die Bank und vertraute stattdessen van Rhijn den Posten rechts in der Viererkette an.

Zwar sieht van Rhijn in seinem Spiel noch genügend Defizite, an denen er arbeiten muss("Während ich ständig an meiner Technik arbeiten muss, wurde die Gregory in die Wiege gelegt."). Letztlich aber hat sich der 21-Jährige durchgesetzt: Van der Wiel sucht seit September sein Glück bei Paris Saint Germain. "So ist Fußball. Greg wollte weg. Ich bin froh, dass Ajax in mir die Zukunft sieht und dass der Trainer voll auf mich setzt", sagt van Rhijn.

In der Elftal gab er in der WM-Qualifikation gegen die Türkei seinen Einstand und streitet sich dort derzeit mit Eindhovens Daryl Janmaat um den Stammplatz.

Seite 2: Bastian Özil, Van-Gaal-Prototyp und der Anti-Sneijder

Artikel und Videos zum Thema