Hollands Leno, Bastian Özil und der Anti-Sneijder

Von Stefan Rommel
Die Niederlande versucht es Richtung WM 2014 mit zahlreichen neuen Gesichtern
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Bruno Martins Indi (20, Linksverteidiger, Feyenoord Rotterdam, 5 Länderspiele): Im Prinzip ist der Niederländer mit portugiesischen Wurzeln das Komplementär zu Vereinskollege de Vrij. Nur dass Martins Indi auf der linken Seite der Viererkette zuhause ist, aber die meisten seiner Profieinsätze als Innenverteidiger absolviert hat.

Wie de Vrij gab auch Martins Indi gegen Belgien sein Debüt für Oranje. Trotz der Niederlage gegen den ewigen Rivalen wusste er voll zu überzeugen und war an der Entstehung beider Treffer der Niederländer beim 2:4 unmittelbar beteiligt. Seitdem hat er alle Spiele unter van Gaal bestritten. Als junger, wissbegieriger und lernbereiter Spieler gilt er als Prototyp des "van-Gaal-Spielers".

Einen zumindest kleinen Kultstatus erlangte er, als er van Gaal - wie einst Arjen Robben nach dessen Tor gegen Werder Bremen - nach dem Türkei-Spiel mit Anlauf in die Arme sprang und den Bondscoach dabei zu Boden warf.

Martins Indi gibt sich betont introvertiert und bodenständig, ohne dabei aber seine Ziele aus den Augen zu verlieren. Das erste Interview bei der Elftal schloss er ab mit den selbstbewussten Worten: "Über mich gibt es nicht viel zu sagen. Ich bin ein ruhiger Junge. Aber ich weiß: Ich gehöre hier her!"

Jordy Clasie (21, zentraler Mittelfeldspieler, Feyenoord Rotterdam, kein Länderspiel): Das heimliche Juwel im Mittelfeld der Niederländer. Vor ein paar Jahren gab es mächtigen Trubel um einige Nachwuchsspieler von Feyenoord. Halb Europa war auf Namen wie Jeffrey Bruma, Royston Drenthe, Luc Castaignos oder Karim Rekik aufmerksam geworden, die Top-Klubs schoben ihre Agenten vor und die Berater der Spieler verdrehten ihren Klienten den Kopf. Bruma (Chelsea) und Rekik (ManCity) wechselten sofort in die Premier League. Davor wagte Drenthe sogar den Sprung zu Real Madrid. Heute steckt Drenthes Karriere mit 25 Jahren in der Sackgasse. Das Talent von damals ist vereinslos.

Jordy Clasie wählte den leiseren Weg. Clasie war zu schmächtig für die erste Liga, also lieh ihn Feyenoord zum Stadtrivalen Excelsior in die zweite Liga aus. Hier lernte er noch schneller, clever zu sein. Sich nicht auf die gefährlichen Zweikämpfe einzulassen - sondern den Ball zu spielen, vorauszudenken. Fast immer mit dem ersten Kontakt. "Er ist nicht groß oder körperlich stark. Also muss er sich anpassen. Spielern wie Xavi oder Paul Scholes ging das ähnlich. Jordy muss clever sein, in dem was er tut. Und er hat rasend schnell gelernt", sagt sein früherer Jugendtrainer Stan Brard.

Bei Feyenoord, wo er letzte Saison den Durchbruch schaffte, und in der U 21 hat sich Clasie den Beinamen Bossi erworben. Er ist der Stratege, aber nicht in vorderster Linie. "Die Sneijder-Vergleiche langweilen mich", sagt Clasie. "Er ist ein offensiver Mittelfeldspieler. Ich dagegen mache auch gerne die Laufarbeit und spiele deutlich defensiver. Das einzige, was wir gemeinsam haben, ist unsere Körpergröße."

Ein großes Problem hat Clasie aber in der Elftal: Van Gaal hat für seine Art des Spiels keine Position im Team. Clasie gilt als flexibler, aber für die fix definierten Positionen im 4-3-3 nicht besonders geeigneter Spieler.

Marco van Ginkel (19, offensiver Mittelfeldspieler, Vitesse Arnheim, kein Länderspiel): Das Nesthäkchen im Kreis der Elftal, das aussieht wie ein Zwölfjähriger. Kurz nach seinem Debüt in der Eredivisie (mit 17) wurde bei ihm Pfeiffersches Drüsenfieber diagnostiziert. Zum Glück für van Ginkel nahm die Krankheit nur einen sehr kurzen Verlauf.

Van Ginkel hat sich als Kind nicht einem der großen Klubs angeschlossen, um in seinem vertrauten Umfeld in Ruhe seine Ausbildung genießen zu können und im Profibereich zu regelmäßigen Einsätzen zu kommen. Im offensiven Mittelfeld kann er im Prinzip alle Positionen bekleiden, wird aber fast immer auf der rechten Seite aufgeboten. In den Niederlanden wird er als eine Mischung aus Bastian Schweinsteiger und Mesut Özil gesehen. Offenbar hatte Bayer Leverkusen im Sommer wegen eines möglichen Transfers vorgefühlt. Vitesse und der Spieler winkten dankend ab.

Die U 21 hat er mit drei Toren in acht Spielen zur EM geschossen - darunter die beiden Treffer zum 2:0-Sieg in den Playoffs gegen die Slowakei. "Marco hat sich seine Berufung zur Nationalmannschaft einfach verdient", sagte van Gaal am Wochenende auf einer Pressekonferenz. Seine Ankunft im Trainingszentrum in Noordwijk südlich von Amsterdam war trotzdem von jeder Menge Respekt geprägt.

"Natürlich kenne ich die meisten Spieler aus der Eredivisie. Allen anderen, also den großen Stars aus den internationalen Ligen, habe ich zunächst artig die Hand gegeben." Van Ginkel solle gleich im Rahmen eines großen Spiels gegen einen großen Gegner reinschnuppern, so van Gaal. "Jetzt kann der Opa van Ginkel seinen Enkeln später wenigstens erzählen, dass er mal Teil der Elftal gewesen ist", sagt der Teenager.

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