Löw: Fußball-Zwerge sollen draußen bleiben

SID
Joachim Löw löste nach der WM 2006 Jürgen Klinsmann als Bundestrainer ab
© Getty

Im DFB-Pokal sind die Kleinen das Salz in der Suppe, in der EM-Qualifikation sind sie den Großen nur noch lästig. Die Spiele gegen die Fußball-Zwerge werden für Spanien, die Niederlande und Co. zunehmend zum Ärgernis, der Ruf nach einer Vor-Qualifikation wird immer lauter.

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Auch Joachim Löw warnt davor, den jetzigen Modus beizubehalten: "Die Qualität der Spieler wird dadurch über die Jahre hinweg leiden", sagte der Bundestrainer vor dem Duell mit Aserbaidschan am Dienstag (20.30 Uhr im LIVE-TICKER und auf Sky) in Köln.

Löw hat zwar Verständnis für die Situation der Nationen aus der dritten Reihe, sieht in der Teilnahme der Außenseiter und der dadurch hohen Anzahl von Spielen aber ein ernsthaftes Problem.

"Die kleinen Nationen leben von diesen Spielen sportlich und finanziell. Aber ich würde mir wünschen, dass der Terminkalender etwas entzerrt wird, denn es entsteht dadurch eine unheimliche Termindichte", sagt Löw.

"Diese Spiele sind totale Zeitverschwendung"

Deutlich drastischere Töne in der Debatte, die alle vier Jahre neues Futter bekommt, schlägt der ehemalige englische Nationalspieler Tony Cottee an: "Diese Spiele sind die totale Zeitverschwendung. Wir reden davon, dass die Weltklasse gegen Spieler antritt, die Probleme haben, in eine Thekenmannschaft zu kommen. Es ist eine Farce", sagte Cottee und legte nach: "Man lässt ja auch nicht jeden in Wimbledon spielen."

Auf der Insel erhält erhält der 45-Jährige Unterstützung sowohl von Arsenal-Teammanager Arsene Wenger ("Die Qualität nimmt ab") als auch dessen Kollege Harry Redknapp (Tottenham Hotspur): "Es sollte eine Vor-Qualifikation geben. Die Kleinen sollten nicht mehr automatisch einen Gruppenplatz erhalten.

Gleich reihenweise stehen in der laufenden Quali ungleiche Duelle auf dem Programm. Liechtenstein, derzeit in der Weltrangliste auf Platz 141 geführt, kam bereits mit 0:4 gegen Welt- und Europameister Spanien unter die Räder, der Weltranglistenletzte San Marino (Platz 202) und die Färöer (118) waren beim Aufgalopp ebenfalls traditionell chancenlos.

Beide hatten die Quali für die EM 2008 in Österreich und die Schweiz mit zwölf Niederlagen in zwölf Spielen beendet und waren dabei in Serie untergegangen. 57 Gegentore kassierte San Marino, für 19 davon sorgte alleine die deutsche Mannschaft.

Italien tat sich schon gegen Estland schwer

Zu Überraschungen kommt es im Kampf zwischen David und Goliath nur in den seltensten Fällen, zumindest ab und zu wird es aber für einen Großen eng, das erlebten zuletzt die Italiener beim 2:1 in Estland. Entsprechend erleichtert zeigte sich Nationaltrainer Cesare Prandelli nach dem mühsamen Erfolg.

"Wir können froh sein, dass wir das überstanden haben. Es gibt keine leichten Spiele mehr und es gibt keine leichten Gegner mehr. Das hat es in der Vergangenheit gegeben."

Einen ganz anderen Ansatz verfolgt der englische Ex-Nationalspieler John Barnes, der sich für den Erhalt der derzeitigen Regelung ausspricht und in den Qualifikationsspielen eine Entwicklungschance für die Kleinen sieht.

"Schaut euch Griechenland an. Als ich gegen sie gespielt habe, machten wir fünf, sechs, sieben Tore. Und was passierte danach? Sie gewannen den Europameistertitel. Was hat England in dieser Zeit gewonnen?"

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