Joachim Löw lässt DFB zappeln

SID
Joachim Löw ist seit 2004 beim DFB angestellt
© Getty

Die Vertragsverhandlungen mit dem Deutschen Fußball-Bund liegen auf Eis, Sorgen um seine Zukunft muss sich Joachim Löw aber nicht machen.

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Der Bundestrainer, dessen Kontrakt nach der WM in Südafrika im Sommer ausläuft, ist nach dem Machtkampf mit der DFB-Spitze nun auch wieder bei anderen Nationen ein Kandidat.

Vor allem bei der Türkei, die pikanterweise der deutschen Mannschaft für die Qualifikation zur EURO 2012 in Polen und der Ukraine zugelost wurde und derzeit auf Trainesuche ist, soll der frühere Fenerbahce- und Adanaspor-Coach urplötzlich wieder der Topfavorit auf die Nachfolge von Fatih Terim sein.

"Es gibt kein Angebot aus der Türkei", sagte Löw zwar kurz nach der Auslosung, fügte aber vieldeutig hinzu: "Wer weiß, was nach der WM passiert." Eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit dem DFB schloss der 50-Jährige noch einmal kategorisch aus.

"Das kommt für mich nicht mehr infrage. Ich bin immer noch stark verärgert über die Vorkommnisse der vergangenen Tage. Ich habe unserem Präsidenten mitgeteilt, dass ich keine Gespräche mehr führen werde", sagte Löw.

Die WM im Vordergrund

Für ihn gehe es ab jetzt "nur noch um die sportlichen Dinge. Es bringt jetzt nichts mehr, zu reden und nochmals zu verhandeln. Wir akzeptieren das so. Es kann für uns nur noch eines geben: Konzentration auf die WM. Alles andere spielt überhaupt keine Rolle mehr", sagte der Bundestrainer.

Löw wird in dieser Woche in einem Workshop mit seinem Trainer- und Betreuerstab die Feinjustierung Richtung WM vornehmen. Zudem machte der Bundestrainer noch einmal seine Unterstützung für Teammanager Oliver Bierhoff deutlich: "Wir sind ein Team. Wir haben in der Vergangenheit exzellent zusammengearbeitet und wollen das auch weiter tun. Wir haben gesagt, dass wir nur alle gemeinsam verlängern - das gilt auch für Hansi Flick, Andi Köpke und Urs Siegenthaler. Ich denke, wir haben gezeigt, dass wir mit diesem Team sehr gute Arbeit leisten."

Der frühere DFB-Kapitän Bierhoff, der von DFB-Präsident Theo Zwanziger für das Scheitern der Vertragsgespräche verantwortlich gemacht wird, wehrte sich unterdessen gegen die Rolle des alleinigen Buhmanns. "Da sind viele Unwahrheiten verbreitet worden. Tatsache ist, dass ich keinen Alleingang gestartet habe und auch die Verhandlungen nicht alleine geführt habe. Jogi und ich haben als Team agiert."

Keine Bonuszahlung gefordert

Er und Löw hätten auch nie eine Bonuszahlung für die Unterschrift unter einen neuen Vertrag gefordert. "Die Forderung einer Signing Fee hat es nie gegeben. Es ist von einer einmaligen Zahlung die Rede gewesen, die aber erst im Nachhinein während der Laufzeit gezahlt werden sollte", berichtete der 41-Jährige und sprach von einer "Gehaltserhöhung in einer Einmalzahlung".

Ein solcher Vertragsbestandteil sei auch im DFB-Vorschlag enthalten gewesen, sagte Bierhoff weiter, allerdings sei die Höhe der Beträge unterschiedlich gewesen. Bierhoff gab auch zu, dass er ein Veto-Recht gefordert habe, "dass ohne meine Zustimmung kein Bundestrainer ausgewählt werden kann, aber nur im Zeitraum von 2010 bis 2012".

Nach den Unstimmigkeiten der vergangenen Tage sei es nun aber wichtig, "die Nerven zu bewahren und wieder Ruhe reinzubringen". Der Teammanager meinte trotzig: "Dieses Thema wird uns bis und während der WM verfolgen, aber wir werden da eine verschworene Einheit bilden."

Das bekräftigte auch Löw. "Wir konzentrieren uns ab jetzt zu 100 Prozent auf die WM. Wir werden alles tun, um eine gute WM zu spielen. Es wird keine Entschuldigung geben. Wir haben einen klaren Auftrag, ab Wochenbeginn werden wir uns darauf mit aller Kraft vorbereiten."

Löw weiter mit Spaß bei der Sache

Für ihn sei das trotz des ganzen Ärgers der letzten Tage "keine Pflichtaufgabe. Bei mir steht nach wie vor der Spaß, die Freude und die Leidenschaft absolut im Vordergrund. Wir freuen uns wahnsinnig auf diese WM. Wir werden alles dafür tun und das Turnier topmotiviert angehen, um erfolgreich zu sein."

Löw machte aber auch deutlich, dass er sich auch weiterhin nicht den Mund verbieten lassen werde: "Wir wollen alle vorankommen. Stillstand will ich nicht. Wir haben Vorstellungen, die wir umgesetzt sehen wollen."

Einen guten Rat erteilte den Streithähnen der ehemalige Bundestrainer Berti Vogts: "Sie sollen das Thema beenden, am besten heute schon. Mannschaft, Trainer und Manager müssen funktionieren. Man muss sich jetzt auf die WM konzentrieren", sagte Vogts, der in der EM-Quali wie schon in der WM-Qualifikation mit Aserbaidschan auf die deutsche Nationalmannschaft trifft. Dass er Löw dann wiedersieht, glaubt Vogts schon. Nur bei welcher Mannschaft?

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