BVB - Erkenntnisse zu Borussia Dortmund nach dem Sieg bei Newcastle United: Sogar sexy

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Der Auftritt von Borussia Dortmund bei Newcastle United passte überhaupt nicht zur Losung von Trainer Edin Terzic. Der Sieg in England gelang dem BVB auch dank Gregor Kobel - dem aktuell besten Torwart Europas.

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Hier geht's zum Spielbericht des Dortmunder 1:0-Erfolgs und hier zur Einzelkritik aller eingesetzten BVB-Spieler.

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BVB siegt bei Newcastle United: Sogar sexy

Edin Terzic kann zweifelsfrei gut reden und benutzt oft auch nette Sprachbilder. Der Trainer von Borussia Dortmund ist aber nicht unbedingt bekannt dafür, prägnante Sätze zu formulieren, die aufhorchen lassen und für eine gute Überschrift taugen.

Das war am vergangenen Freitagabend mal anders. Da blickte Terzic nach dem 1:0-Sieg gegen Werder Bremen in der Bundesliga auf die vergangenen Dortmunder Jahre zurück und meinte: "Wir haben versucht, unsere Schlüsse zu ziehen. Weniger sexy, mehr Erfolg." Und zack, der Paradigmenwechsel des BVB war gekonnt wie eindeutig umschrieben.

Dass Terzic seine Mannschaft pragmatischer spielen lässt, ist schon seit Jahresbeginn zu beobachten. Wenngleich es seitdem mehrfach spielerisch holperte, der langfristige Trend stimmt zweifelsfrei. Er brachte in 27 Bundesligaspielen 66 Punkte und eine Serie von nunmehr 16 Partien ohne Niederlage.

Durch das extrem wichtige 1:0 bei Newcastle United in der Champions League am Mittwochabend hält der Trend an: Dortmund gewann in den vergangenen sechs Pflichtspielen zum fünften Mal und fing sich dabei nur drei Gegentore.

"Es war eine fantastische erste Halbzeit, mit der haben wir uns den Sieg verdient haben. Mit der zweiten haben wir uns den Sieg verteidigt", sagte Terzic bei DAZN in den Katakomben des St. James' Park.

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BVB wurde in Halbzeit zwei noch zweikampfstärker

Der Auftritt in Newcastle, dem ohne Frage schwierigsten Spiel der bisherigen Saison, passte zunächst überhaupt nicht zur Losung des Trainers. Es war sogar richtig sexy, wie der BVB in den ersten 45 Minuten aufspielte. Die Westfalen waren sofort drin in der Begegnung und zeigten in ihren Aktionen gute Reaktionen auf die hohe Intensität des Spiels und die enorme Lautstärke im Stadion.

Zwar erstaunt bei der Borussia längst nichts mehr, doch diese Reife überraschte durchaus. Noch mehr, wenn man bedenkt, dass der BVB mit Julian Brandt auf seinen bislang besten Spieler in dieser Saison kurzfristig wegen muskulären Problemen in der Wade verzichten musste. Zehn Schüsse brachte Dortmund in Halbzeit eins zustande, acht davon innerhalb des Strafraums. Der Expected-Goals-Wert zur Pause lag bei 1,7 zu 0,42 für die Schwarzgelben.

Mit etwas mehr Klarheit und Konsequenz im Abschluss hätte man frühzeitig die Weichen auf Sieg stellen können. Dass dies nicht geschah, hätte sich beinahe gerächt, denn der zweite Abschnitt gehörte den Magpies. Dortmund kam kaum noch zu Entlastung, das Blatt hatte sich deutlich gewendet.

Allerdings: Während so manche BVB-Truppe der Vorjahre vermutlich unter der Last der steten Angriffe des Gegners eingebrochen wäre - der Spielverlauf bei der 1:2-Pleite bei Manchester City in der Vorsaison lässt grüßen - , herrschte in Terzics Team ein großes Miteinander im Kampf gegen den Ball. Dortmund blieb über weite Strecken konzentriert, diszipliniert und damit stabil in der Defensive. In Halbzeit zwei wurde der BVB statistisch noch zweikampfstärker.

So stand schließlich die mannschaftstaktisch beste Leistung der Saison, mit der man sich das Glück bei Newcastles beiden Aluminiumtreffern durchaus erarbeitete. Diese Maloche, der Willen und die Gier sind es, die die Dortmunder Verantwortlichen innerhalb des Kaders implementieren möchten. Wenn es damit dann so klappt wie in den zweiten 45 Minuten, kann auch dies am Standort Dortmund durchaus als sexy goutiert werden.

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BVB: Gregor Kobel ist aktuell Europas bester Torwart

Elf Pflichtspiele hat die Borussia nun in dieser Saison bestritten, nur eines ging verloren. In sieben dieser Partien hat Gregor Kobel im Tor der Dortmunder eine gute bis sehr gute Leistung gezeigt. Die bislang beste in dieser Saison nun in Newcastle, nachdem er zuvor beim 0:0 zu Hause gegen die AC Mailand seinen wohl stärksten Auftritt hingelegt hatte.

"Ich glaube, ich muss da nochmal reden", sagte Kobel nach dem Sieg in England bei DAZN mit einem Lächeln. Die UEFA vergab die Trophäe für den Spieler des Spiels nämlich an Donyell Malen. Keine gänzlich idiotische Entscheidung, wie es in der Vergangenheit schon einige Male vorgekommen ist. Doch besser als Malen war Kobel.

Während Malen trotz seiner beachtlichen Anzahl an Abschlüssen kein Tor gelang, war Kobel nämlich entscheidend am Dortmunder Erfolg beteiligt. Schon früh im Spiel zeigte der Schweizer zwei gute Paraden gegen Newcastles Gordon (2., 11.). Schlicht überragend war dann seine Reaktion auf den Schuss des freistehenden Wilson, den man schon im Gehäuse einschlagen sah (57.).

"Ich versuche natürlich immer, meinem Team zu helfen. Da zu sein, wenn man mich braucht", ließ sich Kobel, der nach Emre Cans verletzungsbedingter Auswechslung die Kapitänsbinde übernahm, nicht mehr als die üblichen Standardfloskeln entlocken. Trainer Terzic immerhin ließ in seiner Analyse des Spiels nicht unerwähnt, dass der BVB "einen herausragenden Torhüter" im Kasten stehen hatte.

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BVB und Gregor Kobel: Der "Torhüter von Weltklasse-Format"

Auch in den Bundesligaspielen zum Saisonbeginn gegen Köln, Bochum und Heidenheim sowie in den Begegnungen mit Wolfsburg und Hoffenheim hielt Kobel mehrfach entscheidend. Der 25-Jährige agiert unheimlich konstant, seit er 2021 für die läppische Ablösesumme von 15 Millionen Euro nach Dortmund wechselte. Heute lässt sich sagen: Es war einer der wichtigsten BVB-Transfers in diesem Jahrtausend.

In dieser Form ist Kobel derzeit auch europaweit ohne Konkurrenz. Zwar hat sich die Spitze in der Torhüter-Elite breiter aufgestellt als noch in den vergangenen Jahren. Es bestehen jedoch keine Zweifel mehr, dass Kobel in diese Kategorie gehört - aktuell ist auch niemand in den Top-Ligen klar besser als er. Zumal der Nationalspieler nicht nur mit regelmäßig guten Reflexen glänzt, sondern auch in fußballerischer Hinsicht punktet.

"Tief beeindruckt" hatte sich BVB-Boss Hans-Joachim Watzke von Kobels sportlicher Entwicklung gezeigt, wie er bei dessen Vertragsverlängerung bis 2028 Anfang Oktober sagte. Einen "Torhüter von Weltklasse-Format" sieht Sportdirektor Sebastian Kehl in ihm - und man kann beiden nicht im Geringsten widersprechen.

Wenn Kobel so weitermacht, wird's bestimmt auch in Bälde etwas mit der Auszeichnung durch die UEFA. "Wir wollen ja nicht nur, dass die Jungs selbstbewusst sind, sondern dass sie hungrig bleiben. Er hat ja in ein paar Wochen die nächste Gelegenheit dazu", sagte Terzic.

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BVB und die Champions-League-Gruppe F im Überblick

RangTeamSpieleDifferenzPunkte
1Paris Saint-Germain326
2Borussia Dortmund3-14
3Newcastle United324
4AC Mailand3-32
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