Der Lerneffekt bleibt aus

Bernd Leno konnte den einzigen Schuss auf seinen Kasten nicht vereiteln
© getty

Bayer Leverkusen hat zuhause unglücklich gegen den AS Monaco verloren; die Partie glich dabei nicht nur in Sachen Ergebnis dem Hinspiel. Die Gäste machten mit extrem simplen Mitteln deutlich, wie man die Leverkusener stoppen kann - denn die haben auch nach über einem Drittel der Saison keinen Ausweichplan.

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"Das war sehr bitter, denn wir haben wenig zugelassen. Wenn man so überlegen ist, sollte man das auch im Ergebnis ausdrücken", sagt Roger Schmidt. Der Leverkusener Trainer weist nach der 0:1-Niederlage gegen Monaco nüchtern darauf hin, dass es ja nur eins der sechs Gruppenspiele gewesen sei, und Karim Bellarabi fügt hinzu: "Wir müssen das Spiel verarbeiten und daraus lernen."

Mehr als zwei Monate sind vergangen, seitdem der Trainer die Niederlage analysiert und der Spieler Besserung gelobt hat, als Schmidt folgendes von sich gibt: "Wenn man das Spiel sieht, kann man nur riesig enttäuscht sein. Wir waren noch überlegener als im Hinspiel, sind 90 Minuten angerannt."

Wieder ging es gegen Monaco, wieder stand am Ende nur eine Niederlage zu Buche, wieder trotz eklatanter Überlegenheit. 14:3 lautete das Torschussverhältnis im Hinspiel, 19:4 gar im Rückspiel. Trotzdem verlor die Werkself beide Spiele mit 0:1.

"Nichts mit Fußball zu tun"

"Unverdient!", möchte man sagen, anhand dieser Zahlen, aber auch anhand der Spielweise, die Monaco - schon wieder - drei Punkte beschert hat. "Ich kann nicht glauben, dass sie so viel Geld ausgeben und dann so spielen", sagt Rudi Völler, "das hat nichts mit Fußball zu tun."

Es wäre jedoch falsch, die "Schuld" beim Gegner zu suchen. Bayer hat sich selbst geschlagen, nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Ihr Stil - so aufregend er sein mag, solange der Gegner mitspielt - ist für clevere Teams zu leicht auszurechnen, weil es ihnen an einem Plan B fehlt.

Monaco baute hinten ein Bollwerk auf, mit bis zu neun Spielern, die nur gegen den Ball arbeiteten. In der ersten Stunde des Spiels hatten die Gäste nicht einmal Interesse daran, selbst zu Abschlüssen zu kommen. Es reichte ihnen, die Gegner zu frustrieren, und das wurde ihnen leicht gemacht.

Kein Platz gegen Monaco

Bayers Offensive funktioniert seit Saisonbeginn herausragend, wenn sie Platz hat. Wenn Bellarabi oder Son ihre Schnelligkeit und ihre Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins ausspielen können. Monaco hat sich gut darauf eingestellt: Wenn einer der Offensivspieler ins Dribbling ging, hatte er es nicht mit einem, sondern eher mit drei Verteidigern zu tun. Von Platz konnte keine Rede sein.

Immer wieder verfingen sich die Flügelflitzer im dichten Abwehrnetz, an Pässe in die Tiefe war nicht einmal zu denken, so tief wie Monaco stand. Und trotzdem versuchte es Bayer immer wieder auf die gleiche Weise, durch die Mitte "anrennend", wie Schmidt sagte.

Die allermeisten Versuche blieben harmlos. Die Distanzschüsse, die vor allem Hakan Calhanoglu und Heung-Min Son immer wieder abgaben, wurden fast alle abgeblockt, Stefan Kießling kam zu keiner einzigen Torchance.

Auch das Torschussverhältnis trügt - von den 19 Leverkusener Versuchen hatten vielleicht drei das Potenzial von der Chance, die Lucas Ocampos letztendlich zum Siegtreffer verwertete. Die besten Gelegenheiten waren außerdem nicht herausgespielt, sondern eher Zufallsprodukte wie Lars Benders Schuss an die Latte oder Josip Drmics Riesenchance, nachdem ihm Bender den Ball zugegegrätscht hatte.

Kein Gegenmittel

Das ganze Spiel machte recht klar deutlich, was Bayer von den echten Top-Teams unterscheidet: Die taktische Variabilität hält sich doch sehr in Grenzen. Der FC Bayern beispielsweise kann gegen jeden noch so tief stehenden Gegner bestehen, weil die Mannschaft selten bis nie die Nerven verliert und methodisch nach den Lücken sucht, die jede Defensive der Welt hat.

Leverkusen dagegen lässt sich aus dem Konzept bringen. Monaco diktierte das Spiel, indem es sich weigerte, aktiv an ebenjenem teilzunehmen - es ging nur darum, dem Gegner seiner größten Stärke, des überfallartigen Angriffs, zu berauben.

Der Werkself fiel darauf kein Gegenmittel ein, sie blieb einfach immer bei der einzigen Lösung, die sie zu kennen scheint: Anrennen. Selbst wenn es absolut keine Resultate mit sich bringt. Nach dem Führungstreffer durch Ocampos schien den Spielern dann der Glaube zu fehlen, dieses Spiel überhaupt noch drehen zu können.

Monaco in die Karten gespielt

Das Ziel Achtelfinale hat Bayer erreicht, wenn dort allerdings nicht wieder Endstation sein soll, muss sich Schmidt schleunigst etwas überlegen. Den etwaigen Gegnern wird nicht entgangen sein, wie Monaco zweimal gegen Leverkusen gewinnen konnte. Und auch die "unbedarfteren" Gegner aus der Bundesliga haben diesen Blueprint, wie man Bayer knackt.

"So ist es im Fußball, man kann auch mit Minimalismus weit kommen", sagte ein resignierter Simon Rolfes über den Sieg der Monegassen. Das stimmt aber nur, wenn einem der Gegner so bereitwillig in die Karten spielt.

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