Punkt gewollt, Punkt bekommen

Von Florian Bogner
Holger Badstuber (am Boden) überwand Manuel Neuer nach 1147 gegentorlosen Minuten
© Getty

Der FC Bayern München kann mit dem 1:1 beim SSC Neapel sehr gut leben. Klar: Man spielte ja auch nicht wirklich auf Sieg. Trainer Jupp Heynckes vergab Mario Gomez seinen Elfmeter-Fehlschuss umgehend. Auch das Gegentor störte die Münchner nicht wirklich. Unterm Strich bleibt dennoch das fade Gefühl, etwas verpasst zu haben.

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Reaktionen:

Jupp Heynckes (FC Bayern): "Das sind Menschen, zwar Fußballer, aber auch nur Menschen. Man kann auch mal Fehler machen. Gomez hat soviel in den letzten Wochen für uns geleistet, da kann er auch mal einen Elfmeter verschießen. Ich hätte natürlich lieber gewonnen. Aufgrund der zweiten Halbzeit wäre das auch nicht unverdient gewesen. Bis zum 1:1 haben wir nicht eine einzige Torchance zugelassen. Die letzten Minuten vor der Pause haben wir dann nicht gut ausgesehen."

Mario Gomez (FC Bayern): "Es tut mir leid für die Mannschaft, dass ich den Elfmeter verschossen habe. Eigentlich wollte ich ihn in die Mitte schießen, dann ging er doch nach rechts unten. Man sollte immer beim ersten Gedanken bleiben. Jetzt haben wir zwei Endspiele gegen Neapel und Villarreal, die müssen wir gewinnen."

Eure Noten für die Bayern-Stars: Watschn für Gomez

Toni Kroos (FC Bayern): "Wenn man das Spiel sieht, müssen wir gewinnen. Wir waren die bessere Mannschaft. Wir hatten das Spiel komplett im Griff. Neapel hatte nicht viele Chancen und wir hatten in der zweiten Halbzeit noch den Elfmeter. Aber das kann passieren, dass man auch mal einen Elfmeter verschießt."

Manuel Neuer (FC Bayern): "Es war schwer, hier zu bestehen. Napoli hat uns das Leben auch ein bisschen schwer gemacht. Sie haben kreative Spieler, die schnell umschalten. Mir persönlich geht's nicht um Gegentore, sondern darum, dass wir das Spiel gewinnen. Wenn wir 2:1 gewonnen hätten, dann würden wir jetzt vielleicht alle lachen."

Nachbetrachtung:

Der FC Bayern hatte im Vorfeld schon betont, dass man sich in Neapel auch mit einem Remis zufrieden geben würde. Nach dem Spiel muss er sich allerdings fragen, ob das nicht zwei Zähler zu wenig waren - ein Sieg wäre mit etwas breiterer Brust und angesichts des Torschussverhältnisses von 15:2 nämlich durchaus möglich gewesen.

Nach gutem Beginn und früher Führung verpasste es der FCB aber nachzulegen. Teilweise hatte man das Gefühl, die Münchner hätten Angst vor der eigenen Courage und zu viel Respekt vor dem Champions-League-Neuling. Tatsächlich bot Napoli dem FC Bayern über weite Strecken Räume an, die man in der Königsklasse selten bekommt.

Außer Toni Kroos (2.) schlug aber kaum einer Kapital daraus. Dabei hatte Jupp Heynckes sein Team gut auf das 3-4-2-1 der Gastgeber eingestellt; Kroos verstand es noch am Besten, in die Lücken der Dreierkette zu stechen. Bastian Schweinsteiger spielte umsichtig, Jerome Boateng schob über rechts kraftvoll mit nach vorne.

Das Bayern-Spiel war insgesamt auch nicht so linkslastig wie zuletzt - allerdings auch, weil Franck Ribery diesmal kein Faktor war. Der Franzose war bei Hugo Campagnaro gut aufgehoben und litt unter dem Umstand, dass Philipp Lahm defensiv immer ein Auge auf Marek Hamsik haben musste und so Ribery nicht unterstützen konnte.

Analyse: Campagnaro der Star des Spiels

So gut wie das Spiel begann, so plötzlich riss der Spielfluss bei den Münchnern Mitte der ersten Halbzeit ab. In dieser Phase nahmen die Ungenauigkeiten im Bayern-Spiel dramatisch zu und brachten Napoli zurück ins Spiel. Beim 1:1 sah die linke Abwehrseite der Münchner alles andere als gut aus - Schweinsteiger lief Hamsik im Zentrum hinterher, Lahm rückte deswegen ein und übersah so den startenden Maggio (39.).

"Insgesamt war da die Abstimmung nicht gut. Wir müssen da besser stehen, aber wir können auch mal Fehler machen", kommentierte Heynckes die Situation später. 24 Fouls der Münchner bedeuteten jedoch Saisonrekord, fünf Gelbe Karten ebenso.

Vor dem Spiel hätte man befürchten können, dass Daniel van Buyten vielleicht nicht mit dem Tempo der drei Napoli-Offensiven mithalten kann. Im Spiel war es aber eher Holger Badstuber, der Probleme mit dem Stellungsspiel hatte und sich zudem früh Gelb abholte (6.). Es passte ins Bild, dass Badstuber dann auch das unglückliche Eigentor zum 1:1 unterlief - fraglich, ob Hamsik dahinter überhaupt an den Ball gekommen wäre.

Sehr ärgerlich zudem, dass Manuel Neuers Zu-Null-Serie im 13. Pflichtspiel nach 1147 Minuten auf diese Weise riss. Der FC Bayern hat in der gesamten Saison nun zwei Gegentore kassiert: beide hatte er sich selbst zuzuschreiben, wenn man an das Missverständnis zwischen Boateng und Neuer beim 0:1 gegen Gladbach zurück denkt.

In der zweiten Halbzeit ließen die Münchner die Zügel dann unerklärlicherweise weiter schleifen. Mario Gomez hätte schon am Samstag gegen Berlin beinahe einen Elfmeter verschossen - Thomas Kraft war am Ball dran -, diesmal machte er es noch schlechter und schob Keeper Morgan De Sanctis das Spielgerät quasi in die Arme (49.). Elfmeter bleiben eine Baustelle beim FCB.

Doch auch der verschossene Strafstoß sorgte bei den Münchnern nicht für ein "Jetzt-erst-recht"-Gefühl. Obwohl Napoli auch im zweiten Durchgang kaum einen Angriff zu Ende spielte (null Torschüsse), blieb das Spiel der Gäste fahrig und unpräzise.

Vielmehr verfestigte sich von Minute zu Minute das Gefühl, dass die Bayern mit einem Punkt zufrieden wären - eine Einstellung, die übrigens auch Napoli an den Tag legte. Dass Manchester City im Parallelspiel jedoch in der Nachspielzeit zum 2:1-Sieg über den FC Villarreal kam, spielte am Ende keinem der beiden Teams in die Karten.

Unter dem Strich bleibt es ein Spiel der verpassten Möglichkeiten. Dennoch: Mit zwei Siegen in den kommenden zwei Heimspielen gegen Neapel (2. November) und Villarreal (22. November) hat Bayern den Gruppensieg so gut wie sicher, vier Punkte reichen bereits zum Weiterkommen. Kniffliger wird es jedoch bei einer Niederlage gegen Napoli.

FC Bayern - SSC Neapel: Daten und Fakten zum Spiel