Im Auftrag von: Adam Szalai

Von Stefan Rommel
Klaas-Jan Huntelaar hat sich gegen Wolfsburg am Knie verletzt, nun darf Adam Szalai ran
© getty

Adam Szalai hat mit Schalke erst drei Pflichtspiele bestritten - trotzdem soll er Königsblau in die Königsklasse schießen. Die Bürde des Hoffnungsträgers kommt vielleicht ein bisschen früh.

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Manchen Profis kann es gar nicht schnell genug gehen. Sowohl auf und manchmal auch neben dem Platz. Adam Szalai war 16, als er seine Heimat verließ und nach Stuttgart ging. Und er war 19, als er Stuttgart verließ und bei Real Madrid den Durchbruch schaffen wollte.

In Vertretung für Huntelaar

Schon als Teenager hatte Szalai zwei Schritte gemacht, für die andere eine halbe Karriere und mehr benötigen. Dann kam er zurück nach Deutschland und brach dort einen Rekord: Den des schnellsten Tores einer Mannschaft, die nicht den Anstoß ausführen durfte. Bei Adam Szalai muss alles irgendwie schnell gehen.

Da verwundert es schon ein wenig, dass er für sein erstes Spiel in der Champions League immerhin 25 Jahre alt werden musste. Wenn der FC Schalke am Mittwoch (ab 20.15 Uhr im LIVE-TICKER) gegen PAOK Saloniki um den Einzug in die Gruppenphase spielt, bekommt Szalai endlich seine große Bühne. Wenngleich die letzte Qualifikationsrunde gefühlt noch gar nicht zur neuen Saison in der Königsklasse zählt.

Immerhin kann sich der Ungar damit "trösten", dass er vor einem der wichtigsten Spiele der Saison als Zugang gleich voll unterm Brennglas stehen wird. Nach dem Ausfall von Klaas-Jan Huntelaar wird Szalai die Position des alleinigen Stürmers in der Schalker Mannschaft einnehmen - und sehr wahrscheinlich wird dies auch im Rückspiel in knapp einer Woche der Fall sein. Huntelaar zumindest fällt mit einem Teilabriss des Innenbandes im Knie mehrere Wochen aus.

Keller wirkt nicht voll überzeugt

Dem Novizen kommt deshalb gegen die Griechen eine ganz entscheidende Rolle zu. "Ich freue mich riesig auf das Spiel. Auch wenn es ‚nur' ein Quali-Spiel ist, ist es mein erstes Champions-League-Spiel. Für mich zählt nur, dass ich einfach Spaß habe und meine beste Leistung abrufen kann", sagt Szalai betont locker.

Ganz so entspannt wie die Nummer 1b im Schalker Sturm war dessen Trainer auf der Pressekonferenz am Dienstag nicht. Jens Keller erwähnte angesprochen auf Szalai zwar die "gute Alternative", machte aber auch deutlich, dass er wohl lieber mit dem erfahrenen Huntelaar in ein Spiel gegangen wäre, bei dem es nach dem missratenen Auftakt in die Bundesliga-Saison einmal mehr auch um seine Person gehen wird.

"Klaas-Jan war sehr gut drauf und einer der wenigen, die ihre Leistung voll abgerufen haben. Aber Adam hatte eine gute Vorbereitung. Aber natürlich ist ein Spieler wie Klaas-Jan Huntelaar nicht zu ersetzen."

Kaum internationale Erfahrung

Also sagt Szalai auch brav seine Sicht der Dinge, zum Beispiel dass jeder wisse, "wie wichtig Klaas-Jan für die Mannschaft ist, nicht nur seiner Tore wegen. Er ist ein Führungsspieler, der schon so viel international erlebt hat."

Und der gegen Saloniki nicht helfen kann. Dass nun in einer verunsicherten Mannschaft derjenige fehlt, der auch in schlechten Spielen einfach mal den Unterschied machen kann, macht die Situation auf Schalke nicht leichter. Szalai hat 16 Länderspiele mit Ungarn auf dem Buckel. Bei den beiden einzigen Mainzer Auftritten in der Qualifikation zur Europa League hatte Szalai verletzungsbedingt gefehlt.

Von einer bereits erlangten internationalen Erfahrung ist Szalai also noch ein ganzes Stück entfernt. Aber vielleicht sind es gerade diese beiden Partien, die Szalais Werdegang in Gelsenkirchen auf ungeahnte Art beschleunigen.

20 Millionen Euro Einnahmen möglich

Eigentlich wollte sich Szalai ausnahmsweise mal langsam heranschleichen an einen Startplatz in der Mannschaft. Dafür ist die Qualität der Einzelspieler auf Schalke einfach deutlich größer als in Mainz. "Ich werde mich nicht verstecken", sagte Szalai nach seiner Ankunft. "In Mainz habe ich es geschafft, zu einem Stammspieler zu reifen. Das versuche ich auch auf Schalke zu werden."

Jetzt bietet sich eine gute Gelegenheit, nachdrücklich Werbung in eigener Sache zu betreiben. Immerhin geht es für den ganzen Klub um mehr als nur einen Startplatz im wichtigsten Vereinswettbewerb der Welt.

Rund 15 Millionen Euro haben oder nicht haben bestimmen die beiden Vergleiche gegen Saloniki. Selbst für einen gut alimentierten Klub wie Schalke ist das eine Menge Geld. Dabei sind die Einnahmen noch zurückhaltend und nur für den Fall eines Ausscheidens nach der Gruppenphase kalkuliert.

Es gibt von der UEFA 8,6 Millionen Euro Startgeld, plus die Ticketeinnahmen aus drei Heimspielen, dazu im sportlichen Erfolgsfall Prämien von einer Million Euro pro Sieg und 500 000 Euro pro Remis. Bei einem einigermaßen günstigen Verlauf sind alleine in der Vorrunde rund 20 Millionen Euro Einnahmen drin.

Hohe Ablöse - viele Tore?

"Schalke ist ein sehr, sehr großer Verein mit mehr Qualität als in Mainz", sagt Szalai. "Aber man hat hier auch mehr Druck, jedes Spiel gewinnen zu müssen."

Gegen Saloniki dürfte der Druck für die Mannschaft und für ihn als ersten Torelieferant eine neue Qualität bekommen. Zumal sich Schalke gegen die Griechen, die international nicht zur ersten oder zweiten Liga gehören und sich sportlich gar nicht für die letzte Playoff-Runde qualifizieren konnten, nur blamieren kann.

Wohl auch deshalb bleibt Szalai zurückhaltend. "Die Champions League ist für jeden eine große Sache. Aber ich rede erst darüber, wenn es so weit ist."

Uli Hoeneß hatte bei den Bayern mal die eigenartige Idee, jede vernünftige Parade von Manuel Neuer mit dessen Ablösesumme zu verrechnen. Wohl auch, um sich selbst eine Grundlage zur Rechtfertigung zu schaffen. Neuer hatte 25 Millionen Euro gekostet bei nur noch einem Jahr Vertragslaufzeit auf Schalke.

Adam Szalai war Schalke acht Millionen Euro wert. Der Spieler wollte "sportlich noch höher hinaus" als ihm das Mainz bieten konnte. Bei den Rheinhessen hatte er noch einen Vertrag bis 2015. Insofern ist die Ablösesumme zwar hoch, aber vertretbar - sofern Szalai schnell beginnt, mit Toren zurückzuzahlen.

Schon einmal als Hunter-Vertreter

"Schalke bietet mir eine Riesenchance. Die will ich nutzen. Dabei will ich jetzt nicht über Ziele philosophieren, sondern jeden Tag hart für den sportlichen Erfolg arbeiten", sagte er vor der Saison. Dass sich so schnell die Chance ergeben würde, den sportlichen Erfolg verantwortlich mit zu organisieren, hätte sich wohl auch Szalai nicht zu träumen gewagt.

Vielleicht hätte er sich aber an eine Schicksalsgemeinschaft als alten Madrider Tagen erinnern können. Als Spieler von der zweiten Mannschaft Real Madrid Castilla schaffte es Szalai im Winter 2009 sogar auf die Meldeliste der Profis zur laufenden Champions-League-Saison. Als Vertreter des Vertreters.

Der etatmäßige Angreifer Ruud van Nistelrooy hatte sich schwer verletzt, sein Vertreter kam aus den Niederlanden, war aber für die Königsklasse in der K.o.-Phase nicht spielberechtigt. Sein Name war: Klaas Jan Huntelaar.

Adam Szalai im Steckbrief