Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

Von Thomas Gaber
Unterschiedliche Typen mit Gemeinsamkeiten: Jürgen Klopp (l.) und Jupp Heynckes
© getty

Am 25. Mai wird zum dritten Mal eine deutsche Mannschaft die Champions League gewinnen. Die Endspielgegner von Wembley setzten sich bereits je einmal die Krone der Königsklasse auf. Borussia Dortmund holte 1997 den Titel, der FC Bayern München 2001. Beide Mal hieß der Trainer Ottmar Hitzfeld. Sein Nachfolger heißt entweder Jürgen Klopp oder Jupp Heynckes. Ein Vergleich der beiden Erfolgstrainer.

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Werdegang und Erfolge

Ohne die ungewöhnliche Idee eines ehemaligen Gebrauchtwagenhändler wäre Jürgen Klopp vielleicht nie Trainer geworden. Im Januar 2001 rief Christian Heidel, damals und heute noch Manager von Mainz 05, den Mainzer Spieler Klopp an und offerierte ihm das Traineramt beim kriselnden Zweitligisten.

"Ich habe ihm gesagt: 'Jürgen, wir müssen Eckhard Krautzun leider beurlauben und wir machen das jetzt dann ohne Trainer. Ich brauche aber einen, der sich auf die Bank setzt und ein bisschen was erzählt. Was hältst du davon, wenn du das machst?'" Drei Sekunden, so Heidel, habe Klopp maximal überlegt, ehe er zusagte.

"Ich war leider kein sonderlich begabter Fußballer. Dafür habe ich mich schon früh mit Taktik beschäftigt und meine jeweiligen Trainer genervt mit meiner Wissbegierde", sagt Klopp.

An seinen ersten Vertrag als Trainer erinnert er sich noch genau: "Christian hat dafür gesorgt, dass ich mir die Autos, die er verkauft hat, nicht leisten konnte."

In der Saison 2000/2001 rettete Klopp die Mainzer vor dem Abstieg und scheiterte in den darauffolgenden zwei Jahren dramatisch am Aufstieg in die Bundesliga, der ihm aber wiederum ein Jahr später gelang. Nach zwei elften Plätzen stiegen die Mainzer 2007 wieder ab.

Nachdem der direkte Wiederaufstieg 2008 knapp verpasst wurde, verließ Klopp Mainz und wechselte zu Borussia Dortmund. Nach Platz sechs und fünf führte Klopp den BVB 2011 und 2012 zum deutschen Meistertitel und holte 2012 das erste Double der Vereinsgeschichte.

In der Bundesligasaison 2011/12 stellte Dortmund mehrere Rekorde auf, die allerdings vom FC Bayern in der gerade abgelaufenen Saison 2012/13 noch überboten wurden.

Heynckes: Titel, Rauswürfe und ein Spieleraufstand

Jupp Heynckes verfolgte den klassischen Karriereplan. Noch im letzten Jahr seiner Spielerlaufbahn absolvierte er die Ausbildung zum Fußballlehrer an der Sporthochschule Köln. 1979 wurde er mit gerade 34 Jahren Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach.

"Mir war klar, dass ich nach meiner Spielerkarriere im Fußball bleiben will. Ich hatte von so hervorragenden Trainern wie Hennes Weisweiler oder Udo Lattek gelernt. Dieses Wissen wollte mit meiner Art an junge Spieler weitergeben", sagt Heynckes über seine Anfänge als Trainer.

Die großen Erfolge, die Heynckes als Spieler mit den Fohlen feiern konnte, blieben zunächst als Trainer aus. Bis zu seinem Wechsel zum FC Bayern 1987 holte er keinen Titel und erreichte zwei Finals (1980 UEFA-Cup, 1984 DFB-Pokal).

Nach einer "verlorenen Saison" 1987/88 (Bayern-Manager Uli Hoeneß) gewann Heynckes zwei Mal in Folge die deutsche Meisterschaft.

Nach unglücklichen Niederlagen (Halbfinal-Aus im Landesmeistercup 1991 gegen Roter Stern Belgrad) aber auch peinlichen (Erstrunden-Aus im DFB-Pokal 1990 gegen den FV Weinheim) und einer Negativserie zu Beginn der Saison 1991/92 wurde Heynckes im Oktober 1991 gefeuert.

Heynckes wechselte nach Spanien zu Athletic Bilbao und erzielte bis 1994 beachtliche Erfolge, ehe er in die Bundesliga zurückkehrte und Eintracht Frankfurt übernahm. Auf seiner Antritts-Pressekonferenz sagte Heynckes den folgenschweren Satz: "Wenn ich hier am 1. Juli anfange, gehen die Uhren anders."

Die Eintracht-"Diven" Okocha, Yeboah und Gaudinho machten Heynckes das Leben zur Hölle und meldeten sich für den 16. Spieltag 1994/95 krank. Im April 1995 hatte Heynckes genug von den Grabenkämpfen und löste seinen Vertrag auf.

Heynckes ging wieder ins Ausland und landete 1997 bei Real Madrid. Trotz des Gewinns der Champions League, dem ersten Landesmeistertitel für die Königlichen nach 32 Jahren, wurde er nach nur einer Saison entlassen. Nach einem Engagement bei Benfica Lissabon folgten erneut zwei wenig erfolgreiche Stationen in der Bundesliga bei Schalke 04 und seinem Stammverein Mönchengladbach.

Im Januar 2007 trat Heynckes in Gladbach zurück. Angeblich hatte er zuvor Morddrohungen erhalten. Heynckes wollte von da an eigentlich nie mehr als Trainer arbeiten. Im April 2009 sprang er nach einem Hilferuf seines Freundes Uli Hoeneß für fünf Spieltage bei den Bayern ein.

"Diese fünf Spiele damals haben das Feuer in mir neu entfacht", sagt Heynckes. Bayer Leverkusen verpflichtete Don Jupp und stattete ihn mit einem Zweijahresvertrag aus. Leverkusen hätte mit Heynckes 2011 gerne verlängert, doch abermals klopften die Bayern an und Heynckes ging ein drittes Mal nach München.

Nach drei zweiten Plätzen 2012 winkt in dieser Saison das historische Triple. Heynckes kokettiert mit seinem endgültigen Abschied als Trainer, entschieden hat er sich aber noch nicht - und angeblich hat Real Madrid ein zweites Mal angeklopft.

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