Bayern (deutlich) im Vorteil

Von Thomas Gaber
Schlüsselspieler im Finale: Lewandowski und Gündogan bzw. Schweinsteiger und Dante (v.l.)
© getty

Im letzten Jahr waren es Didier Drogba und Petr Cech, die das Champions-League-Finale zugunsten des FC Chelsea maßgeblich beeinflussten. Wer wird in Wembley der X-Faktor sein, wenn Borussia Dortmund und der FC Bayern München (20.30 im LIVE-TICKER) ihren jeweils zweiten CL-Titel jagen? Der Mannschaftsvergleich BVB vs FCB.

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Torhüter: Weidenfeller vs. Neuer

Weidenfeller spielt seit elf Jahren beim BVB. Er hat in dieser Zeit alles erlebt, von der Fast-Insolvenz bis zum Double 2012. Eines blieb seit 2002 immer gleich: seine geringe Wertschätzung bei den jeweiligen Nationaltrainern. Weidenfeller gilt als der beste Torhüter in Deutschland, der noch nie das DFB-Trikot trug. Gemeinsam mit Sebastian Kehl führte er den BVB zu drei Titeln in zwei Jahren und hat großen Anteil am Finaleinzug in der Champions League. Ob gegen Cristiano Ronaldo, Higuain, Nasri oder Agüero - der Dortmunder Torhüter blieb in vielen Eins-gegen-Eins-Duellen Sieger.

Zwölf von 19 Großchancen hat Weide vereitelt. Zudem strahlt er inmitten der jungen Wilden beim BVB die nötige Ruhe aus. "Seine Ausstrahlung und Erfahrung machen sich in Spielen wie in Madrid bezahlt. Die Jungs vor ihm wissen, dass da noch einer steht, er auch mal ein Ding rausfischt", sagte der ehemalige Weltklassetorhüter Jean-Marie Pfaff. Und für Mats Hummels steht fest: "Ohne Roman wären wir niemals in dieses Finale gekommen."

Manuel Neuer ist der Torhüter der besten Abwehr der Bundesliga-Geschichte. Lediglich 18 Tore kassierte der FC Bayern in seiner Rekordsaison. Neuer stand dabei fast nie im Mittelpunkt. Ganze 2,85 Schüsse bekam er pro Spiel auf sein Tor. Mitunter ließ er sich während eines Spiels Bälle von Ballkindern zuwerfen, um ein bisschen in Bewegung zu bleiben. In der Liga machte Neuer zwei Fehler, die zu Gegentoren führten, in der Champions League war er dagegen insbesondere in Turin ein sicherer Rückhalt.

"Ich schätze Weidenfeller sehr, aber Neuer ist nach wie vor der beste Torwart in Deutschland, wenn nicht sogar auf der Welt", sagte Bochum-Coach Peter Neururer zu SPOX. Neuer ist im Team hochangesehen, er ist hierarchisch die Nummer drei nach den Kapitänen Lahm und Schweinsteiger. In der letzten CL-Saison hielt er im Halbfinale gegen Real Madrid die Elfmeter der Weltfußballer Kaka und Ronaldo und verwandelte im Finale selbst einen. Er würde es in London wieder tun.

Unentschieden

Innenverteidiger I: Hummels vs. Dante

Trotz seiner Bänderdehnung im Knöchel wird Mats Hummels im Finale spielen - ein eminent wichtiger Faktor für den BVB.

Neben seinen Defensivaufgaben ist Hummels prägend für den Dortmunder Spielaufbau. Vom ihm gehen die Angriffe aus, von ihm holen sich die Mittelfeldspieler den ersten Ball.

Lässt es die Situation zu, geht Hummels selbst mit nach vorne; dann folgt das Abspiel auch erst tief in der gegnerischen Hälfte.

In der Defensive wirkt Hummels dagegen ab und an schludrig, wie vor Ronaldos Ausgleich für Real im Halbfinale in Dortmund.

Dennoch wird der 24-Jährige von vielen europäischen Topklubs gejagt. Einen Wechsel zur neuen Saison schloss Hummels aber kategorisch aus.

Dante hat eine bemerkenswert starke erste Saison im Bayern-Trikot gespielt. Nach der Kreuzband-Verletzung von Holger Badstuber wurde er von Trainer Jupp Heynckes zum Abwehrchef erklärt.

Dante gewann im Schnitt 66 Prozent seiner Zweikämpfe, 92 Prozent seiner Pässe kommen an.

An der Seite von Daniel van Buyten ist Dante für den Spielaufbau aus der Viererkette zuständig, spielt er neben Boateng, wird diese Aufgabe aufgeteilt.

"Was mich am meisten an ihm beeindruckt hat, ist seine Konstanz", sagt Heynckes. Die Konstanz bekam im letzten Bundesligaspiel in Mönchengladbach einen Kratzer, als Dante das zweite Gladbacher Tor mit einem üblen Querpass auf Boateng verursachte.

Unentschieden

Innenverteidiger II: Subotic vs. Boateng

Neven Subotic wird gerne als Schwachpunkt in der BVB-Abwehr gesehen. Doch gerade in der Champions League hat er gute Leistungen gebracht. In zehn Spielen dieser Saison beging er nur sechs Fouls und kassierte keine einzige Gelbe Karte. Sein Zweikampfwert ist mit 65 Prozent gewonnen Duellen besser als der von Hummels in neun Spielen (63 Prozent).

Im Defensivkopfball kaum zu bezwingen, allerdings unterlaufen ihm mitunter Stellungsfehler wie vor dem 1:1 im letzten Ligaspiel gegen die Bayern durch Mario Gomez. Probleme bekommt Subotic, wenn er früh attackiert wird, oft folgt dann der lange Ball.

Jerome Boateng musste sich lange mit Daniel van Buyten um den Platz in der Innenverteidigung neben Dante streiten und war zwischendurch länger nur zweite Wahl. Boateng trug's mit Fassung, merkte aber nach dem 2:0 in Turin im Viertelfinale an, dass es im Fußball "nicht immer gerecht" zugehen würde. Im Saisonendspurt hat er aber die Nase vor van Buyten.

Er ist der bessere Fußballer und kann Dante beim Spielaufbau entlasten. Boateng hat alles, was ein guter Innenverteidiger benötigt: Zweikampfstärke, Schnelligkeit und ein sauberes Passspiel. Was ihm fehlt ist die Zuverlässigkeit.

Unentschieden

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