Spiele für die Ewigkeit

Von SPOX
April 2003: Ein Ronaldo ist zu viel für vier Verteidiger von Manchester United
© Getty
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23. April 2003: Manchester United - Real Madrid 4:3

Wieder das Theater der Träume, wieder ein Stück Fußballgeschichte. Was sich an diesem Abend zwischen beiden Mannschaften zutragen sollte, veränderte nicht nur die Spielweise beider Klubs in deren Zukunft, sondern auch die Gemengelage im europäischen Fußball allgemein.

Im Vorfeld der Partie zündelt die Yellow Press wie wild. Sir Alex und sein Ziehsohn David Beckham haben sich nicht mehr lieb. Einige Wochen zuvor trat Fergie nach dem Pokal-Aus gegen Arsenal in der Kabine wutentbrannt gegen einen Fußballschuh.

Das Geschoss trifft Becks mitten im Gesicht, der Superstar erleidet eine klaffende Platzwunde oberhalb des Auges. "Flickt ihn zusammen", raunzt Fergie die Ärzte in der Kabine an. Mehr lässt er sich zum Vorfall nicht entlocken. Auch nicht Beckham gegenüber, der eine Entschuldigung einfordert.

"Posh Spice will Fergie an die Wäsche", weiß die "Sun". Was sie nicht weiß: Der United-Coach wird Becks gegen Madrid nicht von Beginn an aufstellen. Schon längst kursieren mehr als handfeste Gerüchte, dass Beckham den Verein verlassen will, sehr wahrscheinlich zum kommenden Gegner wechselt.

Dort bastelt Präsident Perez weiter an der irren Idee, einfach die besten Fußballspieler der Welt zusammenzukaufen und als glitzernde Kirmesveranstaltung um die Welt fliegen zu lassen. Einer wie Beckham fehlt da noch.

Im ganzen Trubel geht fast unter, dass Real mit einem endlich ganz fitten Ronaldo auflaufen wird. Die Aussicht auf das Finale dahoam lässt United wie wild beginnen. Dass es sich in Abwesenheit von Beckham und mit Nicky Butt auf dem Flügel aber eher um ein wenig Blendwerk handelt, lässt die 12. Minute erahnen.

Das überlegene Passspiel der Gäste mündet da in einen Konter. Eingeleitet von Zinedine Zidane und hervorragend in die Spitze geleitet von Guti, enteilt Ronaldo seinem Bewacher Rio Ferdinand. Trockener Schuss ins kurze Eck, Fabian Barthez sieht nicht wirklich gut aus.

Wieder van Nistelrooy hält die Hoffnungen zwei Minuten vor der Pause am Leben. Nach der Pause entwickelt sich eine der spektakulärsten Halbzeiten überhaupt und die Hauptdarsteller sind: Ronaldo und Beckham.

Die totale Dominanz der Spanier zeigt sich in Ronaldos zweiten Treffer, als Figo erst die Latte trifft. Real bleibt aber in Ballbesitz und spielt nach 15, 20 Pässen ohne Gegnerzugriff in Person von Zidane fantastisch in die Tiefe. Roberto Carlos legt quer, Ronaldo schiebt zum 1:2 ein. Fast wie zum Hohn lässt Ivan Helguera mit seinem Eigentor die Gastgeber noch einmal hoffen - nur um dann Ronaldo zuzusehen, wie der einen Schuss aus 23 Metern satt ins Netz hämmert und Manchester endgültig zu Boden zwingt.

Vier Minuten später gibt Ferguson nach und bringt Beckham für den schwachen Juan Sebastian Veron ins Spiel. Kurz darauf geht Ronaldo vom Platz. Das OT erhebt sich, es hat heute einen Spieler gesehen wie vor ihm schon lange keinen mehr an dieser Stelle. Ein großer Moment für einen der größten Spieler seiner Zeit.

Das Spiel ist aber noch lange nicht vorbei. Auf der Tribüne sieht ein russischer Milliardär das Treiben unten auf dem Rasen und er sieht noch zwei Tore des gefallenen Engels. Das 4:3 reicht United aber nicht. Wieder einmal ist Madrid für die Red Devils Endstation.

Roman Abramowitsch fasst in dieser Nacht einen Plan. Er, der durch Toilettenhäuschen und später tausenden Gallonen Öl zu unfassbarem Reichtum gelangt war, wird sich schon bald einen Fußball-Klub kaufen. Real Madrid wird er nicht bekommen, dort wird an den Galaktischen geplant inklusive David Beckham. Vermutlich wird er sich also einen Klub aus seiner Wahlheimat London leisten...

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