Dortmund versaut Kramny-Debüt

Der frühe Schock für den VfB: Gonzalo Castro erzielt seinen ersten BL-Treffer für den BVB
© Getty

Borussia Dortmund hat nach den Niederlagen in Hamburg und Krasnodar in der Bundesliga wieder in die Erfolgsspur gefunden. Gegen den VfB Stuttgart mit seinem neuen Trainer Jürgen Kramny gewann der BVB 4:1 (2:1).

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Vor 81.359 Zuschauern im Signal-Iduna-Park brachte Gonzalo Castro mit seinem ersten Bundesligatreffer für den BVB sein Team früh in Führung (3.). Pierre-Emerick Aubameyang erhöhte nach herrlicher Vorlage von Castro (19.). Noch vor der Pause gelang Daniel Didavi der Anschluss (40.). Ein Eigentor von Georg Niedermeier sorgte für die Entscheidung (65.). In der Schlussminute sorgte Aubameyang mit seinem 17. Saisontreffer für den Endstand.

Zum ersten Mal in seiner Geschichte kassiert der VfB damit in drei aufeinanderfolgenden Spielen vier Gegentore. Gegen den BVB warten die Schwaben nun seit elf Spielen auf einen Sieg. Dortmund ist dagegen seit 17 Heimspielen wettbewerbsübergreifend seit 17 Spielen ohne Niederlage (16 Siege, 1 Remis).

Die Reaktionen:

Thomas Tuchel (Trainer BVB): "Es war ein ganz hartes Stück Arbeit, weil wir in der ersten Halbzeit nicht so gut waren und der VfB gute Qualität hat. Die zweite Halbzeit war eine sehr, sehr gute und besonders starke. Wir haben gar keinen Torschuss mehr zugelassen und hatten einige Chancen, um höher zu gewinnen. Deshalb war es ein hochverdienter Sieg."

Jürgen Kramny (Interimstrainer VfB): "Ich denke schon, dass wir ein paar gute Phasen hatten. Das 0:1 nach zwei Minuten war kein guter Start, das war ganz anders. Nach dem 0:2 haben wir eine Reaktion gezeigt, aber nach dem 3:1 hat Dortmund seine Qualitäten ausgespielt. Am Ende haben wir wieder vier Gegentore bekommen, das ist natürlich eindeutig zu viel. Ich hätte mir einen besseren Start gewünscht, aber es ist ein kein Wunschkonzert."

Gonzalo Castro (BVB): "Es war ein guter Auftritt von uns. Ich freue mich, dass wir ein schwieriges Spiel mit viel Kampfgeist gewonnen haben. Nach dem 2:0 haben wir zu langsam gespielt. In der zweiten Halbzeitr haben wir das Spiel klar beherrscht. Das Vertrauen, das der Trainer in mich steckt, zahle ich jetzt zurück. Das Tor war leichter als die Vorlage mit der Hacke."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Große Rotation beim BVB nach dem Trip nach Krasnodar (0:1): Bürki, Reus, Aubameyang, Kagawa und Sokratis rücken für Weidenfeller, Hummels, Weigl, Ramos und Hofmann (alle Bank) ins Team. Hummels hatte zuvor in allen 13 BL-Spielen der Saison in der Startelf gestanden.

Beim VfB kehrt im ersten Spiel von Kramny der unter Zorniger aussortierte Niedermeier zurück. Außerdem sind Tyton, Rupp und Maxim wieder dabei. Vlachodimos (Bank), Serey Die (Gelbsperre), Sunjic und Klein (beide verletzt) sind nicht dabei.

3., 1:0, Castro: Dortmund kommt über rechts. Reus mit der flachen Hereingabe an den Strafraum. Mkhitaryans Schuss kann Tyton nur noch vorne abwehren. Der Ball springt genau zu Castro, der den Ball aus sechs Metern mit dem Kopf ins Tor wuchtet.

19., 2:0, Aubameyang: Bender treibt den Ball in Stuttgarts Hälfte und spielt scharf Richtung Strafraum. Der eingelaufene Castro setzt mit der Hacke Aubameyang auf rechts ein. Der lässt Tyton mit einem Lupfer aus 13 Metern keine Chance.

28.: Bei einem Konter über rechts kommt Didavi nach einer Werner-Ablage im Strafraum zum Abschluss und zielt aufs kurze Eck. Bürki ist gefordert, aber auch zur Stelle und wehrt den Schuss mit einem guten Reflex zur Ecke ab.

30.: Castro zieht auf rechts das Tempo an und geht Richtung Strafraum. Querpass auf Mkhitaryan, der aus 18 Metern direkt abschließt. Tyton wehrt den Schuss aufs rechte Eck ab.

40.: Konter des VfB. Werner gewinnt das Laufduell mit Sokratis und lässt den Griechen im Strafraum auf rechts mit einem Haken aussteigen. Bürki kommt raus und verkürzt den Winkel, aber Werner dreht sich um die eigene Achse und kommt zum Abschluss. Seinen Schuss durch Bürkis Beine klärt Piszczek auf der Linie.

40., 2:1, Didavi: Gündogan und Aubameyang lassen Rupp im Mittelfeld durch. Der spielt einen guten Pass in die Tiefe auf Kostic. Dessen Querpass verpasst zuerst Werner, aber am zweiten Pfosten ist Didavi völlig frei und schiebt aus fünf Metern ein.

50.: Der VfB aufgerückt und der BVB kontert. Mkhitaryan läuft Insua auf rechts davon und bekommt die Kugel von Castro. Der Armenier spielt flach ins Zentrum, wo erst Reus verpasst und dann Aubameyang am zweiten Pfosten in den Ball grätscht. Die Kugel fliegt knapp über die Latte.

65., 3:1, Niedermeier (ET): Der BVB kombiniert sich über links bis zur Grundlinie. Reus mit der scharfen Hereingabe, Niedermeier grätscht am Fünfer in den Ball und Tyton kriegt die Kugel im langen Eck nicht mehr von der Linie.

68.: Doppelchance des BVB. Erst vernascht Aubameyang Baumgartl im Sechzehner, Tyton pariert im Eins-gegen-eins mit dem Angreifer. Sekunden später taucht Reus frei vorm Polen auf, verzieht aber aus zwölf Metern freistehend und schießt links vorbei.

83.: Flanke von Schmelzer von links an den Fünfer. Mkhitaryan setzt sich vor Insua, grätscht den Ball aber knapp am linken Pfosten vorbei.

90., 4:1, Aubameyang: Ramos schickt Aubameyang auf links in den freien Raum. Im direkten Duell mit Baumgartl verschafft sich der Gabuner Platz und schießt dann rechts unten ein. 17. Saisontor!

Fazit: Verdienter Sieg der Dortmunder, die einem zu passiven VfB zwischenzeitlich ins Spiel halfen, insgesamt aber offensiv zu stark waren für die Stuttgarter.

Der Star des Spiels: Gonzalo Castro. Vor allem in der Anfangsphase starker Antreiber im Mittelfeld. Lief beim Führungstreffer gut durch und bereitete das 2:0 herrlich mit der Hacke vor. Danach etwas zurückhaltender, aber immer wieder mit guten Offensivaktionen.

Der Flop des Spiels: Georg Niedermeier. Extrem unglückliches Comeback des Verteidigers. Ließ sich vor dem 0:2 zu leicht aus dem Zentrum ziehen, hätte sich zudem nach seiner ungeschickten Zweikampfführung gegen Mkhitaryan nicht über einen Elfmeter beklagen können und erzielte ein Eigentor.

Der Schiedsrichter: Manuel Gräfe. Mit einigen Wacklern in der Viertelstunde nach der Pause. Gelb für Sokratis war falsch, Niedermeiers Zweikampf mit Mkhitaryan hätte auch Elfmeter sein können und den allein Richtung Tyton startenden Mkhitaryan wegen Abseits zurückzupfeifen war ebenfalls nicht korrekt.

Das fiel auf:

  • Der VfB zeigte sich vom Anpfiff weg extrem passiv. Das hohe Anlaufen aus Zornigers Zeiten war nicht mehr der Plan der Stuttgarter. Die abwartende Haltung in der Anfangsphase führte aber dazu, dass die Stuttgarter nicht in die Zweikämpfe kamen und der BVB recht ungestört kombinieren konnte. Vor dem 0:1 ließ sich der VfB zudem zu weit auseinanderziehen, weil die Offensive weiter vorne drauf ging und die Defensive hinten stehen blieb. Den Raum nutzten die Dortmunder.
  • Ohne Hummels übernahm Bender die Rolle des Aufbauspielers. Das funktionierte ordentlich; Bender leitete den zweiten Treffer mit einem starken Pass auf Castro ein. Außerdem funktionierte er als guter Zweikämpfer und überzeugte auch mit seinem Stellungsspiel.
  • Die Dortmunder hatten das Spiel eine halbe Stunde lang mit viel Ballbesitz relativ problemlos im Griff. Allerdings fehlte dem BVB der Zug zum Tor, sodass nur vier Torschüsse in Halbzeit eins zu Buche standen. Der VfB kam zum Ende besser in die Zweikämpfe und auch ins Spiel. Das Umschalten über den schnellen Werner sorgte für Gefahr und acht Abschlüssen in Halbzeit eins.
  • Dortmund nach dem Seitenwechsel wieder mit mehr Sicherheit im Passspiel und weniger gefährlichen Ballverlusten, was dem VfB die Möglichkeiten für sein Konterspiel raubte. Der BVB wurde seinerseits in seinen Offensivaktionen klarer und kam auch häufiger zum Abschluss (10:0 Torschüsse 2. Halbzeit). Das Tempo von Castro, Mkhitaryan, Reus und Aubameyang für die Stuttgarter schließlich zu viel.

Dortmund - Stuttgart: Die Statistik zum Spiel

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