Übermannschaft trifft Spielverderber

Zum 33. Mal in Folge ungeschlagen: Die Bayern sind auf Rekordkurs
© Getty

Der FC Bayern vergab in Leverkusen die Chance, die Woche perfekt zu beenden. Und dennoch haderten die Münchener nicht mit dem unnötigen Punkteverlust im Spitzenspiel, zumal die Leistung wieder einmal stimmte. Den Spielverderber mimte ein Mann mit Handschuhen.

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Josep Guardiola musste das Ganze noch einmal sacken lassen. Minuten nach dem Schlusspfiff saß der Trainer des FC Bayern München immer noch auf der Bank. Er grübelte, es arbeitete in ihm.

Bei der Kurz-Analyse dürfte dem Katalanen aber wohl kaum etwas eingefallen sein, was er hätte anders machen können, um das Spiel bei Bayer Leverkusen zu gewinnen.

Doch von Beginn an mit Mario Mandzukic? Früher Arjen Robben bringen? Hätte Claudio Pizarro geholfen? Hypothetische Fragen, waren seine Bayern auch so schon klar überlegen.

80 Prozent Ballbesitz, 27 Torschüsse

"Ich bin stolz auf meine Mannschaft", sagte Guardiola im Interview kurz nach dem Schlusspfiff.

Stolz darauf, dass seine Mannschaft den Tabellennachbarn an der Bundesliga-Spitze phasenweise zur Verzweiflung gebracht hatte. Stolz darauf, dass sie 75 Minuten hochklassigen Fußball gespielt hatte - den Fußball, den er seit seinem Amtsantritt vor gut drei Monaten lehrt.

Der FC Bayern erspielte phasenweise bis zu 80 Prozent Ballbesitz - dazu 27 Torschüsse: "Das war ein bisschen zu erwarten, weil Bayern schon teilweise eine Übermannschaft ist", gab der überragende Leverkusener Schlussmann Bernd Leno offen zu.

Eine Übermannschaft, die sich nicht belohnte.

"Es hilft nichts, wenn man viele Torchancen hat und nicht gewinnt", sagte Philipp Lahm, der abermals im zentralen Mittelfeld eingesetzt einer der auffälligsten Akteure war und auf 115 Ballkontakte kam.

Guter Mix

Aber die Bayern waren weit weg davon einen kritischen Ton in die Angelegenheit zu bringen: "Mit dem Spiel können wir an sich zufrieden sein, denn wir waren klar überlegen. Der Mix hat wieder gestimmt zwischen Offensive und Defensive", lobte Lahm.

Es war insbesondere die Offensive, die sich Anerkennung - oder besser: Bewunderung - verdiente. Chancen im Minutentakt dank vieler Kombinationen, dank kreativer und variabler Spielgestaltung über die Außen oder auch mal durchs Zentrum.

Dass nicht der achte Pflichtspiel-Sieg in Folge herausprang, lag letztlich an Leno oder am eigenen Unvermögen. "Wir haben alles versucht, gut gespielt und 27 Mal aufs Tor geschossen", zählte Guardiola auf.

"Gespielt wie ein Champion"

"Wir haben gespielt wie ein Champion", fand Franck Ribery, der mit elf Torschussbeteiligungen und einer Torvorlage der auffälligste Mann auf dem Platz war.

Auf schlechte Laune hatte beim FC Bayern keiner Lust, schon gar nicht einen Tag vor dem offiziellen Oktoberfest-Besuch der Mannschaft und schon gar nicht nach der erstmaligen Eroberung der Tabellenspitze. "Wichtig ist, dass wir Erster der Bundesliga sind", sagte Guardiola.

Der FC Bayern ist wieder da, wo er sich am wohlsten fühlt: ganz oben. Das 4:0 auf Schalke nannte der Bayern-Trainer das "beste" Bayern-Spiel der Saison, der Gast-Auftritt in Leverkusen sei dagegen das "wichtigste" gewesen.

Leverkusen dankt Leno

Wichtig, weil die Bayern nach einer erfolgreichen, aber strapaziösen Vorstellung in Manchester erneut eine Top-Leistung gegen einen hochklassigen Gegner abrufen konnten und wichtig, weil sie erneut ihr Spiel aufziehen konnten, ohne dass der Gegner einen Stich machen konnte.

Vom temporeichen Umschaltspiel der Werkself war nur in ein, zwei Szenen etwas zu sehen.

Es reichte zum Punkt, weil "wir bis zur letzten Sekunde um unser Leben gekämpft haben", sagte Leno, der sich kurz vor dem Nachhauseweg noch einen Sonder-Schulterklopfer von Guardiola abholte - inklusive lobender Worte. Diese hatten auch seine Kollegen parat: "Er war weltklasse", meinte Simon Rolfes.

Und fast hätte Bayer mit dem einen oder anderen Konter - wie schon beim 2:1 in der Vorsaison in München, als die Bayern letztmals in der Liga verloren - das Siegtor geschossen.

Dieses Erfolgserlebnis blieb Leverkusen aber dann doch verwehrt. Aber auch so hatte Rolfes mit seiner abschließenden Erkenntnis vollkommen recht: "Fußball ist nicht immer gerecht."

Leverkusen - Bayern: Daten zum Spiel