Gladbach schießt S04 in die Krise

Von Daniel Reimann
Schalke 04 ging in Gladbach per Foulelfmeter durch Jefferson Farfan in Führung
© Getty

Der FC Schalke 04 hat am 15. Spieltag bei Borussia Mönchengladbach mit 1:2 (1:2) verloren. Für Trainer Jens Keller dürfte es damit noch enger werden.

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Für Schalke war es nach dem 1:3 gegen 1899 Hoffenheim im DFB-Pokal der nächste schwere Rückschlag. Gladbach hingegen bleibt die Mannschaft der Stunde und feiert den sechsten Sieg in Folge.

Vor 54.010 Zuschauern im ausverkauften Borussia-Park schoss Jefferson Farfan die Schalker per Foulelfmeter in Führung (17.). Auf der anderen Seite drehten Raffael per Distanzschuss (24.) und Max Kruse ebenfalls mit einem Foulelfmeter (45.+1) das Spiel.

Benedikt Höwedes flog wegen eines Handspiels im Strafraum mit Gelb-Rot vom Platz (44.).

Die Reaktionen:

Lucien Favre (Trainer Borussia Mönchengladbach): "Wir haben am Anfang zu kompliziert gespielt und hatten zu wenig Tempo. In Überzahl war es trotzdem schwer, dennnoch hatten wir die Möglichkeiten zum 3:1."

Jens Keller (Trainer Schalke 04): "Ich sehe das Spiel als Fortschritt. Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht in der ersten Halbzeit. Der Schiedsrichter hat das Spiel beeinflusst, denn beim Elfmeter muss er zwingend Rot geben. Dann möchte ich sehen, wie das Spiel läuft."

Horst Heldt (Sport-Vorstand FC Schalke 04)...

...auf die Frage, ob Jens Keller im Champions-League-Spiel gegen Basel noch Schalke-Trainer sein wird: "Ja."

auf die Frage, ob Keller über die Winterpause hinaus Trainer bleiben wird: "Das sind super Fragen. Klar, dass Sie die stellen müssen, aber ich werde sie nicht beantworten. Wir machen am Ende der Saison eine Analyse und schauen, wo wir stehen. Wir haben immer noch die Möglichkeit, in der Champions League weiterzukommen, und darauf konzentrieren wir uns."

Clemens Tönnies (Aufsichtsratschef S04) bei "Sport Bild online": "Die Trainerfrage stellt sich jetzt nicht. Es geht in den nächsten Spielen darum, Siege einzufahren."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Mönchengladbach beginnt in der gleichen Besetzung wie beim 1:0-Sieg in Freiburg.

Keller hingegen mit drei Änderungen im Vergleich zur Pokalniederlage gegen Hoffenheim: Höwedes rückt für Jones ins Mittelfeld, Santana in die Startelf. Boateng darf als Spitze ran, dahinter startet Meyer, Szalai sitzt draußen. Außerdem: Kolasinac für Fuchs als Linksverteidiger.

16.: Konter der Schalker über rechts. Farfan hat freie Bahn, weil Wendt zu weit aufgerückt war. Seine Flanke kommt steil an den Fünfer, wo Boateng nur den Fuß hinhalten muss. Doch Korb reißt ihn zu Boden - klarer Elfer. Schiri Zwayer gibt nur Gelb.

17., 0:1, Farfan (Foulelfmeter)! Farfan knüppelt die Kugel halbhoch ins linke Eck. Ter Stegen ist noch dran, mehr aber auch nicht.

24., 1:1, Raffael! Raffael bekommt die Kugel 30 Meter vor dem Tor und kann ungestört Richtung Sechzehner spazieren. Keiner greift entscheidend ein, Raffael zieht ab und der Ball schlägt wunderschön links oben ein.

26.: Ecke Gladbach von links, scharf an den Fünfer. Stranzl steigt am höchsten und wuchtet die Kugel aufs linke Eck. Fährmann rettet mit einer sehenswerten Parade.

44., Gelb-Rot für Höwedes! Ganz knifflige Szene. Kruse zieht am Strafraum mit links ab, Höwedes wirft sich in den Schuss und wird am Arm getroffen. Schiri Zwayer zeigt auf den Punkt und gibt Höwedes die zweite Gelbe.

45.+1, 2:1, Kruse (Foulelfmeter)! Kruse tritt selbst an, verzögert und schiebt rechts unten ein. Fährmann liegt in der falschen Ecke.

54.: Herrmann und Raffael spielen einen wundervollen Doppelpass, die Schalker Verteidigung definiert Passivität neu und Herrmann kommt zum Abschluss - knapp drüber!

56.: Wundervoller Schlenzer von Herrmann aus 17 Metern, Fährmann fischt die Kugel aus dem rechten Eck.

62.: Konter der Schalker über Boateng, der zentral vor dem Strafraum Meyer bedient. Der Youngster wird nicht attackiert und zieht aus bester Position ab, doch ter Stegen ist auf dem Posten.

81.: Unfassbar, was Herrmann alles liegen lässt! Diesmal wird er in den Sechzehner geschickt, scheitert aber am herausstürmenden Fährmann.

90.+3: Schalke wirft alles nach vorne. Farfan flankt in den Sechzehner, wo Boateng zum Kopfball kommt. Ter Stegen rettet mit einer phänomenalen Parade.

Fazit: Überlegene Gladbacher feiern einen verdienten Heimsieg, der aufgrund der Torchancen auch höher hätte ausfallen können.

Der Star des Spiels: Raffael. Der Brasilianer wirbelte die Schalker Defensive mächtig durcheinander. Löste sich oft geschickt von Gegenspieler Matip, indem er sich entweder fallen ließ oder in die Gasse startete. Traf unter gütiger Schalker Mithilfe sehenswert zum 1:0, der Abseitspfiff vor seinem Treffer zum 3:1 war zudem mehr als zweifelhaft.

Der Flop des Spiels: Maximilian Meyer. Der Nachwuchsstar durfte auf der Zehn ran, stand aber häufig auf verlorenem Posten. War kaum ein Faktor im Schalker Offensivspiel, selbst bei Kontern meist ohne Impulse. Ausnahme: Sein gefährlicher Schuss in der 62. Minute. Gewann insgesamt nicht einmal ein Drittel seiner Zweikämpfe.

Der Schiedsrichter: Felix Zwayer. In den kleinen Dingen agierte er souverän und konsequent, bei den wichtigen Entscheidungen jedoch machte Zwayer eine unglückliche Figur. Korbs Foul an Boateng vor dem leeren Tor war rotwürdig. Bei Höwedes' Handspiel auf Elfmeter und Gelb-Rot zu entscheiden, war verdammt hart. In der 52. Minute stand Raffael beim Pass von Wendt außerdem nicht im Abseits.

Das fiel auf:

  • Zu Beginn offenbarte Schalke gewaltige Lücken im Defensivverbund. Gladbach konnte erstaunlich ungestört zwischen der Verteidigungslinie und den beiden Schalker Sechsern agieren, erspielte sich jedoch keine klaren Chancen. Nach und nach bekam Schalke schließlich mehr Struktur in die eigene Rückwärtsbewegung.
  • Das Spiel der Königsblauen wiederum war brutal rechtslastig. Über den linken Flügel von Draxler ging überhaupt nichts, stattdessen wirbelten Farfan und Uchida auf der rechten Außenbahn. Stranzl musste oft für Wendt einspringen und die schnellen Schalker abgrätschen
  • Boateng agierte im Lauf der ersten Halbzeit immer mehr als falsche Neun. Der Regisseur ließ sich sehr tief fallen, sodass oft Draxler oder Meyer als Sturmspitze einrückten. Boateng bot sich auch häufig am linken Flügel an, wurde dort jedoch häufig ignoriert.
  • Besonders zu Beginn des zweiten Durchgangs offenbarte sich erneut die zentrale Schalker Schwäche an diesem Tag: Verbindung und Abstimmung zwischen den Mannschaftsteilen war unzureichend. Die Borussia konnte problemlos zwischen die Linien stoßen und somit auch Verteidiger aus der Viererkette herauslocken.
  • Gladbach wiederum leistete sich hin und wieder fahrlässige Ballverluste und Stellungsfehler, die S04 noch ein paar Konter ermöglichten. Diese konnte Königsblau jedoch nicht nutzen.

Gladbach - Schalke: Die Statistik zum Spiel