Hamburg besiegt den Heimfluch

Von Stefan Rommel / Björn Thar
Augen zu und durch: Hamburgs Rincon (l.) gewinnt den Kopfball gegen den Hoffenheimer Salihovic
© Getty

Der Hamburger SV hat sich am 13. Spieltag im Abstiegskampf etwas Luft verschafft. Der HSV siegte gegen 1899 Hoffenheim mit 2:0 (1:0) und feierte damit den ersten Heimsieg der Saison.

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Vor lediglich 46.000 Zuschauern erzielten Paolo Guerrero (25.) und Marcell Jansen (65.) die Tore für die Mannschaft von Trainer Thorsten Fink.

Es war der erste Hamburger Heimsieg nach acht Monaten - zuletzt siegte der HSV im eigenen Stadion im März gegen Köln (6:2) - und der erste Bundesligasieg unter Fink.

Durch den dritten Saisonsieg klettert Hamburg erstmals weg von den Abstiegsplätzen und auf Rang 14. Hoffenheim steckt nach der vierten Auswärtsniederlage in Folge als Neunter im Mittelfeld der Tabelle fest.

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Die Reaktionen:

Thorsten Fink (Trainer HSV): "Wir haben daran geglaubt, haben gefightet, waren in der Offensive stets gefährlich. Wichtig ist, dass die Mannschaft fightet, Fußball spielen kann sie ja. Bis zum 1:0 sah es gut aus, danach haben wir ein wenig nachgelassen. Dann haben wir taktisch ein wenig korrigiert, denn wir wollten Hoffenheim nicht ins Spiel kommen lassen."

Holger Stanislawski (Trainer Hoffenheim): "Wir sind fußballerisch sehr, sehr gut, aber das ist nicht das, was zählt und dafür kriegst du keine Punkte. Sondern du kriegst die Punkte dafür, wenn du in der einen oder anderen Situation siehst, dass eine Tür aufgeht, und da muss man dann auch durchgehen und das Tor machen. Wir sind da noch einen Tick zu verspielt und nicht zielstrebig genug, und da müssen wir noch einiges lernen. Aber dennoch werden wir unseren Weg nicht verlassen und weiterhin möglichst ohne hohe Bälle, sondern viel mit flachen Bällen zu agieren."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der HSV ohne den verletzten Petric, dafür mit Berg ganz vorne. Ansonsten keine Änderungen oder große Überraschungen.

Hoffenheim mit Vestergaard in der Innenverteidigung und Beck wieder rechts hinten in der Viererkette. Weis fängt im defensiven Mittelfeld neben Rudy an. Mlapa und Firmino sitzen nur auf der Bank. Johnson und Salihovic beginnen im offensiven Mittelfeld.

2.: Guerrero geht leicht an Vestergaard vorbei, zieht von rechts zum Tor. Schuss aus spitzem Winkel, aber Starke pariert stark.

16.: Rudy toll in die Gasse auf Weis. Kluger Rückpass in den Rücken der Abwehr. Salihovic steht völlig blank, haut den Ball aber aus elf Metern knapp rechts am Tor vorbei.

25., 1:0, Guerrero: Langer Ball auf Guerrero, der mit der Brust Berg bedient. Beck grätscht dazwischen und legt Guerrero unfreiwillig vor. Der trifft aus elf Metern noch den Pfosten, drückt den eigenen Abpraller dann aber über die Linie.

45.+1: Nach Töres Ecke kommt Guerrero am Elfer frei zum Schuss, haut den Ball aber hauchdünn drüber.

60.: Töre bringt den Ball von der rechten Seite mit rechts hoch in den Sechzehner. Westermann steigt am höchsten und kommt zum Kopfball. Dieser geht aber direkt in die Arme von Starke.

65., 2:0, Jansen: Hoffenheim kann sich nicht befreien. Jansen dringt wuchtig in den Strafraum ein, geht an zwei Gegner vorbei. Trockener Schuss ins kurze Eck, links unten schlägt's ein. Starke sieht dabei nicht gut aus.

69.: Berg setzt sich rechts durch. Den Querpass des Schweden feuert Jansen aus zehn Metern aufs Tor, Starke diesmal mit toller Parade.

85.: Mlapa rechts im Strafraum, Schuss aus spitzem Winkel, aber Drobny hat die Fäuste oben. Danach rettet Diekmeier Fiminos Kopfball auf der Linie.

90.: Kopfball Babel aus vier Metern, aber Drobny holt das Ding super raus.

Fazit: Verdienter Erfolg für den HSV, der mehr Willen zeigte und mit Kampf und Leidenschaft die spielerischen Defizite wett machte. Hoffenheim letztlich mit einer schwachen Vorstellung.

Der Star des Spiels: Gökhan Töre gelang wahrlich nicht alles, zudem trennt sich der Türke auch immer mal wieder zu spät vom Ball. Dennoch: In dem immer noch nicht gefestigten Hamburger Kollektiv sind es Einzelkönner wie Töre, die für Gefahr sorgen. Besonders in der zweiten Halbzeit sorgten Töres Sololäufe für Verwirrung bei den Gästen. Ausgepumpt durfte er dann eine Viertelstunde vor Schluss runter. Auch stark: Drobny, der nicht nur zum ersten Mal zu Null hielt, sondern in der Schlussphase auch zwei-, dreimal glänzend parierte.

BlogEin Sieg ohne Angst

Der Flop des Spiels: Andreas Beck erwischte in seinem 100. Bundesligaspiel für Hoffenheim einen gebrauchten Tag. Vor dem 1:0 grätschte er Guerrero den Ball unglücklich vor den Stiefel, beim 2:0 störte er Jansen nicht entscheidend. Dazu handelte er sich durch eine unglückliche Aktion gegen Kacar auch noch die fünfte Gelbe Karte ein und fehlt damit im Derby gegen Freiburg.

Der Schiedsrichter: Marco Fritz mit einer angenehm großzügigen Spielleitung. Übersah aber Weis' eindeutiges Halten gegen Berg (62.) bei einem Hamburger Konter. Bei den persönlichen Strafen bei Hoffenheim schnell mit Karten zur Hand, der HSV kam da besser weg. Trotzdem eine gute Leistung.

Analyse: Hamburg in einer zerfahrenen Anfangsphase aggressiver und wacher, erarbeitete sich ein kleines Übergewicht. Nach einer Viertelstunde wurde die technische Überlegenheit der Gäste sichtbar, Hoffenheim war im letzten Angriffsdrittel aber nicht genau genug.

Die Hamburger Führung fiel dann aus dem Nichts, weil sich Hoffenheim durch einen simplen langen Ball übertölpeln ließ.

Der HSV hatte es auch in der Phase davor immer wieder mit weiten Schlägen in die Spitze versucht, um dort dann auf den zweiten Ball zu gehen.

Nach der Pause war Hamburg lange Zeit das aktivere Team, Hoffenheim verstrickte sich immer wieder in Einzelaktionen oder brachte den letzten Pass nicht an den Mann. Der HSV hatte mehr Druck in seinen Aktionen und kam durch Jansen zum 2:0.

Nach dem zweiten Gegentreffer stellte Hoffenheim auf zwei, später noch auf drei Spitzen um, konnte aber auch so nur wenig Druck entwickeln. Erst in den letzten fünf Minuten zeigte Hoffenheim plötzlich die Gier, hier noch etwas zu holen.

Hamburg - Hoffenheim: Daten zum Spiel

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