FCK schlägt FCB: Ein Triumph als Blaupause

Von Stefan Moser / Markus Matjeschk
Ivo Illicevic (l.) macht das 1:0: Kaiserslautern feierte den ersten Sieg gegen den FCB seit 1999
© Getty
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Vor dem Spiel: Kaiserslautern mit drei Änderungen: Jessen beginnt hinten links für Bugera, Ilicevic für den verletzten Moravek im Mittelfeld, vorne startet Nemec, Hoffer muss dafür auf die Bank.

Die Bayern mit nur einem Wechsel im Vergleich zur Auftaktpartie gegen Wolfsburg: Der wieder genesene Olic kommt in die Partie, Kroos muss dafür auf die Bank. Müller beginnt damit auf der Zehn, Olic übernimmt den rechten Flügel.

24.: Das muss es eigentlich sein! Müller tanzt sich durch die Lauterer Defensive und gibt ab auf Schweinsteiger. Punktgenaues Zuspiel in die Nahtstelle, Jessen pennt und Müller taucht mutterseelenallein vor Sippel auf. Am Elfmeterpunkt kann er sich die Ecke aussuchen oder auf Klose querlegen, doch er schiebt die Kugel knapp rechts vorbei.

36., 1:0, Ilicevic: Konterchance für die Gastgeber: Tiffert mit dem scharfen Querpass an der Münchner Strafraumkante. Nemec lässt durch und Ilicevic knallt die Kugel direkt mit rechts ins lange Eck! Schönes Ding - und keine Chance für Butt.

37., 2:0, Lakic: Doppelschlag! Ilicevic behauptet die Kugel halblinks. Lahm verteidigt zu passiv und so kommt der Steilpass in den Sechzehner. Badstuber haut über den Ball, Lakic nimmt das Geschenk an und schiebt links unten ein. Sein dritter Saisontreffer!

67.: Müller legt eine Badstuber-Flanke mit dem Kopf zurück. Kroos hält aus elf Metern volley drauf und Sippel pariert mit einem ganz starken Reflex!

75.: Jessen mit der butterweichen Hereingabe auf den Elfmeterpunkt. Rodnei drückt die Kugel mit dem Kopf gegen die Laufrichtung von Butt. Bayerns Keeper schaut dem Leder wie versteinert hinterher. Hauchdünn links vorbei!

Fazit: Bayern war die spielerisch bessere Mannschaft, aber Kaiserslautern erkämpft sich mit viel Herz den Sieg. Ausschlaggebend waren die 66 Sekunden in der ersten Hälfte, als die Bayern zweimal unkonzentriert waren - und der FCK zweimal gnadenlos zuschlug.

Der Star des Spiels: Ivo Ilicevic. Tiffert als Antreiber, Kirch als Kettenhund für Ribery, Dick und Rodnei als engagierte Zweikämpfer, Lakic als geschickter Fighter und Torschütze. Der FCK überzeugte vor allem durch Leidenschaft und Geschlossenheit. Den Sonderapplaus bekommt Ilicevic, weil er die spielerischen Akzente setzte - und an beiden Toren beteiligt war.

Die Gurke des Spiels: Ivica Olic. Nach seiner Verletzung ist der Kroate offenbar noch lange nicht bei 100 Prozent. Gewann keinen einzigen Zweikampf, hatte nur 23 Ballkontakte, über seine Seite fiel auch das 0:1. Wurde nach 63 Minuten gegen Kroos ausgewechselt.

Die Pfeife des Spiels: Florian Meyer. Behielt in der hitzigen Atmosphäre in der Regel den Überblick, ließ angenehm viel laufen, setzte zum richtigen Zeitpunkt aber auch die nötigen Signale. Insgesamt ein unaufgeregter und souveräner Auftritt ohne größere Fehler.

Analyse: Kurzweiliges und offenes Spiel in der Anfangsphase, die allerdings mehr von der Atmosphäre getragen wurde, als vom großen fußballerischen Glanz. Die Bayern mit über 70 Prozent Ballbesitz, mit viel Geduld aber zu wenig Tempo und Präzision im letzten Spielfeld-Drittel.  Vor allem Ribery hatte auf links kaum Räume gegen seine giftigen Bewacher Kirch und Dick und musste immer wieder in die Mitte ziehen, während Olic auf dem rechten Flügel überhaupt nicht ins Spiel fand. Gefahr entstand fast nur nach Einzelaktionen oder Standards. Einzig spielerisches Highlight war die klasse Kombination in der 24. Minute, an deren Ende Müller frei vor Torwart Sippel vergab.

Kaiserslautern indes verteidigte ab der Mittellinie diszipliniert, gut gestaffelt und aggressiv. Im Angriff sorgten die physisch starken Lakic und Nemec für Entlastung, indem sie immer wieder geschickt die Bälle in der Spitze festmachten, bis das Mittelfeld nachgerückt war. Gegen die konzentrierte Bayern-Abwehr kam der Gastgeber so zwar kaum zu gefährlichen Szenen, holte sich aber immer mehr Selbstvertrauen.Die Tore allerdings fielen in eine Phase, als die Bayern gerade die Schlagzahl erhöhten: Innerhalb von nur 66 Sekunden nutzte der FCK zwei Fehler der Münchner zu zwei schönen Kontern - und zur eher schmeichelhaften Pausenführung.

Nach dem Seitenwechsel das zu erwartende Bild: Angetrieben von Schweinsteiger lief der FC Bayern immer wieder an, während Kaiserslautern aufopferungsvoll verteidigte. Torschuss-Statistik nach 75 Minuten: 19 zu 4 für die Münchner, die mit zunehmender Spieldauer allerdings auch immer mehr mit der Brechstange agierten. Mit der großartigen Unterstützung der Zuschauer, mit viel Herz und einer Portion Glück rettete der FCK schließlich den Sieg über die Zeit. Der Betzenberg meldet sich nach über vier Jahren mit einem Triumph zurück in der Bundesliga.

Kaiserslautern - Bayern: Daten zum Spiel