FCK schlägt FCB: Ein Triumph als Blaupause

Von Stefan Moser / Markus Matjeschk
Ivo Illicevic (l.) macht das 1:0: Kaiserslautern feierte den ersten Sieg gegen den FCB seit 1999
© Getty

Der Betzenberg meldet sich nach fast viereinhalb Jahren triumphal in der Bundesliga zurück. Beim 2:0 (2:0) gegen den FC Bayern München zeigte der 1. FC Kaiserslautern, wie die Strategie zum Verbleib in der Bundesliga aussehen kann. Die Bayern machten dabei eine paradoxe Erfahrung.

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UpdateVor der überragenden Kulisse von 49.780 Zuschauern im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern sorgte ein Doppelschlag innerhalb von 66 Sekunden für die schmeichelhafte Pausenführung der Gastgeber. Ivo Ilicevic (36.) und Srdjan Lakic (37.) nutzten jeweils einen sehenswerten Konter für den FCK.

Nach dem Seitenwechsel wehrte sich Kaiserslautern mit viel Leidenschaft gegen die wütenden Angriffe der Bayern  - und brachte die Führung mit etwas Glück über die Zeit. Der zweite Sieg im zweiten Spiel für die Roten Teufel - ein perfekter Auftakt für den Aufsteiger.

Nachbetrachtung:

Der Betzenberg meldet sich nach vier Jahren zurück in der Bundesliga. Und wie! Zwar zeigte auch der 2. Spieltag, dass der 1. FC Kaiserslautern spielerisch limitiert ist - doch getragen von der einzigartigen Atmosphäre im Fritz-Walter-Stadion und berauscht vom eigenen Enthusiasmus kämpfte die Mannschaft den großen FC Bayern nieder. Genau das muss auch das mittelfristige Rezept im Kampf um den Klassenerhalt bleiben: Die Aufstiegseuphorie solange wie möglich konservieren, den 12. Mann mitnehmen und zuhause mit viel Leidenschaft (und etwas Glück) die Punkte sammeln. Der perfekte Auftakt mit sechs Punkten aus zwei Spielen sollte jedenfalls zusätzliche Sicherheit und Selbstvertrauen geben.

Die Bayern dagegen machen eine paradoxe Erfahrung: Denn genau so verliert normalerweise der Underdog gegen eine Spitzenmannschaft. Das Spiel bestimmen, Chancen kreieren, Chancen vergeben, zwei Mal nicht aufpassen - und zwei Mal gnadenlos für individuelle Fehler bestraft werden.

Abgesehen von den leicht pomadigen ersten 20 Minuten und der etwas kopflosen Schlussphase kann man den Bayern in der Spielanlage nicht viel vorwerfen. In der Tat kritisierte auch Louis van Gaal nur die Chancenverwertung und dabei vor allem die vermeintliche Schlüsselszene aus der 24. Minute, als Müller beim Stand von 0:0 vergab.

Das Fazit des Trainers: Wer bei den Bayern spielt, sollte die Übersicht haben, bei einer Drei-gegen-Eins-Situation den besser postierten Mitspieler zu sehen. Müller aber versuchte es auf eigene Faust. Verzeihlich bei einem hungrigen 20-Jährigen, der abgesehen davon auch wieder eine starke Partie spielte.

Insgesamt waren die Bayern nach dem Spiel auch keineswegs am Boden zerstört. Die Mannschaft wirkte größtenteils auch körperlich fitter als gegen Wolfsburg, die WM-Fahrer kommen immer besser in Form. Ein Kritikpunkt könnte im Fahrwasser der Diskussion um den degradierten Martin Demichelis noch die Innenverteidigung werden: Sowohl van Buyten als auch Badstuber hatten im Zentrum ihre Unsicherheiten. Aber vielleicht muss man nach so einem Spiel auch einfach mit van Gaal resümieren: "So ist manchmal Fußball."

Blog: Ein notwendiger Dämpfer

Reaktionen:

Louis van Gaal (Trainer FC Bayern München)...

...über das Spiel: "Wir haben ein gutes Spiel gemacht, bis zur letzte Phase. Ich nenne es die vierte Phase. Da müssen wir schärfer sein. Kaiserslautern hat zwei Bälle auf unser Tor geschossen. Das erste war ein unglaublich schönes Tor, ein Sonntagsschuss."

...über die vergebene Großchance von Thomas Müller: "Wir standen mit drei gegen einen - das muss ein Tor sein. Da kann man nicht einfach sagen, dass man eine Chance verpasst hat. Das muss ein Tor sein! Es sind zwei Spieler daneben, das muss er sehen. Wir sind bei Bayern München, und da muss man Orientierung haben. Klose beschwert sich zu Recht."

...über die Perspektive: "Wenn wir dieses Spiel anschauen, können wir sagen, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir haben in der zweiten Halbzeit alles getan, um zu gewinnen. Aber es ist uns nicht gelungen."

...über mögliche Transfers bis zur Deadline am 31. August: "Das kann immer sein, aber das entscheide nicht ich, das entscheiden zuerst die Spieler. Die meisten Spieler haben gesagt, dass sie bei uns bleiben. Okay, dann bleiben sie bei uns, sie haben Vertrag."

Mark van Bommel (Bayern München): "Das war ein Ausrutscher. Die Niederlage war unnötig und unverdient. Trotz des Ergebnisses haben wir gut gespielt. Wir haben viele Chancen rausgearbeitet, sie aber nicht gemacht. Wir waren viel besser als Kaiserslautern, aber die schießen die Tore nach Fehlern von uns - das ist ärgerlich. Wir haben uns nicht von der Atmosphäre beeindrucken lassen. Sie war gar nicht so heiß, wie ich sie mir vorgestellt habe."

Marco Kurz (Trainer 1. FC Kaiserslautern) nach dem Spiel: "Das war für uns ein Wahnsinns-Abend. Heute haben das Herz und der Wille gewonnen. Es ist ein Wahnsinns-Geschenk, hier mit unseren Fans den deutschen Meister zu schlagen. Wir haben vor dem Spiel gesagt: An einem Tag ist alles möglich. Es muss vieles passen. Und heute hat vieles gepasst."

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