Hoffenheim ist Herbstmeister

Von Haruka Gruber / Martin Hoffmann
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© Getty

Die TSG 1899 Hoffenheim hat sich mit einem 1:1 (0:1) gegen den FC Schalke 04 zum Abschluss der Bundesliga-Hinrunde am 17. Spieltag die Herbstmeisterschaft gesichert.

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Vor 26.300 Zuschauern beim letzten Auftritt der TSG im Mannheimer Carl-Benz-Stadion - ab der Rückrunde spielt Hoffenheim in der neuen Arena in Sinsheim - erzielten Schalkes Gerald Asamoah (40.) und Hoffenheims Selim Teber per schönem Freistoß (72.) die Tore.

Dabei gelang es 1899 nicht, die Disziplinlosigkeiten der Schalker zu einem Sieg zu nutzen. Jermaine Jones (57.) und Orlando Engelaar (80.) sahen Gelb-Rot, ebenso wurden die beiden Co-Trainer Youri Mulder und Mike Büskens des Spiels verwiesen.

Mit 35 Zählern überwintert Hoffenheim punktgleich mit dem Zweiten Bayern München auf Rang eins, Schalke ist Siebter (27).

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: 1899 musste auf den Grippe kranken Eduardo verzichten, für ihn spielte Salihovic. Zudem bekam Vorsah den Vorzug vor Gustavo. Bei Schalke fehlten Kuranyi und Bordon in der Startelf.

4.: Farfan mit der Flanke von rechts, Altintop verlängert mit dem Kopf auf den zweiten Pfosten. Da steht Asamoah mutterseelenallein und zieht den Ball aus sechs Metern am Tor vorbei.

9.: Jaissle mit der verunglückten Kopfballabwehr direkt vor Altintops Füße, der den Ball im 1899-Strafraum mit der Brust runternimmt und aus der Drehung abzieht. Haas taucht ab und hat den Ball sicher.

19.: Salihovic mit einem gefährlichen Freistoß aus 22 Metern, aber Manuel Neuer passt auf und kratzt das Leder mit einer klasse Parade aus der rechten unteren Ecke.

37.: Ba setzt im Schalker Strafraum seinen Körper geschickt im Zweikampf gegen Krstajic ein, dreht sich und zieht sofort mit rechts aus elf Metern ab. Der Ball fliegt knapp am linken Pfosten vorbei.

40., 0:1, Asamoah: Altintop steckt den Ball 20 Meter zentral vorm Tor auf Asamoah durch. Ibertsberger schläft hinten rechts und hebt das Abseits auf. Asamoah bleibt frei vor Haas cool und schiebt die Kugel durch die Beine des Hoffenheimer Keepers ins Netz.

48.: Nach einem Sprint zieht sich Obasi eine Oberschenkel-Verletzung zu. Teber kommt.

57.: Jones springt von hinten in den Zweikampf mit Gustavo, spielt dabei aber den Ball. Gagelmann zeigt ihm dennoch die zweite Gelbe Karte und Jones tickt völlig aus. Der ehemalige Frankfurter legt einen gepfefferten Abgang hin, beschimpft beim Rauslaufen die Hoffenheimer Bank und muss von Müller und Reck in die Kabine geleitet werden.

72., 1:1, Teber: Freistoß für 1899, diesmal macht es nicht Salihovic mit links sondern Teber mit rechts. Der Ball senkt sich herrlich über die Mauer und schlägt unhaltbar im linken unteren Eck ein.

80.: Engelaar mit einem selten dämlichen taktischen Foul und seiner zweiten Gelben Karte.

87.: Ibisevic kommt im Strafraum vor Krstajic an den Ball, dreht sich blitzschnell und zieht aus sechs Metern ab. Aber Neuer hat die Kugel.

So lief das Spiel: Hoffenheim in der ersten Viertelstunde überraschend passiv, ließ das gewohnte Forechecking vermissen und entblößte unnötig das Mittelfeld. Mit zunehmender Spieldauer bekamen die Gastgeber Schalke jedoch in den Griff und kamen selbst zu einigen Chancen - doch ausgerechnet in der Hoffenheimer Drangphase gelang S04 mit dem ersten Torschuss nach 30 Minuten die überraschende Führung.

Ähnliches Bild zu Beginn der zweiten Halbzeit: 1899 mit mehr Spielanteilen, Schalke setzte auf Konter und eine sehr rüde Zweikampfführung. Zur Eskalation kam es nach rund einer Stunde, als zunächst mehrere Schalker und Hoffenheimer aneinandergerieten und kurz darauf Jones des Platzes verwiesen wurde.

Hoffenheim brauchte im Anschluss zehn Minuten, um sich zu beruhigen, dann besann sich das Team auf seine Stärken und wurde mit dem 1:1 belohnt. Allerdings fehlte es den Gastgebern gegen neun Schalker in der Endphase an Ideen und der ordnenden Hand.

Tippe 1899 zur Meisterschaft: Mit dem Tabellenrechner!

Der Star des Spiels: Benedikt Höwedes. Eindrucksvolle Vorstellung des 20-Jährigen als Ersatz-Abwehrchef für den verletzten Marcelo Bordon. Die so hoch gelobte Hoffenheimer Angriffsreihe machte keinen Stich, wenn es gegen den Schalker ging. Überragend das Timing des Youngsters beim Tackling. S04 kann sich glücklich schätzen, dass das Defensivtalent kürzlich bis 2014 verlängert hat.

Die Gurke des Spiels: Isaac Vorsah und Orlando Engelaar. Die defensiven Mittelfeldspieler gelten im modernen Fußball mit zu den wichtigsten Akteuren. Stichwort: Kontrolleur. Doch was Vorsah und sein Schalker Pendant Engelaar ablieferten, war desolat. 1899-Coach Rangnick reagierte dementsprechend und wechselte den talentierten aber nervösen Vorsah zur Halbzeit aus.

Engelaar durfte sich 80 Minuten versuchen - und "bestach" wie in der gesamten Hinrunde schon mit Schwächen in Passgenauigkeit, Ballkontrolle, Antrittsgeschwindigkeit und Spielantizipation. Die Krönung des Ganzen: Engelaars Platzverweis.

Die Lehren des Spiels: Nicht brillant, nicht ästhetisch, aber immerhin ein Remis: Die TSG bewies erneut, dass sie auch zu kämpfen weiß, wenn es die Situation erfordert. Dennoch ist nicht alles Gold, was dank des Herbstmeistertitels glänzt.

Besonders der arg dünne Kader ging sichtlich auf dem Zahnfleisch. Wenn ein Leistungsträger ausfällt (Eduardo) und sich ein weiterer verletzt (Obasi) fehlt es in der Mannschaft an hochklassigen Alternativen, auch wenn mit Teber einem der vermeintlichen "Auslaufmodelle" das Ausgleichstor gelang.

Nicht brillant, nicht ästhetisch, dafür aber überhart und fast schon dreckig: Schalke bewies erneut, dass es zu kämpfen weiß. Sonst aber nicht viel. Die Defizite sind mannigfaltig, angefangen vom erschreckend spielschwachen Mittelfeld bis hin zur fehlenden Disziplin. Das schön herausgespielte 1:0 kann es nicht übertünchen: S04 ist ein Team voller Baustellen.

Hoffenheim - Schalke: Daten und Fakten