"Es ist wichtig, nicht einzuknicken"

Von SPOX
Michael Zorc will im Kampf gegen den Terror standhaft bleiben
© getty

Erst die Anschläge in Paris, dann die Länderspiel-Absage in Hannover: Der deutsche Fußball ist alarmiert. Trotzdem sind sich die Funktionäre einig, dass man sich nicht von den Terroristen unterkriegen lassen darf. Der Bundesliga-Spieltag am Wochenende soll unbedingt stattfinden.

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Martin Kind (Präsident Hannover 96): "Ich bin zutiefst schockiert. Dieser Abend wird alles verändern für die Bundesliga und wird dramatische Folgen für den Fußball haben. Am Wochenende sollte aber definitiv gespielt werden. Wir sollten nicht in Hektik und Aktionismus verfallen. Der Fußball wird sich nach gestern mit allen Themen auseinandersetzen müssen. Besonders mit der Sicherheit. Die DFL muss die Meinungsführerschaft übernehmen, dann müssen wir gemeinsam Antworten finden."

Absage in Hannover: Die Wende der Wende

Hans-Joachim Watzke (Geschäftsführer Borussia Dortmund): "Dass gespielt wird, steht außerhalb jeder Frage. Das wäre eine solche Kapitulation, das würde ja Freudenstürme in Syrien und anderswo auslösen. Wir müssen weiterleben, sonst triumphieren die Terroristen."

Heribert Bruchhagen (Vorstandsboss Eintracht Frankfurt): "Es bleibt mir nichts anderes übrig, als entspannt zu sein. Wir werden in Absprache mit den Sicherheitsbehörden die nötigen Schritte einleiten. Aber das Leben muss weitergehen. Nach dem 11. September 2001 hat man auch gedacht, die Welt bricht zusammen. So schrecklich das auch war, aber die Welt ist nicht zusammengebrochen."

Harald Strutz (Präsident FSV Mainz 05): "Es ist wichtig, auch gesellschaftlich gesehen, jetzt den Weg in die Normalität zu gehen. Ich glaube, unsere Sicherheitsmaßnahmen bei den Bundesligaspielen sind ausreichend. Wir dürfen jetzt nicht den Fehler machen, mit noch mehr Kontrollen vorzupreschen. Es ist seit Jahren die Problematik, dass so etwas passieren kann, dass es Irrsinnige gibt. Natürlich hat es nun eine neue Qualität, aber es ist wichtig, dass wir versuchen, uns den Fußball nicht zerstören zu lassen."

Christian Heidel (Manager FSV Mainz 05): "Ich kann mich nicht erinnern, dass in Deutschland deshalb ein Spiel schon einmal abgesagt wurde. Das ist bedrückend. Ich hoffe nur, dass dieses ganz merkwürdige Gefühl, das da jeder Fußball-Fan hat, möglichst schnell vorbeigeht."

Rainer Wendt (Polizeigewerkschafts-Chef): "Aufgrund der allgemeinen Lage ist ja schon einiges, ob sichtbar oder nicht sichtbar, hochgefahren worden. Bundesligaspiele und auch komplette Spieltage sind für die Polizei aber zu meistern. Es wird eine Zeit lang ein bedrückendes Gefühl geben, aber wenn die Menschen, Bürger und Fußball-Fans in Deutschland merken, dass die Polizei die Lage im Griff hat, wird es auch wieder eine neue Gelassenheit geben, so dass man sich auch wieder uneingeschränkt an Fußballspielen erfreuen kann."

Michael Zorc (Sportdirektor Borussia Dortmund): "Es ist jetzt wichtig, couragiert zu sein und nicht einzuknicken. Denn das wäre es ja, was die Terroristen erreichen wollen. Die Geschehnisse hatten eine neue Dimension, weil meines Wissens erstmals versucht worden ist, in ein Fußballstadion zu gelangen und dort einen Terroranschlag zu verüben."

Bernd Leno (Bayer Leverkusen): "Wir haben auf den Sitz- und Massagebänken geschlafen oder auf Matten. Wir waren einfach extrem froh, als wir Paris verlassen hatten und wieder zu Hause waren. Der Fußball darf sich trotzdem dem Terror nicht geschlagen geben."

Matthias Ginter (Borussia Dortmund): "Es ist erschütternd, was gerade passiert. Natürlich hatte ich die Bilder von Paris noch im Kopf. Dass so etwas jetzt auch in Deutschland passiert, ist natürlich ein Schock. "Als ich von der Absage im Bus erfahren habe, war ich fertig und habe mir meine Gedanken gemacht."

Michael Vesper (DOSB-Vorstandsvorsitzender): "Der islamistische Terror darf künftig zum Sargnagel für große Sportveranstaltungen werden. Es wäre falsch, in Angst zu verharren. Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen und müssen zugleich wachsam sein."

Oliver Bierhoff (DFB-Teammanager): "Man hat doch gemerkt, dass alle froh waren, dass sie nach dieser Länderspielreise nach Hause konnten. Ich bin dankbar, dass niemandem etwas passiert ist. Wir müssen uns bei der Auslosung im Dezember zeigen, für unsere Werte einstehen und zeigen, dass das Leben weitergeht."

Hans-Dieter Hermann (DFB-Psychologe): "Die Spieler sind besorgt, aber nicht paralysiert. Das Spiel in Hannover sollte trotz anfänglicher Bedenken unserer Mannschaft auch ein Zeichen ihrer Generation und von ihnen als Sportler sein."

Jörg Radek (Vizevorsitzender Gewerkschaft der Polizei): "Wir wissen jetzt, dass es nicht mehr nur um Pyrotechnik geht. Auch die Stadien sind zu potenziellen Anschlagszielen geworden. Die DFL ist als Veranstalter der Bundesliga primär verantwortlich für die Sicherheit in den Stadien. Ich vertraue darauf, dass die Ordner entsprechend sensibilisiert werden."

Stephan Weil (Ministerpräsident Niedersachsen): "Keiner ist zu Schaden gekommen und das ist ein Erfolg. Freie Gesellschaften dürfen sich nicht vom Terror einengen lassen."

Bert van Oostveen (Niederländischer Verbandsdirektor): "Wir wollten ein Statement für die Freiheit abgeben. Das ist leider nicht gelungen. Unsere Spieler und ihre Betreuer verarbeiten die Ereignisse des Abends. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Angst."

Stephan Mayer (Innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag): "Die gestrige Absage des Fußballländerspiels in Hannover hat uns eindrucksvoll vor Augen geführt, dass auch Deutschland im Fadenkreuz des internationalen Terrorismus steht. Sie war vor dem Hintergrund der aktuellen Gefährdungslage und der konkreten Hinweise richtig und geboten. Wir werden auch weiterhin auf absehbare Zeit mit dieser hohen Bedrohungslage leben müssen. Gleichzeitig müssen wir aber deutlich machen, dass wir uns unser tägliches Leben und unsere Freiheiten nicht vom islamistischen Terror nehmen lassen."

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