Links hinten ist der Teufel los

Von SPOX
Jetzt geht's rund: Dennis Aogo (h.) ist wieder fit und macht druck auf Marcell Jansen
© Getty

In Bremen und Hamburg tobt der Kampf um die Mangelposition schlechthin. Augsburgs vermeintliches Juwel will einfach nicht zünden und beim Club bekommt ein fast schon Vergessener eine neue Chance.

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1. FC Nürnberg: Seit sechs Spielen hat der Club nicht mehr gewonnen, seit vier kein Tor mehr erzielt. Zumindest in einer Kategorie ist ein Nürnberger aber ganz vorne dabei: bei den Gelben Karten. Fünf Stück hat Javier Pinola nach 9. Spieltagen und ist damit nach Hoffenheims Daniel Williams der zweite Spieler, der in dieser Saison mit Gelbsperre pausieren muss. Seinen Platz links hinten wird voraussichtlich Marvin Plattenhardt einnehmen. Dessen letzter Bundesliga-Einsatz liegt mehr als elf Monate zurück, in dieser Saison kam der 20-Jährige nur in der zweiten Mannschaft zum Zug und ist ansonsten die klare Nummer zwei links hinten beim Club. Die Frage ist nur: wie lange noch? Plattenhardt wurde 2009 mit der deutschen U 17 Europameister und ist einer von ganz wenigen gelernten deutschen Linksverteidigern. Beim Club war Pinola bislang zwar gesetzt, der Argentinier überzeugte zuletzt allerdings meist nur kämpferisch. Für Plattenhardt ist die Partie gegen Wolfsburg also zumindest mal die Chance, sich für mehr Spielzeit zu empfehlen.

Werder Bremen: Am Anfang war er drin, dann einige Zeit wieder draußen und jetzt ist er wieder drin in der Bremer Startelf: Lukas Schmitz erlebt bisher eine sprichwörtlich wechselhafte Saison. Nach sehr guten Leistungen in der Vorbereitung fand er sich zum Saisonstart plötzlich auf der Bank wieder, Kontrahent Aleksandar Ignjovski durfte beim Auftakt in Dortmund links in der Viererkette ran.

Iggys Fehler vor dem 0:1 kostete dem Serben in den folgenden Spielen zwar den Platz im Team, doch Schmitz durfte auf seiner angestammten Position trotzdem nicht ran, weil Trainer Thomas Schaaf das Experiment mit Clemens Fritz auf der linken Seite wagte. Überhaupt wird auf den Außenverteidigerpositionen bei Werder so viel rotiert wie auf keiner anderen Position. Da ist es schon ein kleiner Fingerzeig für Schmitz, dass er in den letzten vier Partien von Beginn an ran durfte. Es tut gut, zu spielen, aber das kann nur der Anfang sein", sagt Schmitz. Sein Trainer hofft auf eine Bestätigung der Leistungen zuletzt. Nicht so wie kurz vor Saisonstart, als er "sich wohl etwas zu sicher gefühlt hat", so Schaaf. Zurücklehnen ist also nicht für Schmitz - zumal Kapitän Fritz wegen seiner Adduktorenzerrung nicht ewig ausfallen wird...

Hamburger SV: Dennis Aogo ist wieder fit. Der ehemalige Linksverteidiger der deutschen Nationalmannschaft hat derzeit allerdings kaum Chancen auf eine nachhaltige Rückkehr ins Team - weil ihm ein ehemaliger Linksverteidiger der Nationalmannschaft im eigenen Klub den Platz weggenommen hat. Trainer Thorsten Fink hat inzwischen Marcell Jansen links hinten installiert und fährt mit dieser Maßnahme bislang recht gut. Jansen selbst gefällt die neue, alte Rolle. So gut sogar, dass er am liebsten gar nicht mehr weg möchte. Es steht ein in Zeiten händeringend gesuchter Linksverteidiger brisantes Duell an. "Ich sehe meine Zukunft ganz klar als Linksverteidiger. Das ist meine Position. Ich will beim HSV auch in Zukunft hinten links spielen", sagt Jansen. "Das ist meine Position", sagen beide. Und Trainer Fink? "Kein Trainer auf der Welt würde dort jetzt etwas ändern. Dennis ist ein guter Junge. Aber er muss jetzt geduldig sein und auf seine Chance warten. Ich bin mir sicher, dass wir ihn noch brauchen werden."

FC Augsburg: Theoretisch ist Giovanni Sio der spektakulärste Zugang der Augsburger Vereinsgeschichte. Zwar soll der Ivorer mit französischem Pass im Sommer nur rund 500.000 Euro Leihgebühr gekostet haben, zu entrichten an den VfL Wolfsburg. Als die Wölfe den 23-Jährigen nur ein halbes Jahr davor vom FC Sion losgeeist hatten, "hat Wolfsburg für Sio im vergangenen Jahr sieben Millionen Euro ausgegeben", wie FCA-Manager Jürgen Rollmann sagt und anfügt: "Der Mann muss Qualität besitzen." Damit dürfte Rollmann auch zweifellos Recht haben. Nur hat Sio bei den Schwaben noch keinen Funken dieser Qualität versprüht. Derzeit ist er verletzt, was ihn im Ranking der Angreifer automatisch ganz ans Ende spült. Noch hinter Sascha Mölders, der im Pokalspiel gegen Münster nach seinem Knöchelbruch erstmals wieder auf der Bank gesessen ist. Für Sio, der sich auch nach über drei Monaten nur schleppend integrieren will und im System von Markus Weinzierl keine feste Position findet, wird die Zeit langsam knapp. Auch wenn der FCA gar nicht daran denkt, den Ivorer im Winter schon wieder abzugeben.

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VfB Stuttgart: Hat Christian Gentner jetzt seine Bestimmung (wieder)gefunden? Das Eigengewächs - übrigens einer der wenigen Profis, die mit zwei verschiedenen Klubs deutscher Meister wurden und dabei nicht beim FC Bayern gespielt haben - ist kein echter Sechser und auch kein echter Zehner. Ein Mittelding wäre genau das richtige.

Und das hat ihm Bruno Labbadia mit der Umstellung auf eine Art Viererkette im Mittelfeld mit zwei Halbpositionen auch verschafft. Als verkappte Acht blüht Gentner seit ein paar Spielen wieder auf, mit dem Höhepunkt des Frankfurt-Spiels als seiner bisher besten Saisonleistung. Gentner ist auf der Position zwar an strikte Defensivaufgaben gebunden, aber dafür nicht so starr und in ein Korsett gezwängt wie früher. Das kommt seiner Spielintelligenz und Technik sehr zugute, die er jetzt wieder mehr ausleben darf. Der Aufschwung - sein Kontrahent Zdravko Kuzmanovic steht im Winter vor dem Absprung beim VfB - kommt genau zur rechten Zeit: Gentners Vertrag läuft im Sommer aus. Argumente für eine Weiterbeschäftigung darüber hinaus sammelt er derzeit fleißig.

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