Zurückhaltung vor dem Derby

SID
Der Hamburger SV hielt sich mit Kampfansagen vor dem Derby zurück
© Getty

Vor dem Stadtderby zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli halten sich beide Klubs mit markigen Worten zurück. Statt Kampfansagen gibt es einen Kuschelkurs. Der HSV kann sich nach den Turbulenzen der vergangenen Woche aber keine Pleite erlauben.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die Fans des Hamburger SV haben in den vergangenen Wochen gelitten. Da waren die Posse um Matthias Sammer, das Hickhack um Ruud van Nistelrooy, zuletzt die Pleite beim 1. FC Nürnberg.

Mit einem Sieg im Stadtderby am kommenden Sonntag gegen den FC St. Pauli könnte vieles vergessen sein. Bei einer Niederlage hingegen dürfte das Chaos in die nächste Runde gehen. Der vermeintlich kleine Rivale will den HSV in die große Krise stürzen.

"Wichtigste Spiel der Saison"

"Dieses Spiel ist das wichtigste der Saison. Die Jungs sollen richtig Spaß haben und denken: Jetzt wollen wir denen mal zeigen, wer hier in der Stadt die Nummer eins ist", sagte HSV-Trainer Armin Veh und will einen schlappen Auftritt wie zuletzt beim Club nicht dulden: "Wer in so einem Spiel nicht heiß ist, der hat seinen Beruf verfehlt. Ein Derby, dann auch noch zu Hause vor den eigenen Fans - wenn man da kein Herz zeigt, dann hat man keines."

Das Herz des HSV schlägt, geriet zuletzt aber immer wieder aus dem Rhythmus. Kaum hatte man sich wieder an die Europapokal-Plätze herangepirscht, folgte der nächste Dämpfer. Die Turbulenzen im Umfeld taten ihr Übriges. "Wenn wir oben noch einmal reinkommen wollen, dann sollten wir St. Pauli schlagen", fordert Veh, betont aber vorsichtshalber schon einmal, dass "der HSV ohnehin die Nummer eins in der Stadt" ist. Ansonsten hält man sich mit markigen Worten zurück. Kuschelkurs statt Kampfansage.

Auch beim Rivalen schlägt man eher moderate Töne an. Bei einem gemeinsamen Termin am Dienstagabend trällerte St. Paulis Trainer Holger Stanislawski seinem Kollegen Veh sogar ein Ständchen zum 50. Geburtstag. Selbst bei der Kleidungswahl für den kommenden Sonntag herrscht Einigkeit. Gemeinsamer Look auf beiden Bänken: Grauer Anzug. Jeder will den anderen ein wenig ärgern - mehr aber auch nicht.

St. Pauli das rebellische Dorf

"Es ist doch toll, wenn sich zwei Vereine aus einer Stadt so wenig in die Quere kommen. Der HSV will international spielen, uns bleibt die Rolle des kleinen rebellischen Dorfes", sagte St. Paulis Sportchef Helmut Schulte, dessen Klub nach dem 3:0 am vergangenen Wochenende gegen den 1. FC Köln wieder Oberwasser im Abstiegskampf hat. HSV-Sportchef Bastian Reinhardt ergänzt mit einem Schmunzeln: "Wenn sie sich von der Niederlage am Sonntag erholen, bleibt St. Pauli in der Liga."

Die friedliche Stimmung zwischen den Verantwortlichen soll sich auch auf die Fangruppen niederschlagen. Um Ausschreitungen zu verhindern, wurde die Zahl der Ordner von 400 auf 500 erhöht. Am Donnerstag steigt ein zweiter Sicherheitsgipfel zwischen den beiden Klubs. Nach dem 1:1 im Hinspiel gab es jedoch keine größeren Krawalle zu vermelden.

Auf dem Feld soll es hingegen richtig zur Sache gehen. Nach dem Aufeinandertreffen in der Hinrunde hatte vor allem HSV-Torhüter Frank Rost das fehlende Feuer in der Partie kritisiert. "Es hat nur noch gefehlt, dass wir uns alle rosa Röckchen anziehen", hatte der Keeper gestänkert. Am Sonntag soll es einen heißen Tanz geben.

Der Favorit kann sich keinen Ausrutscher erlauben. Die Bilanz spricht für den HSV. In bisher 15 Bundesliga-Duellen der beiden Klubs gewann St. Pauli nur einmal. Das ist gut 23 Jahre her.

HSV-Trainer Veh hofft auf Mathijsen-Comeback