"Stanislawski ist ein kaputter Typ"

Von Interview: Thomas Jahn
Michel Mazingu-Dinzey (r.) und Holger Stanislawski schafften 1996 mit St. Pauli den Klassenerhalt
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SPOX: Sinnbildlich für die Spaltung der Pauli-Fans war die Blockadeaktion der Ultras beim Rostock-Spiel in der vergangenen Saison.

Dinzey: Da sind nach wie vor Gespräche nötig, um die verschiedenen Lager wieder unter einen Hut zu bringen. Letztendlich sind es doch alles Fans des FC St. Pauli. Aber auch die Verarbeitung von solchen kritischen Situationen ist eine Stärke dieses Vereins.

SPOX: Besteht die Gefahr, dass sich St. Pauli mittelfristig zu einem normalen Bundesligaklub entwickelt?

Dinzey: Das war der Verein noch nie und das wird er auch nie werden. Gerade deswegen lieben ja so viele Menschen St. Pauli. Weil es eben nicht so läuft, wie bei jedem anderen Verein.

SPOX: Auf dem Transfermakt bleibt St. Pauli trotz alledem nur ein Klub unter vielen. Wie bewerten Sie die Neuzugänge der Mannschaft?

Dinzey: Es muss immer mal Veränderungen geben. Wir müssen in unserem Maße konkurrenzfähig bleiben. Wir können hier keine teuren Leute ranholen, es sei denn sie kommen mit Konzessionen, weil sie Bock auf St. Pauli haben - so wie Gerald Asamoah. Gerade mit ihm oder Carlos Zambrano sind Leute gekommen, die mehr Bundesligaerfahrung haben als zum Beispiel ein Fabian Boll oder Deniz Naki. Es war wichtig, solche Jungs rein zu bekommen. Von ihrer Erfahrung kann jeder im Kollektiv profitieren.

SPOX: Kann ein Typ wie Gerald Asamoah die ganze Mannschaft mitreißen?

Dinzey: Jeder kann das. Egal ob mit 300 Bundesligaspielen oder 24 Zweitligaspielen auf dem Buckel. Jeder wird vom anderen genug rausziehen. Die Führungsspieler wie Gerald werden da natürlich besonders in die Pflicht genommen.

SPOX: Passen die Neuen auch menschlich zum Klub?

Dinzey: Klar, sonst hätte der Verein sich nicht um sie bemüht. Es war schon immer wichtig bei St. Pauli, dass die Truppe harmoniert. Genau diese Harmonie wird es am Ende auch auf dem Platz zu sehen geben.

SPOX: Wird St. Pauli mit einer ähnlich offensiven Grundausrichtung wie in der vergangenen Zweitligasaison auch im Oberhaus bestehen können?

Dinzey: Wenn du dich in der Bundesliga hinten versteckst, brauchst du gar nicht erst antreten. Du musst es genau so durchziehen wie im Vorjahr. Spielerisch waren wir letztes Jahr die stärkste Mannschaft. Wenn wir das annähernd wieder so hinkriegen, sind wir mit dem Spielstil sehr gut beraten. Natürlich alles aus einer gesicherten Abwehr heraus. Jungs wie Volz oder Zambrano wissen, wie sie sich wann im Spiel zu verhalten haben.

SPOX: Es sind viele junge Spieler an Bord. Kann das zum Nachteil werden?

Dinzey: Überhaupt nicht. Unbekümmertheit ist sehr wichtig. Moritz Volz bringt viel Erfahrung aus England mit und auch Zambrano konnte bei Schalke viel mitnehmen. Sie werden der Abwehr Stabilität bringen.

SPOX: Was trauen Sie St. Pauli in der Bundesliga zu?

Dinzey: Einen einstelligen Tabellenplatz. Da bin ich mir sicher.

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