Chihi: "Das ist reine Willenssache"

Von Interview: Florian Reindl
Adil Chihi spielt seit 2004 für den 1. FC Köln
© Getty
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SPOX: Christoph Daum hat Sie mal mit Cristiano Ronaldo verglichen und sagte, Sie seien eines der größten Talente im deutschen Fußball. Warum hat es bislang noch nicht für den großen Durchbruch gereicht?

Chihi: Christoph Daum ist ein großer Trainer. Es ehrt mich sehr, dass er so viel Potential in mir sieht. Aber es ist nicht so einfach, den Durchbruch zu schaffen. Es gibt immer wieder Rückschläge wie beispielsweise meine beiden Verletzungen. Ich war davor ja gut in Form und bin fast durchgestartet. Da will ich jetzt wieder hin. Ich werde der Bundesliga noch zeigen wer ich bin. Mein Durchbruch wird noch kommen, davon bin ich fest überzeugt.

SPOX: Sie haben vorhin Ihre Familie angesprochen. Welche Rolle spielt sie in Ihrer Karriere?

Chihi: Eine ganz große. Meine Familie ist mein ein und alles. Ich habe zwar in Köln eine kleine Wohnung, bin aber immer noch sehr oft in Düsseldorf bei meinen Eltern und meinen vier Geschwistern. Ich habe dort immer noch ein Zimmer.

SPOX: Nach Düsseldorf ist es ja auch nicht weit.

Chihi: Ja. Das sind nur 30 Minuten mit dem Auto und deshalb muss ich das noch solange auskosten wie ich kann.

SPOX: Klingt sehr nach Abschied aus Köln.

Chihi: Nein. Aber man weiß ja nie was passiert im Fußball. Mein Vertrag läuft zwar aus, aber da mache ich mir noch überhaupt keine Gedanken. Ich will jetzt erst wieder gesund werden und Fußball spielen.

SPOX: Wie sehr hilft Ihnen da Ihr Glaube?

Chihi: Mein Glaube hilft mir überall. Ich bete fünf Mal täglich.

SPOX: Auch bei Auswärtsspielen, wenn Sie viel unterwegs sind?

Chihi: Ja. Manchmal kann man die Zeiten zwar nicht einhalten, aber das hole ich alles nach.

SPOX: Abends im Hotel?

Chihi: Genau. Ich packe immer meinen Teppich zum Beten ein, wenn wir zu Auswärtsspielen reisen. Unser Kapitän Youseff Mohamad ist auch Muslim und der hat sogar immer einen Kompass dabei, um genau gen Mekka zu beten. Früher habe ich mir den immer ausgeliehen, aber mittlerweile habe ich einen eigenen.

SPOX: Am 11. August beginnt der Ramadan. Halten Sie den Fastenmonat ein?

Chihi: Ja klar. Das sollte jeder Muslim tun, es sei denn er ist schwer krank

SPOX: Wie ist das als Leistungssportler durchzuhalten? Sie dürfen von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang weder essen noch trinken.

Chihi: Das ist nicht so schwer. Das ist reine Willenssache. Ich habe das vergangenes Jahr auch geschafft und da war ich nicht verletzt. Ich habe sogar ein Tor gegen Hamburg gemacht, obwohl ich zuvor gefastet habe.

SPOX: Zwei Trainingseinheiten pro Tag und das bei hochsommerlichen Temperaturen - gibt es da zum Frühstück schon fünf Liter Wasser und jede Menge Nudeln?

Chihi: Nein (lacht). Ich frühstücke wie gewohnt. Wir bekommen in dieser Zeit auch Medikamente und Vitamine von unserem Physiotherapeuten Dieter Trzolek. Das dauert ein paar Tage, aber dann hat sich der Körper daran gewöhnt. Aber es ist ja nicht nur der Verzicht auf Essen und Getränke.

SPOX: Sondern?

Chihi: Es geht auch darum, ein guter Mensch zu sein, nicht zu lügen und all das zu verinnerlichen. Aber das sollte ja nicht nur während des Ramadans so sein. Jeder, ob nun Muslim oder Christ, sollte ein guter Mensch sein, jeden Tag.

Hier geht's zurück zum ersten Teil: Chihi über seine Verletzung, Migration und Overath