Die Vergangenheit holt Labbadia ein

SID
Bruno Labbadia war von 1987 bis 1989 beim HSV auch als Spieler aktiv
© Getty

Die Erklärungsversuche von Bruno Labbadia waren nicht neu. Seine Mannschaft habe zu wenig investiert, zu wenig Fußball gespielt, zu wenig Laufbereitschaft gezeigt, und, und, und - so die Analyse des Trainers des Hamburger SV nach dem 2:4 (1:1) beim direkten Rivalen Bayer Leverkusen.

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Alles zutreffend, aber auch altbekannte Sätze, die den Zeitzeugen aus dem Leverkusener Lager noch von der Vorsaison bestens in Erinnerung sind.

Da hatte Labbadia mit Bayer ebenfalls einen furiosen Start hingelegt, große Euphorie entfacht, bevor in der Rückrunde der jähe Absturz erfolgte.

Die Vergangenheit holt Labbadia zwölf Monate später offenbar auch in Hamburg wieder ein. Dass der HSV ausgerechnet bei dem Ex-Klub des 44-Jährigen alle Chancen auf die Champions League verspielte, war Ironie des Schicksals.

Zehn Punkte liegen die Hanseaten nun hinter dem Dritten Leverkusen. So wollte beim HSV auch gar keiner mehr über die Königsklasse sprechen, die Zielsetzung wurde flugs nach unten korrigiert.

Labbadia rudert zurück

"Wir sollten neue Ziele ins Auge fassen, und zwar die Europa League. Platz fünf muss da unser Anspruch sein", sagte Nationalspieler Marcell Jansen.

Doch selbst die Qualifikation für die zweite Liga im europäischen Fußball sei kein Selbstläufer, so Labbadia. Man sehe doch, wie schwer es sei, sich überhaupt für die Europa League zu qualifizieren.

"Da sind wir nun gefordert, aber wir sind in der Lage, das hinzubekommen", betonte der frühere Torjäger. Dazu bedarf es aber einer anderen Leistung als der in Leverkusen.

Die Hamburger Hintermannschaft mit gestandenen Nationalspielern (Joris Mathijsen, David Rozehnal, Guy Demel) und einem (Dennis Aogo), der es werden will, war gegen den Angriffswirbel der Leverkusener in der zweiten Halbzeit hoffnungslos überfordert.

HSV vor entscheidenden Wochen

Vieles erinnerte an den Harakiri-Fußball der Leverkusener anno 2009. "Wir bekommen zu einfache Gegentore und müssen einem Rückstand hinterherlaufen. Das darf uns auf dem Niveau nicht passieren", mahnte Jansen und wirkte dabei genauso ratlos wie Stürmer Mladen Petric: "Warum wir dermaßen viele Fehler machen, kann ich nicht sagen."

So steht nicht nur der HSV, sondern auch Labbadia vor den Wochen der Wahrheit. Die Verletzungsmisere dient längst nicht mehr als Ausrede.

Bis auf Paolo Guerrero sind alle Langzeitverletzten wieder integriert, auch Superstar Ruud van Nistelrooy kam innerhalb von drei Tagen 160 Minuten zum Einsatz.

Zeit zum Durchatmen bleibt dem HSV kaum, bereits am Donnerstag steht das Achtelfinal-Rückspiel beim RSC Anderlecht auf dem Programm. Ein Schlüsselspiel, wohl auch für Labbadia.

Kritik an Labbadia wächst

Sollte der HSV seine letzte Titelhoffnung verspielen, könnte das Grummeln im Umfeld lauter werden. In den letzten Wochen war in Hamburg von Dissonanzen zwischen Spielern und Trainer zu hören.

Haupt-Kritikpunkte: zu lange Trainingseinheiten, fehlende Kommunikation und Detailversessenheit. Leverkusen lässt grüßen. Dort endete die Ära Labbadia mit einem großen Zerwürfnis.

Die Spieler votierten am Ende in einer geheimen Abstimmung nahezu geschlossen gegen den Trainer.

Labbadia reagierte einen Tag vor dem verlorenen Pokalfinale mit einem Rundumschlag gegen Mannschaft und Vorstand. Die Europacup-Teilnahme wurde schließlich verspielt.

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