Zwanziger macht sich für Kempter stark

SID
DFB-Präsident Theo Zwanziger erlebt derzeit die wohl turbulentesten Wochen seit Amtsantritt 2004
© Getty

Obwohl die "Akte Amerell" intern geschlossen wurde, steht dem DFB weiter Arbeit ins Haus. Präsident Zwanziger will nun den guten Ruf von Referee Michael Kempter wiederherstellen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Nachdem der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die "Akte Amerell" intern geschlossen hat, macht sich DFB-Boss Theo Zwanziger für die Rehabilitierung von Bundesliga-Referee Michael Kempter sowie eine Reform des Schiedsrichterwesens stark.

Zwanziger selbst sieht sich scharfer Kritik von Manfred Amerells Anwalt Jürgen Langer ausgesetzt.

"Wollen nicht, dass sexuelle Orientierung diskriminiert wird"

Zwanziger liegt unter anderem der Ruf von Kempter sowie den vier weiteren Unparteiischen, die Amerell schwer belastet hatten, am Herzen. "Sie haben mutig entschieden, Vorgänge öffentlich zu machen, über die zu lange geschwiegen wurde. Schiedsrichter wie Michael Kempter verdienen unseren höchsten Respekt und ich hoffe sehr, dass er von allen Fußballfans die uneingeschränkte Unterstützung bekommt, die er verdient hat", sagte Zwanziger in einer DFB-Erklärung. Bis auf Weiteres ist FIFA-Referee Kempter von allen Liga-Spielen freigestellt.

Zwar betonte Zwanziger, dass es unzulässig sei, die betroffenen Personen in den Kontext Homosexualität zu stellen, trotzdem plädiert der 64-Jährige erneut für einen offenen Umgang mit dem Thema: "Wir wollen nicht, dass sexuelle Orientierung diskriminiert wird. Gerade durch mehr Offenheit im Umgang mit diesem Thema können wir künftig verhindern, dass Dinge heimlich passieren oder tabuisiert werden."

Reform des Beobachtungssystems

Als Lehre aus dem Fall von Ex-Schiedsrichtersprecher Amerell will der DFB das Schiedsrichterwesen neu strukturieren. "Zu den dringendsten Maßnahmen wird eine Reform des derzeit praktizierten Beobachtungssystems gehören, das die Begleitung und die Bewertung eines jungen Schiedsrichters über einen langen Zeitraum durch eine einzelne Person zur Folge haben kann", hieß es in der Erklärung des Verbandes.

Das Ziel der Umstrukturierung soll unter anderem sein, "Abhängigkeitsverhältnissen effektiver vorzubeugen". Dazu soll auch ein Vertrauensmann eingesetzt werden. "Wir wollen ein starkes Schiedsrichterwesen, in dem Fehlverhalten Einzelner nicht systematisch unter den Teppich gekehrt werden kann", sagte Zwanziger.

DFB weicht öffentlich von Roth ab

Erstmals wich der DFB öffentlich von Schiedsrichter-Boss Volker Roth ab, der die Vorwürfe gegenüber Amerell erst mit einen Monat Verspätung an Zwanziger weitergeleitet hatte. Die Einschätzung von Vize-Präsident Rainer Koch, der sich übergangen gefühlt und seine Zuständigkeit im Präsidium für das Schiedsrichterwesen abgegeben hat, sei "zutreffend", stellte der DFB fest.

Roths designierter Nachfolger Herbert Fandel soll nun in einer Kommission mit Hellmut Krug als Vertreter der Deutschen Fußball Liga (DFL), dem für das Schiedsrichterwesen zuständigen DFB-Direktor Stefan Hans und dem Abteilungsleiter Schiedsrichterwesen, Lutz Michael Fröhlich, Änderungsvorschläge für das Schiedsrichterwesen erarbeiten.

Während der DFB gegen Amerell klar Stellung bezog, erhob Amerells Anwalt Langer schwere Vorwürfe gegen den Verband und Zwanziger. Langer bezeichnete die DFB-Pressemitteilung als "Skandal" und kündigte die Prüfung von zivilrechtlichen Schritten an. Um die Ablehnung der Akteneinsicht zu überprüfen, hat das Amerell-Lager das DFB-Sportgericht angerufen. Amerell bestreitet weiter jegliche Vorwürfe.

Rauball kritisiert Aufklärung im "Fall Amerell"