Matthias Sammer kritisiert Christian Nerlinger

SID
Matthias Sammer wurde als Spieler 1996 Europameister und Europas Fußballer des Jahres
© Getty

In SKY 90 diskutierten SKY-Experte und DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, Focus-Chefredakteur und FC-Bayern-Aufsichtsrat Helmut Markwort sowie Martin Kind, Vorstandsvorsitzender von Hannover 96, über die sogenannte 50+1-Regel und die wichtigsten Ereignisse rund um den 9. Spieltag in der Bundesliga.

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SKY Experte Matthias Sammer...

...über die Krise seines Ex-Klubs VfB Stuttgart: "Ich bin überrascht über die Schwierigkeiten des VfB Stuttgart. Aktuell erreicht die Mannschaft nicht ihr Leistungspotenzial, die Ergebnisse stimmen nicht."

..über die Doppelbelastung von Markus Babbel als VfB-Teamchef und Trainerscheinbewerber: "Es ist viel zu einfach, das jetzt auf den Trainerschein zu schieben. In den letzten zehn Wochen war Markus vielleicht dreimal von Montag bis Mittwoch in Köln. Die müssen einfach viel weniger individuelle Fehler machen, die sich wie ein roter Faden durch die Saison ziehen. Das ist eher eine Ursache. Wir haben unsere Bereitschaft erklärt, einem Mann in der Praxis wie Markus Babbel alle Unterstützung zu geben, auch im zeitlichen Rahmen. Alle Kommentare, auch von Christian Nerlinger ("Ich habe kein Verständnis dafür, was Markus Babbel zugemutet wird"), sind kontraproduktiv. Markus hat von uns die persönliche Unterstützung. Wir werden ihm keine Extrawürste braten. Es gibt eine Prüfungsordnung, der sich jeder zu unterwerfen hat. Wir haben nichts zu verschenken."

Martin Kind (Vorstandsvorsitzender Hannover 96)...

...über seine persönliche Rolle als "Buhmann" in der momentanen Diskussion um die 50+1-Regel: "Wenn man die Außenwahrnehmung beurteilt, entsteht der Eindruck. Aber real geht es um ein Sachthema, das ausdiskutiert werden muss. Notwendige Entscheidungen sind zu treffen. Ich bedaure ein bisschen, dass das sehr personifiziert wird. Ich hoffe, dass es eine Sachdiskussion wird und dass wir die Zukunft gestalten."

...über seine Motive nach Abschaffung der 50+1-Regel: "Wenn man sich die Bundesliga über einen Zeitraum von fünf, sechs Jahren anschaut, wird man feststellen, dass immer die gleichen Vereine oben stehen und die Plätze für die internationalen Wettbewerbe unter sich ausspielen. Andere haben real keine Chance, sich ins obere Drittel der Bundesliga hinein zu entwickeln. Die 50+1-Regel, die es in dieser Form nur in Deutschland gibt, verhindert diese Entwicklung. Wir haben eine Wettbewerbsverzerrung. Das will ich nicht akzeptieren. Wir haben zwei Präzedenzfälle, die positive Beispiele für die Entwicklung des deutschen Fußballmarktes sind: Das ist der VfL Wolfsburg, 100 Prozent Eigentümer der VW-Konzern, das ist Bayer Leverkusen, 100 Prozent die Bayer-Werke, und ein bisschen differenzierter Hoffenheim. Aber Hoffenheim würde in der sechsten Liga spielen und Wolfsburg wäre nicht Deutscher Meister geworden."

...über mögliche Investoren: "Ich glaube nicht an Heuschrecken. Hier wird ein Bild aufgebaut, das es real nicht geben wird. Heuschrecken erwarten Wertsteigerungspotenziale und hohe Renditepotenziale - die gibt es im Fußball nicht. Niemand kann kommen und sagen: Ich übernehme Bayern München, Hannover 96 oder irgendeinen anderen Verein. Es muss immer jemanden geben, der verkauft oder abgibt. Und der muss sich genau überlegen, an wen er verkauft, und wie viele Anteile er verkauft, zu welchem Preis. Wir in Hannover suchen die regionale Lösung. Ich erwarte von einer DFL, dass sie Änderungen gestaltet und kreative Gedanken entwickelt, die den solidarischen Gedanken des deutschen Fußballs erhalten. Sie darf es nicht zu einer Rechtsklärung kommen lassen."

...über die Chancen auf Abschaffung der 50+1-Regel: "Kurzfristig nicht wirklich. Die Mehrheit von 75 Prozent zu erreichen, erscheint mir momentan nicht realistisch. Deshalb ist wichtig, dass das Signal gesendet wird: Wir müssen uns mit diesem Thema auseinandersetzen. Formal gibt es die Möglichkeit, dass ein Schiedsgerichtsverfahren eingeleitet wird, das ein Konsensmodell vorstellt, das mehrheitsfähig ist. Sollte es zu diesem Fall nicht kommen, wird es zu einer Rechtsklärung führen."

Helmut Markwort (Focus-Chefredakteur und Aufsichtsrat des FC Bayern München)...

...über die Verpflichtung des holländischen Verteidigers Edson Braafheid: "Ich bin nicht so ein Fußball-Fachmann wie der Herr van Gaal, ich sitze nur auf der Tribüne. Aber ich verstehe nicht, wieso er gesagt hat, wir müssen diesen Herrn Braafheid kaufen. Ich hatte das Gefühl, dass der Trainer von Freiburg zu seinen Spielern gesagt hat: Geht immer auf die Seite, wo der Braafheid ist, da kommen wir leichter durch. Dieses Geheimnis hat van Gaal für sich behalten. Vielleicht explodiert er noch."

...über mögliche Investoren im Falle einer Abschaffung der 50+1-Regel: "Sind seltsam und geltungssüchtig. Da könnte ich ganz viele Beispiele anführen. Da kann man sagen: Das sind andere Nationen. Aber warum sollte es sich bei uns anders entwickeln? Wir werden es nicht schaffen, die bösen egomanischen Heuschrecken wegzulassen."

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