"Ich brauche das Funkeln in meinen Augen"

Von Interview: Alexander Fischer
Im Frühjahr 2008 führte Mike Büskens Schalke 04 als Interimstrainer in die Champions-League-Quali
© Getty

Mit kurzer Unterbrechung war er 17 Jahre lang beim FC Schalke 04 als Spieler und zum Ende als Trainer aktiv. 1997 gewann Mike Büskens mit den Königsblauen den UEFA-Cup, konnte in seiner Karriere zudem zweimal den DFB-Pokal in die Höhe recken. Diese führte den gebürtigen Düsseldorfer als Profi nur noch zur Fortuna aus seiner Heimatstadt sowie ein halbes Jahr zum MSV Duisburg.

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Nach der Verpflichtung von Felix Magath als neuem mächtigem Mann gab es für Büskens in Gelsenkirchen keine feste Position mehr. Im SPOX-Interview spricht der 41-Jährige über eine Rückkehr auf die Bundesligabühne, seinen Nachfolger als Schalker Trainer und sein persönliches Tagebuch.

SPOX: Nach dem Rücktritt von Dieter Hecking bei Hannover 96 sucht Sportdirektor Jörg Schmadtke einen Nachfolger. Der "Kicker" hat Ihren Namen ins Spiel gebracht. Hört sich doch ganz gut an, oder?

Mike Büskens: Ich habe mit Jörg Schmadtke vor 18 Jahren in Düsseldorf zusammengespielt und daraus wird in der Medienwelt sofort konstruiert, dass man zusammen arbeiten könnte. Nicht jeder SAP-Aktionär wird Trainer bei 1899 Hoffenheim. Von daher geht es mir nicht darum, mich an Gerüchten und Mutmaßungen zu beteiligen, ich orientiere mich an den Fakten. Und ich finde, dass man denen, die gerade am Ruder sitzen, nicht gerecht wird, wenn immer wieder neue Namen in den Raum geschmissen werden. Wenn Hannover am vergangenen Wochenende 2:0 in Nürnberg gewonnen hat, hat Trainer Andreas Bergmann dort einen guten Job gemacht.

SPOX: Auch beim KSC steht Ihr Name im Raum...

Büskens: Zum KSC gibt es eigentlich nichts zu sagen. Also dieselbe Antwort wie zum Thema Hannover.

SPOX: Wie sehen Sie denn ihre Zukunft? Als alleiniger Chef-Trainer oder wieder im Team mit Youri Mulder und Oliver Reck? Das hat ja gut geklappt...

Büskens: Grundsätzlich sehe ich meine Zukunft im Fußball, denn ich liebe diesen Sport, ich liebe dieses Spiel und das ist für mich erst einmal relevant. Ob in der Funktion des Cheftrainers, als Mitglied eines Trainer-Teams oder in anderer Funktion, das lasse ich vollkommen offen. Ich werde aber nicht auf den erstbesten Zug springen, um einen Job zu haben. Wichtig ist für mich, dass ich 100 Prozent überzeugt bin von einem neuen Verein oder einem neuen Projekt. Ich brauche dieses Funkeln in meinen Augen, um das Optimum aus mir und meinem Umfeld rauszuholen.

SPOX: Nach dem Abstieg von Bielefeld wurde Ihr Name als Nachfolger von Michael Frontzeck diskutiert. Warum wurde daraus nichts?

Büskens: Da bestand Interesse, aber zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, ich könnte Felix Magath über die Schulter schauen. Aufgrund dessen habe ich mich mit einigen interessanten Optionen eigentlich gar nicht beschäftigt. Meine Karriereplanung sah anders aus und ich dachte, dies wäre für meine persönliche Entwicklung das Beste.

SPOX: Letztes Jahr waren Sie als Schalke-Coach groß in den Schlagzeilen. Seitdem ist es ja eher ruhig um Sie geworden. Was machen Sie zurzeit?

Büskens: Die erste Zeit habe ich dazu genutzt, um mit meinen schulpflichtigen Kindern Urlaub zu machen. Das kam in den letzten Jahren zu kurz. Jetzt liegt mein Fokus wieder auf dem runden Leder, ich schaue mir viele Spiele an und besuche Trainingseinheiten bei Bundesligaklubs. Gerade wenn man hier im Ruhrgebiet wohnt, ist es etwas leichter, weil es vor jeder Haustür genügend Alternativen gibt. Und gestern habe ich zum Beispiel eine interessante Fortbildungsmaßnahme in Kaiserau besucht. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Ideen, möchte mich weiterentwickeln.

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SPOX: Sie haben bei Schalke noch Vertrag bis Juni 2010. Ich habe gelesen, dass Sie danach eine "Anstellung auf Lebenszeit" haben - was kann man sich denn darunter vorstellen?

Büskens: Ich stelle mir da gar nichts mehr drunter vor. Fakt ist, dass ich Vertrag habe bis 2010 und das ist es, was relevant ist. Dass Clemens Tönnies öffentlich die Aussage traf, Oli Reck, Youri Mulder und ich hätten eine Anstellung auf Lebenszeit, ist für mich kein Grund, ihn an seinen Worten zu messen.

SPOX: Warum hat es am Ende nicht mit einer Zusammenarbeit geklappt?

Büskens: Das weiß ich nicht. Das spielt für mich jetzt auch keine große Rolle mehr. Fakt ist, dass ich mir gewünscht hätte - auch als eine Art Hospitant -, dass man schauen kann wie das System Felix Magath funktioniert. Man hat mir dann zwei Tage vor Trainingsbeginn - wie fünf anderen Mitgliedern des Trainerstabs auch -, mitgeteilt, dass man das Team kleiner halten möchte. Das hat man zu akzeptieren. Ich hätte mir aber nach 17 gemeinsamen Jahren ein offenes Wort zu einem früheren Zeitpunkt gewünscht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, denn mein Respekt vor den königsblauen Farben ist sehr groß.

SPOX: In der Liga setzt man wieder vermehrt auf erfahrene Trainer wie Louis van Gaal, Jupp Heynckes oder Felix Magath - vertraut man den jungen Wilden nicht mehr?

Büskens: Ach stimmt, der Mainzer-Trainer Tuchel steht glaube ich kurz vor seinem 60. Geburtstag (lacht). Ein Felix Magath war nicht immer 56, ein Louis van Gaal ist auch nicht erst mit knapp 60 Trainer geworden - sie haben alle jung angefangen. Sie haben sich alle über die Jahre entwickeln können. Jupp Heynckes war glaube ich mit 35, 36 Cheftrainer bei Borussia Mönchengladbach. Sie haben sich dann zu dem entwickelt, was sie heute sind. Die jungen Wilden sind natürlich auch die erfahrenen Trainer von morgen und ich denke, dass man das Vertrauen zurück zahlt.

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SPOX: Was sagen Sie zu Schalkes aktuellem Höhenrausch? Sind Sie überrascht?

Büskens: Man darf nicht vergessen, dass die Mannschaft sehr gut ist. Sie ist gespickt mit Nationalspielern und der Trainer ist in der Bundesliga in den vergangenen Jahren der erfolgreichste. Von daher war das für mich keine große Überraschung und ich denke, dass das so weitergehen wird. Jetzt hat man Freiburg zu Hause, dann spielt man in Köln und dann trifft man auf Frankfurt - drei Gegner, gegen die man durchaus die volle Punktzahl anstreben kann.

SPOX: Hat Magath bislang alles richtig gemacht?

Büskens: Felix Magath und die Mannschaft - die Jungs gehören ja auch dazu.

SPOX: Trauen Sie Magath zu, mit Schalke in den kommenden Jahren endlich mal wieder die Meisterschaft zu holen?

Büskens: Das wäre natürlich wünschenswert. Die Region lechzt danach. Ich wohne ja in dieser Stadt und bekomme tagtäglich mit, dass es das ist, wonach sich alle Leute sehnen. Ich würde es der königsblauen Anhängerschaft von Herzen gönnen.

SPOX: Sie haben sich ja sehr positiv über Magaths Arbeit als Trainer geäußert. Was genau gefällt Ihnen denn daran?

Büskens: Mein Einblick ist nicht so, dass ich mir da überhaupt ein fundiertes Urteil dazu erlauben kann. Das erste Spiel habe ich nicht sehen können, weil ich noch im Urlaub war - das hat man siegreich bestritten. Dann hat man das kleine Revierderby klar gewonnen und gegen Hoffenheim einen Punkt zu holen, ist, glaube ich, in Ordnung. Wie gesagt, man hat jetzt die Chance, diesen Weg weiter zu beschreiten und kann dann mit den nötigen Punkten und dem daraus resultierenden Selbstvertrauen in einen solchen Fluss kommen, dass man dann vielleicht noch schwerer zu schlagen ist.

SPOX: Der letzte Eintrag aus Ihrem Online-Tagebuch datiert vom März 2007. Warum gibt es da nichts Neues mehr? Keine Zeit?

Büskens (lacht): Weil ich lieber mit Ihnen persönlich sprechen wollte - ehe Sie sich daraus etwas stricken. Nein, sie haben das gerade richtig gesagt, es war ein zeitliches Problem.

SPOX: Was würden Sie am liebsten als nächsten Eintrag schreiben?

Büskens: Das ist ja auch hypothetisch, spekulativ. Was würde ich schreiben? Es gibt viele Dinge, über die man schreiben kann. Über die Bundesliga, die Champions-League-Qualifikation, über die positive Entwicklung bei meinem Ex-Verein Fortuna Düsseldorf, die sich jetzt eindrucksvoll zurückmelden nach einer langen Abstinenz aus dem bezahlten Fußball.

Mike Büskens im Steckbrief