Gewinner und Verlierer beim FC Bayern

Von Thomas Gaber
Schwere Zeiten: Michael Rensing ist beim FC Bayern nur noch zweite Wahl
© Getty

In den letzten Wochen hat sich beim FC Bayern München einiges getan. Der harten Linie von Trainer Jürgen Klinsmann fielen Michael Rensing und Tim Borowski zum Opfer, während sich andere wie Jörg Butt oder Jose Ernesto Sosa in den Vordergrund spielen konnten. Die Gewinner und Verlierer beim FC Bayern - und wie es um ihre Zukunft beim Rekordmeister bestellt ist.

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Eric Abidal hatte sechs Wochen lang kein Spiel gemacht und noch Trainingsrückstand, als er beim 1:1 im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League seines FC Barcelona beim FC Bayern in die Startelf gespült wurde.

Mit einem 4:0 im Rücken lässt sich der Einsatz eines Fußkranken verkraften, dachte sich Barca-Coach Pep Guardiola. Seine Mannschaft hatte auch die zweite Partie gegen die Münchner weitgehend im Griff, doch dem Linksverteidiger war die fehlende Fitness anzumerken. Abidal war Barcas Schwachpunkt.

Sosa konnte endlich punkten

Jose Ernesto Sosa hatte das erkannt. Zwei, drei Mal luchste er Abidal in der ersten Halbzeit durch beherztes Pressing den Ball ab und wenn Luca Toni in Minute fünf nach Sosas punktgenauer Flanke vernünftig abgesprungen wäre, hätte sich - laut Trainer Jürgen Klinsmann - eine gewisse Eigendynamik entwickeln können...

Doch Toni erwischte den Ball nicht und am Ende waren die Bayern weit entfernt vom Einzug ins Halbfinale. Für Sosa war es dennoch ein guter Tag. Klinsmann attestierte dem Argentinier ein klasse Spiel. Sosa war einer der Gewinner des ungleichen Kampfes gegen Barcelona. Die anderen beiden hießen Jörg Butt und Andreas Ottl.

In den turbulenten letzten Wochen an der Säbener Straße haben sich diese drei Spieler klammheimlich etabliert und in die Stammelf geboxt. Butt, Ottl und Sosa sind die Gewinner der letzten Bayern-Wochen. Aber wo Gewinner sind, gibt es auch Verlierer...

Die Gewinner

Jörg Butt: Der 34-Jährige wurde von Klinsmann zur Nummer eins befördert. Klinsmanns offizielle Version lautet: Butt strahlt mehr Ruhe aus als Michael Rensing und hat einen Erfahrungsvorsprung. Genau das bräuchte seine Mannschaft in Spielen, "in denen es um nackte Punkte geht", so Klinsmann.

Butt hat sich in seinen vier Einsätzen seit dem Debakel im Camp Nou nichts zu Schulden kommen lassen, ließ gegen Frankfurt und Bielefeld keinen Gegentreffer zu und spielte in Hälfte eins auf der Alm sogar ein kleines bisschen Titan.

"Jörg hat eine Glanztat in der ersten Halbzeit gezeigt und zum Schluss jeden Ball runtergepflückt. Die Abwehr genießt das. Jörg führt die Jungs da hinten, er ist ein Leader. Das war er schon, als er nicht gespielt hat. Jetzt profitiert die Mannschaft von seiner Ausstrahlung", schwärmte Klinsmann.

Butt betont das glänzende Zusammenspiel mit seinen Vorderleuten: "Mit Lucio habe ich ja lange in Leverkusen zusammen gespielt, und auf Demichelis kann man sich als Torhüter schnell einstellen. Er weiß, was Sache ist."

Bis Saisonende bleibt Butt Bayerns Nummer eins. Auch darüber hinaus? "Natürlich kann ich mir das vorstellen", sagt Butt, "alles andere wäre ja Wahnsinn." Klinsmann hält sich in dieser Frage bedeckt. "Im Fußball ist nichts ausgeschlossen", so der Coach.

Jose Ernesto Sosa: Im Winter wollten die Bayern den Sechs-Millionen-Euro-Einkauf unbedingt loswerden.

Ein potenzieller Abnehmer wurde mit US Palermo schnell gefunden, doch das Ausleihgeschäft scheiterte letztlich.

Mittlerweile spielt Sosa im von Klinsmann derzeit bevorzugtem 4-5-1 eine Schlüsselrolle. Er erzielte das einzige Tor beim Sieg gegen den KSC und deutete sein Potential mehrfach an.

"Auf Grund von Verletzungen anderer war eine zusätzliche Position im Mittelfeld offen und Sosa hat sie sich geholt", erklärte Klinsmann. Sosa hat von den Ausfällen der Stürmer Miroslav Klose und Lukas Podolski und dem des chronisch angeschlagenen Hamit Altintop profitiert.

Klose ist der Ansicht, Sosa habe "in den letzten zwei Monaten eine auffällige Entwicklung" genommen.

Andreas Ottl: Das Eigengewächs kam bei den Profis nie über den Status des Ergänzungsspielers hinaus. Auch unter Klinsmann nicht. Ottl profitierte wie Sosa von der Systemumstellung und in Bielefeld von Ze Robertos Abwesenheit.

Ottl wirkt in seinen Aktionen wenig elegant und spielt lieber drei Querpässe als einen nach vorne. Klinsmann aber steht auf Ottls unspektakuläre Spielweise und dessen Opferbereitschaft. "Es war beeindruckend, wie Ottl gegen Barcelona gespielt hat. Abgeklärt, ruhig, sachlich, immer giftig und am Gegner dran", analysierte der Coach.

Ottl sei zudem ein sehr wissbegieriger Spieler. "Der Andi kommt jeden Tag mit einer positiven Einstellung und fragt: ,Trainer, was kann ich abarbeiten?'", so Klinsmann.

Der Coach hat ein Faible für Spieler, die in der Öffentlichkeit den Mund halten, wenn sie mal mehrere Wochen nicht zum Einsatz kommen. Er bevorzugt die Ottls und Butts, die nicht rumpoltern, sondern nette Plattitüden absondern. Wie Butt oder Ottl, die von Hausaufgaben sprechen, die gemacht werden müssten, um die Ziele zu erreichen.

Nach drei Einsätzen in der Startelf wird aber auch Ottl selbstbewusst. "Ich bin in der ersten Elf und weiß nicht, warum sich daran etwas ändern sollte", sagte der 24-Jährige. Voraussichtlich schon im nächsten Spiel gegen Schalke 04, wenn Ze Roberto wieder spielen kann.

Miroslav Klose: Seit Mitte März fällt der Nationalspieler aus und darf sich dennoch als Gewinner fühlen.

Noch nie haben ihn die Bayern so arg vermisst wie in den letzten Wochen. Mit Luca Toni als einzigem Stürmer war gegen Barcelona nichts zu gewinnen. Zumindest im Rückspiel hätte man Klose gut gebrauchen können.

Klinsmann bezeichnete Klose in dessen Abwesenheit als "meinen Sturmführer". Klose ist unantastbar, sein Status ist - so paradox es klingt - durch die Verletzung noch gestiegen. Klinsmann rechnet damit, dass Klose "das eine oder andere Bundesligaspiel in dieser Saison noch machen wird. Das würde uns mehr Varianten geben."

Auf Seite 2 geht es mit den Verlierern der Bayern weiter...