Hilbert: "Die Bayern sollen Angst haben"

Von Interview: Haruka Gruber
Stuttgarts Roberto Hilbert erzielte in dieser Saison in 13 Bundesliga-Spielen 3 Tore
© Imago

Das neugeborene Stuttgart: VfB-Mittelfeldspieler Roberto Hilbert spricht im SPOX-Interview über den Markus-Babbel-Effekt, getragene Fußball-Schuhe und das Bundesliga-Spitzenspiel gegen den FC Bayern München (Sa, 15.15 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere).

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SPOX: Herr Hilbert, haben Sie sich für das Spiel gegen den FC Bayern bereits ein drittes Paar Fußball-Schuhe besorgt?

Roberto Hilbert: Nein, das wird wohl nicht nötig sein.

SPOX: Aber ist das nicht fahrlässig? In Cottbus mussten Sie sich sogar die Treter von Teamkollege Christian Träsch ausleihen.

Hilbert: Das war aber auch eine Ausnahmesituation. So etwas wird mir in meiner Karriere wohl nicht mehr passieren.

SPOX: Erzählen Sie mal.

Hilbert: Zunächst wollte ich mich mit meinen normalen Fußball-Schuhen aufwärmen, aber weil das Gewinde kaputt war, fiel immer wieder ein Stollen heraus. Danach packte ich meine Ersatzschuhe aus, bei einem ging diesmal jedoch die Sohle kaputt, so dass ich nicht richtig laufen konnte. Deswegen bin ich zu Christian und habe ihn wenige Minuten vor dem Anpfiff gefragt, ob ich mir seine Schuhe borgen kann. Die Mühe hat sich Gott sei Dank gelohnt.

SPOX: Das kann man wohl sagen. Obwohl Ihnen die Ersatz-Ersatz-Schuhe eine halbe Nummer zu klein waren, erzielten Sie beim 3:0 in Cottbus ein Traumtor aus 20 Metern.

Hilbert: Da hat es sich doch rentiert, extra noch die Fußnägel zu schneiden (lacht). Aber nach dem Pech, das ich vor dem Spiel hatte, musste es wohl so kommen.

SPOX: Oder war vielleicht sogar der viel beschworene Markus-Babbel-Effekt dafür verantwortlich?

Hilbert: Na ja, auch wenn sich seit dem Trainerwechsel wieder vieles zum Guten gewendet hat, kann Markus ja nicht zaubern.

SPOX: Aber es passt zum Bild.

Hilbert: Auf jeden Fall stimmen die Ergebnisse wieder. Im UEFA-Cup bei Sampdoria haben wir uns gut geschlagen und in der Bundesliga überzeugend zweimal gewonnen. Ob das aber alles an Markus liegt oder nicht... ich weiß es nicht. Erst wenn es langfristig aufwärts geht, kann man sagen, dass sich der Wechsel gelohnt hat.

SPOX: Babbel hat im Vergleich zu Armin Veh einiges geändert und unter anderem das Trainingspensum erhöht.

Hilbert: Wir mussten uns erst einmal daran gewöhnen. Unter Armin Veh haben wir nur einmal pro Tag trainiert, jetzt sind es zwei Einheiten. Der ausschlaggebende Punkt ist aber ein anderer: Wenn ein neuer Trainer kommt, fängt jeder Spieler bei Null an und bekommt eine neue Chance. Genau das befolgt Markus - und der Erfolg gibt ihm Recht.

SPOX: Dabei hat Babbel keinen Trainerschein.

Hilbert: Ich verstehe die Diskussion nicht. Die Vergangenheit hat doch bewiesen, dass man mit Newcomern Erfolg haben kann. Jeder verdient eine Chance, auch Markus.

SPOX: Nicht nur Sie duzen Babbel. Könnte sich das zu einem Problem entwickeln? Stichwort Autorität...

Hilbert: Viele Spieler bei uns haben ja noch mit Markus zusammengespielt, daher ist es etwas schwierig, ihn plötzlich zu siezen. Aber ich versuche dennoch, ihn statt "Markus" häufiger mit "Trainer" anzusprechen. Klar hat Markus als Trainer nicht die große Erfahrung, dafür aber umso mehr als Spieler. Wir haben mehr als genug Respekt vor ihm.

SPOX: Sie selbst scheinen unter Babbel wieder aufzublühen.

Hilbert: Dass ich erst nach dem Tor in Cottbus im Fokus stehe, ist normal. Aber es lief vorher schon gut - das ist nur niemandem aufgefallen. Ich habe viel für die Mannschaft gearbeitet und gemacht, was der Trainer von mir gefordert hat.

SPOX: Ein Argument, um wieder von Bundestrainer Joachim Löw berücksichtigt zu werden?

Hilbert: Hoffentlich. Ich habe in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass ich berechtigt in die Nationalmannschaft berufen wurde und über ausreichend Qualität verfüge.

SPOX: Dennoch steckten Sie über ein Jahr im Formtief.

Hilbert: Ich hinterfrage mich selbst am meisten, woran es lag.

SPOX: Mit welchem Ergebnis?

Hilbert: Nach der Meisterschaft vor zwei Jahren haben wir uns nicht mehr auf das Wesentliche konzentriert. Mich eingeschlossen. Was ich damit sagen will: Wir wollten in der darauffolgenden Saison einfach zuviel. Wir wollten mit dem zweiten Titel in Folge noch ein i-Tüpfelchen draufsetzen. Stattdessen bin ich beispielsweise verkrampft und habe sehr viel falsch gemacht. Jetzt konzentriere ich mich wieder auf die grundlegenden Dinge und diesen Weg werde ich nicht mehr verlassen.

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SPOX: Wohin führt Ihr Weg mit Stuttgart in dieser Saison?

Hilbert: Nach drei guten Spielen dürfen wir natürlich nicht gleich wieder von der Meisterschaft reden. Aber angesichts der hohen Qualität in der Mannschaft muss das Ziel die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb sein.

SPOX: Dafür käme ein Sieg gegen den FC Bayern ganz recht.

Hilbert: Die Rechnung ist simpel: Bei einer derart gut aufgestellten Mannschaft wie Bayern bringt es nichts, groß nach Schwachstellen zu schauen. Deswegen müssen wir auf uns schauen, hoch konzentriert spielen, Gas geben und den Glauben haben, die Bayern zu bezwingen. Dann schafft man es auch.

SPOX: Immerhin ist Stuttgart so etwas wie der Angstgegner der Bayern.

Hilbert: Die Bayern sollen auch Angst vor uns haben. Dazu haben sie allen Grund. Die letzten beiden Heimpartien haben wir gegen München gewonnen, zudem sind wir gut drauf und sind richtig heiß auf das Spiel. Warum sollen wir dann nicht auf Sieg spielen?

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