Tremmel: "So ist das eben in Cottbus"

Von Interview: Philipp Dornhegge
Gerhard Tremmel gibt seit drei Jahren alles für Energie Cottbus
© Getty

Gerhard Tremmel ist derzeit eine der wenigen Konstanten bei Energie Cottbus. Er hält, was zu halten ist. Trotzdem steht das Team noch schlechter da als in der letzten Saison: Cottbus steckt wieder mitten im Abstiegskampf, Kapitän Timo Rost und Ervin Skela lagen im Streit, Igor Mitreski flog nach seiner Kritik an Trainer Bojan Prasnikar sogar aus dem Kader.

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Auch Tremmel übte bereits öffentlich Kritik - und bekam prompt einen Rüffel vom Kapitän. Vor dem wichtigen Spiel gegen Karlsruhe (Sa., ab 15.15 im SPOX-TICKER und bei Premiere) spricht der Torhüter über die Situation in Cottbus, gefährliche Hobbys und seinen ursprünglich erlernten Beruf. Außerdem: Die Sache mit den Schiedsrichtern und sein 30. Geburtstag.

SPOX: Herr Tremmel, am Sonntag feiern Sie Ihren 30. Geburtstag. Haben Sie eine große Party geplant?

Gerhard Tremmel: Nicht wirklich. Eine Feier im kleinen Kreis wird es sicher geben, aber in unserer jetzigen Situation stehen andere Dinge im Vordergrund.

SPOX: Könnte Ihnen eine Niederlage gegen Karlsruhe die Laune denn so richtig verderben?

Tremmel: Na ja, man versucht natürlich immer, diese Dinge zu trennen, aber als Fußballer ist das nicht so einfach. Vor allem, wenn man - wie wir derzeit - jeden Punkt braucht. Aber ich gehe davon aus, dass wir gewinnen, und dann stimmt auch die Laune (lacht).

SPOX: Es gibt noch einen weiteren Grund, warum dieses Spiel ein besonderes für Sie ist: Sie bestreiten Ihr 100. Bundesligaspiel.

Tremmel: Ist das so? Ah ja, das kann schon sein, vor ein paar Wochen wurde mir mal gesagt, dass es bald so weit ist. Dass es das Spiel gegen Karlsruhe ist, war mir nicht klar, spielt aber für mich auch keine Rolle.

SPOX: Wie soll es denn gegen Karlsruhe klappen? Immerhin gab es erst einen Punkt aus sechs Heimspielen...

Tremmel: Aber da hatten wir oft Pech. Da machst du eigentlich ein ordentliches Spiel, und dann bekommst du ein paar ganz blöde Tore, zum Beispiel nach Standards wie gegen Schalke. Diese Konzentrationsschwächen, die kleinen, aber entscheidenden Fehler müssen wir abstellen.

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SPOX: Oder mal wieder mehr Glück mit den Schiedsrichtern haben? Auch gegen Wolfsburg gab es wieder fragwürdige Entscheidungen...

Tremmel: Das interessiert mich überhaupt nicht mehr. Wir hatten sicherlich nicht immer Glück mit den Schiedsrichtern, aber so ist das nun mal in Cottbus. Das sind wir seit Jahren gewohnt.

Und irgendwann hat man auch genug gesagt, da bringt es nichts, wenn man immer weiter draufhaut.

SPOX: Energie hat vielleicht ohnehin genug Probleme. Der heftige Streit zwischen Ervin Skela und Dimitar Rangelov, der Rauswurf von Igor Mitreski, und Kapitän Timo Rost hat Ihre öffentliche Kritik auf Ihrer Homepage nicht gefallen.

Tremmel: Das ist aufgebauscht worden. Ich denke, dass wir in den vergangenen Spielen auf dem Platz gezeigt haben, dass wir eine Einheit sein können. Momentan bringt uns aber jedes Negativerlebnis aus dem Rhythmus. Aber wir sind dabei, wieder dahin zu kommen, dass einer für den anderen läuft und arbeitet. Sonst hätten wir nicht mit Schalke und Hamburg mitgehalten und auch nicht in der ersten Hälfte gegen Wolfsburg. Aber als Konsequenz aus den Niederlagen, kommt es auch mal zu Reibereien. An sich haben wir aber keine Probleme in der Mannschaft.

SPOX: Noch ein Wort zu Ihrer Homepage: Sie geben sich unwahrscheinliche Mühe mit Ihrer Seite. Übernehmen Sie die Pflege selbst?

Tremmel: Nein, da nutze ich professionelle Hilfe. Aber die Kommentare sind natürlich von mir. Ich versuche da einfach, etwas für die Fans zu tun, um in Kontakt zu treten und ihnen eine Plattform zu bieten. Das läuft ganz gut und macht viel Spaß.

SPOX: Privat fahren Sie Snowboard und Motorrad, was sagt der Verein zu so verletzungsträchtigen Hobbys?

Tremmel: Energie hat nichts dagegen. Man muss sich für den Fall einer Invalidität sowieso selbst absichern. Aber in letzter Zeit ist das mit dem Motorrad fahren etwas eingeschlafen. Mal sehen, wie das in der Zukunft wird. Und zum Snowboard fahren: Ich bin seit einiger Zeit zurückgekehrt zum Ski (lacht).

SPOX: Auf jeden Fall stehen Ihre aufregenden Hobbys im krassen Gegensatz zu dem Beruf, den Sie ursprünglich gelernt haben.

Tremmel: Das stimmt, ich bin gelernter Steuerfachangestellter. Mir wurde immer ein wirtschaftliches Talent nachgesagt, daraus ist das entstanden. Aber in der Lehre war ich nicht der Fleißigste, und es gibt auch keine Pläne, irgendwann in den Beruf zurückzukehren.

SPOX: Haben Sie stattdessen schon andere Überlegungen angestellt, wie es nach der Profikarriere weitergehen soll?

Tremmel: Überhaupt nicht. Mit 30 ist man als Torwart ja noch jung, und im Moment genieße ich noch mein Leben als Profi. Früher oder später wird das aber sicher ein Thema.

SPOX: Und im Verein sind Sie ja mittlerweile durchaus anerkannt: Ist Cottbus für sie zur Herzensangelegenheit geworden?

Tremmel: Nachdem meine Zeit bei Hertha nicht so erfolgreich war, hat mir Energie Cottbus das Vertrauen geschenkt. Dafür bin ich sehr dankbar, ich fühle mich sehr wohl hier. Und unumstrittener Stammspieler zu sein, ist schon ein beruhigendes Gefühl.

SPOX: Dürfen wir daraus schließen, dass Sie Ihren Vertrag, der noch bis 2010 läuft, gerne verlängern würden?

Tremmel: Da hab ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Jetzt ist erstmal entscheidend, wie wir unsere schwierige Situation meistern. Wir müssen derzeit alle Kräfte für den Abstiegskampf bündeln. Wenn das geschafft ist, und ich gehe davon aus, dass wir es schaffen, dann kümmere ich mich um die anderen Sachen.

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