Doppelherz und Bobbycar

Von Florian Bogner
jones schalke trikot
© Getty

München - Neun Spieltage sind rum, die Liga nimmt sich zwei Wochen Zeit zum Durchschnaufen und schaut Jogis Jungs beim mehr oder weniger erfolgreichen Qualifizieren für die Europameisterschaft zu.

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Zeit für SPOX.com, ein erstes Fazit zu ziehen. Dass Luca Toni, Miro Klose und Franck Ribery einen überragenden Saisonstart hingelegt haben, müssen wir ihnen nicht erzählen.

Wenn der FC Bayern für dieses Trio 48 Millionen Euro auf den Tisch blättert, erwartet man solche Leistungen aber auch. Deswegen haben wir die wahren Granaten der ersten Spieltage heraus gepickt, die nicht jeder auf der Liste hatte. Außer deren Trainer natürlich.

1. Jermaine Jones

Irgendwie hätte das alles auch nach hinten losgehen können. "Ich wollte den Ball schon weg hauen, weil ich dachte, ich bin im Abseits", meinte Jones nach dem 2:0-Sieg in der Champions League bei Rosenborg Trondheim. Gut, dass er es nicht tat, sondern stattdessen draufhielt und zum 1:0 traf. So hatte auch der letzte Knappen-Fan mitbekommen, dass der Junge mit der Nummer 13 ein ganz Guter ist.

Dass Jones gut kicken kann, war auch in Frankfurt bekannt. Nur war er dort zuletzt lediglich wegen Trashtalks im Fan-Forum aufgefallen. Auf dem Platz konnte er kein Contra geben, er schlug sich fast zwei Jahre lang mit einer Schienbeinverletzung rum. Schalke ging das Risiko ein und holte Jones trotz dessen Verletzungsanfälligkeit. Das Risiko wurde bislang belohnt.

Seit dem dritten Spieltag gehört der 25-Jährige zur Stammelf und macht seine Sache so ordentlich, dass man ihm schon den Kosenamen "Kampfschwein" verpasst hat. "Es ist unglaublich, wie fit er ist. Er hat zwei Herzen und zwei Lungen", adelte ihn Kapitän Marcelo Bordon unlängst. Zuletzt gegen den KSC stemmte sich Jones sogar so vehement gegen die Niederlage, dass sein Trikot zum Schluss nur noch in Fetzen hing. Kampfschwein eben.

2. Boubacar Sanogo

In der SPOX-Redaktion - und vermutlich nicht nur dort - heißt der Ivorer liebevoll Bobbycar. Gemeinsamkeiten mit einem quietschenden roten Rutschauto gibt's aber kaum. Außer dass er vielleicht hin und wieder ein paar Leute entnervt - nachzufragen bei der Bielefelder Abwehr.

Beim HSV wurde er in der vergangenen Saison als Fehleinkauf verschrien, weil er es dort in 31 Spielen nur auf vier Tore brachte. Und dieser Mann soll Miroslav Klose ersetzten können? In Bremen war die Titulierung "Fehleinkauf" schon vor Sanogos erstem Spiel vergeben.

Und was kam dann? Fünf Tore in sieben Spielen, dazu ein Champions-League-Tor in Madrid und zuvor schon eines in der Quali bei Dinamo Zagreb. Bobbycar ist somit wohl der beste Fehleinkauf der Geschichte. Wie ungerecht die Welt doch ist, liebe HSV-Fans.

3. Ze Roberto

Zugegeben kein Überraschungserfolg: Beim FC Bayern wusste man sehr genau, wen man da in der Sommerpause geholt hatte. Der kleine Brasilianer hatte immerhin schon vier Jahre in München gekickt.

In der Kategorie "Transfers Ü30" ist Jose Roberto da Silva Junior dennoch der Volltreffer der Liga. Und man muss sich wahrhaftig fragen, ob der 33-Jährige nicht ein Jahrzehnt lang auf der falschen Position gespielt hat.

Brasiliens ehemaliger Nationalcoach Carlos Alberto Parreira kam vor der WM 2006 auf die glorreiche Idee, ihn ins defensive Mittefeld zu beordern.

Dort erlebt Ze Roberto seitdem seinen dritten Frühling, wurde im vergangenen Jahr zu Brasiliens Fußballer des Jahres gewählt und spielt nun auch bei den Bayern überragend. Seine Bilanz: zwei Tore und zwei Vorlagen. Und nebenbei wird Franck Ribery ganz akkurat der Rücken frei gehalten.

4. Stanislav Sestak

Stanislav. Klingt nicht unbedingt nach filigraner Technik und wieselflinken Flügelläufen. Irgendwie klingt Stanislav eher nach robuster Abwehrarbeit mit blutrünstigen Grätschen und nach einem fiesen Haarschnitt.

Vielleicht haben die Gegner des VfL Bochum deshalb so viele Probleme mit dem Slowaken. Der ehemalige Torschützenkönig der slowakischen Liga wirbelt mal im Sturm, mal auf rechts, aber stets schnell und schnörkellos.

Viermal hat der 24-Jährige bereits genetzt und den VfL so bislang aus dem Gröbsten rausgehalten. Tendenz steigend. Nach was klang eigentlich Theofanis nochmal?

5. Maik Franz

Mit Franz ist das so eine Sache - entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Da gibt es kein Dazwischen. Seinen Kritikern ist er zu unbeweglich und technisch nicht versiert genug. Seine Fans stehen auf seine Zweikampfhärte und seine Kopfballstärke.

KSC-Trainer "Ede" Becker steht auf viel mehr: Seine Zuverlässigkeit. Bei Franz weiß man immer, was man bekommt. 100 Prozent Einsatz und Kampfeswillen bis zum Umfallen. Damit hat der 26-Jährige seine Gegenspieler in den ersten neun Spielen zur Weißglut gebracht und nebenbei auch noch zwei Tore erzielt. Mehr kann man von einem Innenverteidiger nicht verlangen, oder?

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