FIFA, FBI und Kalter Krieg

SID
Russlands Präsident Putin stellt sich im FIFA-Skandal auf die Seite von Sepp Blatter
© getty

Ein korpulenter Spitzel, der nicht in den Knast will. Eine bissige Justizministerin, die tief im Schmutz gegraben hat. Ein Staatsanwalt, der sich gegen die Unterwelt New Yorks stellt. Die Hauptdarsteller der sehr realen US-Ermittlungen gegen den Fußball-Weltverband FIFA wirken wie aus einem Hollywood-Film entsprungen.

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"Das ist erst der Anfang, nicht das Ende", warnte Kelly Currie, Oberstaatsanwalt des Ost-Distrikts der US-Metropole, nachdem in Zürich am Mittwochmorgen sieben hochrangige FIFA-Funktionäre abgeführt worden waren und nun in Auslieferungshaft sitzen.

Neben ihm standen Justizministerin Loretta Lynch, Curries Vorgängerin, die monatelang ermittelt hat, und FBI-Boss James Comey. Dem offensichtlich organisierten Verbrechen innerhalb des Fußballs stellt sich ein ernstzunehmender Gegner entgegen.

"Sie haben das Geschäft des Welt-Fußball beschädigt, um ihre Interessen durchzusetzen und sich selbst zu bereichern. Und das über Jahre", sagte Lynch, die im vergangenen Jahr von Präsident Barack Obama zur obersten Gesetzeshüterin ernannt worden war. Sie sei eine "Mischung aus Stahl und Samt", sagte mal eine Senatorin über die 56-Jährige. Im Rahmen ihrer Ermittlungen packte ein ehemaliges hohes Tier der FIFA aus.

Allein das Erscheinungsbild von Chuck Blazer, US-Bürger und Ex-Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee, wirkt abenteuerlich. Dick, mit weißen Rauschbart und irgendwie immer in Hektik zählt der 70-Jährige, der jahrelang Geld an den US-Behörden vorbeigeschleust hatte, zu den wichtigsten Informanten der US-Ermittler.

Das FBI hörte mit

Die beste Episode: Mit einer "Wanze" im Schlüsselanhänger soll der frühere Generalsekretär des Kontinentalverbandes für Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik CONCACAF während der Olympischen Spiele 2012 in London Verantwortliche der russischen und australischen WM-Bewerbung für 2018 (Russland gewann bei der Wahl 2010) sowie weitere FIFA-Granden ausgespäht haben. Das FBI hörte im Nebenraum mit. Insgesamt ging es wohl um 44 Funktionäre.

Die US-Ermittlungsbehörde schleuste Blazer seit 2011 ein, bis 2013 saß er im Exko mit FIFA-Präsident Joseph S. Blatter. Das Druckmittel gegen den früheren Vertrauten von Korruptions-Meister Jack Warner (Trinidad und Tobago), der ebenfalls wieder im Visier der US-Behörden steht und sich inzwischen der Polizei gestellt hat, soll eine angedrohten Klage wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 29 Millionen Dollar gewesen sein.

Mit Blazers Infos gelang der Schlag gegen die FIFA-Funktionäre. Die vorliegenden Akten beinhalten Material mit Explosionsgefahr - was sofort für internationale Spannungen sorgte. "Das ist ganz klar ein Versuch, die Wiederwahl von Joseph Blatter als FIFA-Präsident zu verhindern", sagte der russische Staatspräsident Wladimir Putin am Donnerstag in einer Fernsehansprache: "Es ist ein extrem schwerer Bruch der Prinzipien, wie internationale Organisationen arbeiten sollten."

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