Bälle holen mit Götze, kicken mit Iniesta

Von Für SPOX in Barcelona: Thomas Gaber
Marcel Stenzel und Zvonimir Kovac kamen unter die letzten 100 Bewerber von Nike The Chance
© Getty

Sie verfolgen ihren Traum vom Profifußballer. Marcel Stenzel (20) aus Dortmund und Zvonimir Kovac (18) aus München kamen unter die letzten 100 von 100.000 Bewerbern von Nike The Chance. Beim Weltfinale in Barcelona kamen Stenzel und Kovac zwar nicht ins Finale, überzeugt haben sie aber dennoch.

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Jimmy Gilligan, Head Coach der Nike Academy: "Wir haben den beiden das Herz gebrochen, weil wir ihnen sagen mussten, dass sie es bei diesem Wettbewerb nicht schaffen. Das heißt aber noch lange nicht, dass für sie der Weg zum Profi zu Ende ist. Im Gegenteil: Beide haben exzellente Fähigkeiten und sollten ihren Traum nicht aufgeben."

Im Doppel-Interview sprechen Stenzel, ein Freund von Mario Götze, und Kovac über ihre Anfänge als Fußballer, Entbehrungen auf dem Weg zum Profi und ihre einmaligen Erfahrungen bei The Chance.

SPOX: Wie waren Eure Anfänge im Fußball?

Zvonimir Kovac: Meine Eltern sind Kroaten, aber ich bin in München geboren und aufgewachsen. Angefangen habe ich beim BSC Sendling, mit zwölf bin ich in die Jugend vom FC Bayern gewechselt. Allerdings wurde ich da aussortiert, weil ich den anderen körperlich unterlegen war. Ich war zu schmächtig. In den letzten zwei Jahren habe ich physisch aufgeholt und spiele mittlerweile in der Regionalliga beim FC Ingolstadt II.

Marcel Stenzel: Das erste Mal gegen den Ball getreten habe ich mit drei oder vier Jahren. In der D2 habe ich bei Eintracht Dortmund Stürmer gespielt. Zwei Jahre später wurde ich von Borussia Dortmund verpflichtet, wo ich bis zur B-Jugend Außenverteidiger gespielt habe. Dann meinte der Trainer, ich sei im Mittelfeld besser aufgehoben - und auf einmal war ich Zehner.

SPOX:Und auf welcher Position fühlst Du Dich am wohlsten?

Stenzel: Im Mittelfeld und dort im Zentrum. Egal ob Sechser, Achter oder Zehner. Ich habe gerne viele Ballkontakte und gehe mit nach vorne. Ich fordere gerne den Ball und verteile ihn dann.

Kovac: Ich fühle mich im offensiven Mittelfeld am wohlsten. Ich habe schon als kleines Kind immer vorne gespielt.

SPOX: Von Deiner Statur und Deiner Spielweise her erinnerst du mich an Thomas Müller. Kommt das hin oder liege ich da total falsch?

Kovac: (lacht) Ich habe eher öfter mal den Vergleich mit Toni Kroos gehört.

SPOX: Marcel, wann hast du für dich entschieden, den Traum einer Profikarriere verwirklichen zu wollen?

Stenzel: Den Wunsch hatte ich schon immer. Ich stand früher in Dortmund auf der Südtribüne mit meinem Vater. Als ich beim BVB angefangen habe, wurde mir klar, was mir da für eine Chance geboten wird.

SPOX: Willst du Profi werden, weil du einfach kicken willst oder reizt dich auch der Ruhm?

Stenzel: Fußball ist der schönste Zeitvertreib, den es gibt. Ruhm, Geld - das ist mir völlig egal, das kommt sowieso irgendwann, wenn man seine Leistung bringt. Wenn man gut ist, wird man belohnt; das ist überall im Leben so. Mich interessiert Fußball, ich muss aber nicht der größte Weltstar werden. Ich habe für mich zum Ziel gesetzt, mein Hobby zum Beruf zu machen. Und wenn ich es nicht schaffe, gibt es andere Lösungen.

SPOX: Zu welchen Spielern schaut Ihr auf?

Kovac: Andres Iniesta und Mesut Özil. Wahnsinnsspieler, die das höchste Level erreicht haben. Iniesta und ein paar andere Barca-Spieler haben uns am ersten Trainingstag hier besucht. Wir haben mit Iniesta gespielt - ich dachte, ich bin im falschen Film. Die Spieler von Barca - das ist das Nonplusultra im Fußball.

Stenzel: Iniesta, Xavi oder Messi sind nicht nur geniale Fußballer. Die kriegen pro Spiel 20, 30 Mal auf die Socken und werden nie sauer. Das beeindruckt mich.

SPOX: Mario Götze gehört sicher auch zu Deinen Vorbildern, du kennst ihn persönlich.

Stenzel: Ja, wir sind gemeinsam zur Schule gegangen. Ich kann mich an ein Spiel zwischen Dortmund und Real Madrid erinnern, bei dem wir beide Balljungen waren. Das war 2010. Als Cristiano Ronaldo an uns vorbeilief, sagte Mario zu mir: ‚In einem Jahr will ich es schaffen, in solchen Spielen auf dem Platz zu stehen.' Ich habe das nicht als realistisch empfunden. Ein Jahr später stand Mario auf dem Platz und ich war immer noch Balljunge. Mario hat es geschafft - mit viel Talent, aber auch mit viel Arbeit. Ich weiß, dass ich nie so werden kann wie er. Das muss ich aber auch nicht. Ich will einfach irgendwann in den großen Stadien spielen und den Leuten zeigen, was ich drauf habe.

SPOX: Hast du noch Kontakt zu Götze?

Stenzel: Ja, er hat sich auch schon erkundigt, wie es für mich hier bei The Chance läuft. Er hat mir geraten, hart für meinen Traum zu arbeiten. Das tue ich und ich glaube an meine Chance. Neben Mario habe ich mir übrigens auch Ronaldinho zum Vorbild genommen. Der hatte immer ein Grinsen im Gesicht, auch wenn ein Trick nicht funktioniert oder ein Pass nicht angekommen ist. Ich versuche auch, immer mit einer gewissen Lockerheit Fußball zu spielen, sonst verkrampft man. Man muss auch mal schmunzeln können, wenn man einen Fehler macht. Beim nächsten Mal wird's dann schon wieder besser werden.

SPOX: Wie ist Euer familiäres Umfeld? Habt Ihr die bedingungslose Unterstützung von zuhause?

Kovac: Ja, meine Familie wünscht sich, dass ich Profi werde. Mein Bruder hat früher geboxt, jetzt unterstützt er mich, wo es geht. Mein Vater hat mich früher jeden Tag zum Training gefahren. Ich würde meiner Familie später gerne etwas zurückgeben.

Stenzel: Meine Familie glaubt an mich und das gibt mir sehr viel Kraft.

SPOX: Marcel, musst Du für Deinen Traum, Profi zu werden, auf Dinge verzichten?

Stenzel: Ich versuche, meine Freunde oft genug zu sehen. Dann spielen wir Playstation oder Poker. Aber ich gehe natürlich nicht ständig in die Disco. Mit meiner Freundin gehe ich gerne ins Kino oder abends zum Essen. Man muss auch loslassen können vom Fußball, sonst macht man irgendwann dicht.

SPOX: Du bist 20 Jahre alt. Gibt es für Dich eine Deadline, bei der Du sagst: ‚Bis dahin muss ich es als Fußballer geschafft haben'?

Stenzel: Didier Drogba oder Miro Klose sind erst mit 24, 25 Profi geworden. Sollte ich es mit 23, 24 nicht geschafft haben, muss ich mich umorientieren. Ich werde demnächst beginnen zu studieren. Man kann seinem Traum auch nicht sein Leben lang hinterherlaufen. Man muss dann auch akzeptieren, dass es vielleicht nicht gereicht hat - aus welchen Gründen auch immer. Fußball ist nicht immer Leistung, es gehört auch Glück dazu. Aber solange mir der Fußball Spaß macht, werde ich alles dafür geben, mein Ziel zu erreichen. Ich habe zum Beispiel in den letzten Jahren auf Eigeninitiative meine Physis verbessert. Das hatte ich vernachlässigt, weil ich dachte, Fußballspielen reicht. Tut es nicht und deswegen musste ich was tun und werde das auch in Zukunft.

SPOX: Zvoni, hattest Du schon mal Zweifel, dass es vielleicht nicht zur Profikarriere reichen könnte?

Kovac: Nein. Ich habe mich schon oft mit sehr guten Spielern in meinem Alter gemessen. Ich habe Lehrgänge mit kroatischen Jugendnationalteams gemacht. Das sind die besten Jugendspieler aus ganz Kroatien, einer spielt bei Juventus, ein anderer bei Manchester City. Anfangs dachte ich: ‚Das sind Unmenschen, mit denen kann ich nicht mithalten.' Konnte ich aber dann doch.

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