Zwanziger wehrt sich gegen Generalverdacht

SID
DFB-Präsident Theo Zwanziger stellt sich grundsätzlich vor die deutschen Schiedsrichter
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Theo Zwanziger stellt sich grundsätzlich vor die deutschen Schiedsrichter, fordert von den Referees in der jüngsten Steueraffäre aber aktive Mithilfe.

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"Im Manipulations-Fall Hoyzer wurde zunächst von etlichen angeblich verdächtigen Schiedsrichtern gesprochen. Am Ende waren es zwei. Wir sollten nicht jedes Gerücht aufgreifen und erst einmal abwarten, wie viele am Ende tatsächlich betroffen sind", so Zwanziger.

"Ich wehre mich, das gesamte Schiedsrichterwesen unter Generalverdacht zu stellen. Das haben diese Menschen nicht verdient", sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes in einem Gespräch mit der "Bild". "Wir brauchen aber die Mitwirkung der Schiedsrichter selbst. Für alle ist es das Beste, die Wahrheit schnell zu sagen."

Verdacht der Steuerhinterziehung in 70 Fällen

Angesichts der Tatsache, dass es bei den Unparteiischen einen Verdacht der Steuerhinterziehung in 70 Fällen gibt, sagte Zwanziger: "Und die Ergebnisse liegen uns noch nicht vor. Eins sollte man aber festhalten: Nicht jede Steuerprüfung oder Nachzahlung rechtfertigt den Verdacht einer strafbaren Handlung."

Der DFB-Boss kann sich anscheinend sogar vorstellen, dass wegen Steuerhinterziehung verurteilte Schiris eines Tages wieder pfeifen. "Das hängt vom Strafmaß ab. Auch ein verurteilter Beamter kann möglicherweise weiter Beamter bleiben. Ein wichtiger Punkt ist dabei, wie er persönlich damit umgeht. Die Menschen sind eher bereit zu verzeihen, wenn einer zunächst einmal offen zu seinen Fehlern steht", sagte der Jurist, der mit seinem Krisenmanagement ganz zufrieden ist und sich gegen Kritik erneut zur Wehr setzte.

Ein Problem-Präsident?

Auf die Frage, ob er ein Problem-Präsident sei, entgegnete der 66-Jährige selbstbewusst: "Problem? Für wen? Das kommentiere ich mit einem leisen Lächeln. Der DFB steht nach zwei tollen WM-Turnieren im eigenen Land sportlich, wirtschaftlich und gesellschaftlich glänzend da. Ich denke, dazu habe auch ich einen kleinen Teil beigetragen."

Zwanziger weiter: "Aussagen in den Medien helfen doch nicht weiter. Wir alle sind gefordert, die aktuellen Probleme aktiv anzugehen. Ich habe schon mehrfach schwierige Situationen erlebt, die wir letztlich alle bewältigt haben. Das wird auch diesmal so sein. Und am Ende ist der Fußball immer stärker daraus hervorgegangen."

Dass der ehemalige Schiedsrichter-Sprecher Manfred Amerell weitere fünf bis sechs Enthüllungen angekündigt hat, macht Zwanziger keine Sorgen: "Im Gegenteil. Er selbst hat ja seine Amtspflichten verletzt. Wenn er uns Anhaltspunkte gibt, dass irgendwo etwas nicht stimmt, begrüße ich das. Dann werden wir das aufklären. Ich bin kein Unter-den-Teppich-Kehrer. Das macht mich manchmal etwas schwierig für andere."

Zwanziger: Rücktritt kategorisch ausgeschlossen

Zudem bestritt der Verbandschef, in diesem Zusammenhang den DFB-Vize und Süd-Verbandschef Rainer Koch wegen dessen angeblicher Nähe zu Amerell entmachtet zu haben.

"Da ist etwas passiert, was der DFB nicht hinnehmen konnte. Rainer Koch hat mit Amerell zusammengesessen, ohne dass wir informiert wurden. Den Fehler hat er eingesehen, sich entschuldigt. Dass er bereit ist, das Rechtsressort abzugeben, hat er selbst ins Gespräch gebracht", sagte Zwanziger.

Einen Rücktritt schließt er nach wie vor kategorisch aus: "Ich trete doch nicht zurück, weil einige Schiedsrichter möglicherweise Steuern nicht korrekt gezahlt haben." Ob er 2013 aber noch einmal zur Wahl antreten wird, ließ Zwanziger offen: "Das ist noch lange hin, ich werde meine Entscheidung den Mitgliedsverbänden aber sehr frühzeitig übermitteln. Jetzt hoffe ich erst einmal, dass 2012 unser Traum wahr wird, Europameister zu werden. Ein realistischer Traum."

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